Dieser Artikel ist gut geschrieben und packt auch den Kern des Problems der fehlenden Debatte in der deutschen Gesellschaft. Allerdings missverstehen Sie meiner Meinung nach unsere Rolle in diesem ich nenne es evolutionären Prozess des Glaubens. Der Prozess indem sich die islamische Welt befindet, ist eine Hinterfagung der Wertvorstellungen. Ich denke man kann die aktuelle Zeit mit der Epoche der großen Religionskriege und die anschließende Aufklärung vergleichen. Die Konflikte innerhalb dieses Prozesses und anschließenden Auseinandersetzungen waren beispiellos, kann man jetzt erwarten, dass diese Konflikte im arabischen bzw. muslimischen Raum völlig reibungslos ablaufen? Wir müssen zwischen Opfern, schweigender Mehrheit und Tätern unbedingt unterscheiden, damit ihre Stimme ein Gewicht hat und es der Stimme der Mehrheit nicht noch schwerer machen sich zu erheben. Oder noch schlimmer die Stimmen der Verrückten unterstützen, weil wir deren Ressourcen brauchen oder uns eine stabilere Position in einem Gebiet davon versprechen. Man kann jetzt argumentieren, dass die wirtschaftlichen Fakten halt nunmal so sind und man sich nicht aussuchen kann mit wem man Geschäfte macht, aber das ist bullshit und eine faule Ausrede und eine Rechtfertigung für passive Ausbeutung. Die muslimische Bevölkerung darf sicher nicht gleichgesetzt werden mit dem radikalen und menschenverachtenden Elementen des Islam.
Sehr geehrter Frau Lengsfeld, vielen Dank für Ihren interessanten Beitrag auf diesem Blog, den ich aus England verfolge. Leider habe ich den Eindruck, dass Ihre eingangs erwähnten Beispiele und das Zitat nicht recht zu Ihrer Schlussfolgerung passen. Ich schätze die Absolventen des Berliner Sprachenkonvikts, zu denen Sie ja gehören, sehr, und so habe ich mir die Mühe gemacht die folgenden zwei Anmerkungen zu formulieren. Hoffentlich, können Sie meinen Argumenten etwas abgewinnen. 1. Ich lebe seit ca. 10 Jahren in Großbritannien (Cambridge und London) und obwohl ich mich als Jurist und Rechtswissenschaftler beruflich mit dem Recht religiöser Gruppen in England (ganz speziell London) befasse, habe ich bisher noch nichts von den von Ihnen erwähntent sog. No-Go-Zones gehört. Weder in London, noch in anderen Städten wie bspw. Birmingham gibt es solche Zonen - das würde von der britischen Gesellschaft auch überhaupt nicht geduldet. Stattdessen gilt die Zusammemarbeit familiärer Schiedsgerichte von religiösen Minderheiten (und das bezieht sich nicht nur auf den islamischen Kontext, sondern ganz besonders auch auf die jüdisch-Orthodoxen Gemeinden in London) mit den staatlichen Gerichten in London als weltweit vorbildlich. Es gilt hier stetst, dass in bestimmten Rechtsbereichen (bspw. im Familienrecht) religiöse Rechtsnormen Anwendung finden können, wenn Sie im Einklang mit dem englischen Common Law sind. Das leuchtet allen Beteiligten ein und funktioniert hervorragend. Von No-Go-Zones und unkontrollierten Parallelrechtswelten kann also wenigstens in Großbritannien keine Rede sein! 2. Prinzipiell teile ich Ihre Ansichten hinsichtlich der schweigenden Mehrheit (auch wenn mir manche Ihrer Beispiele allzu polemisch und unrefined erscheinen) - allerdings setzen Sie voraus, was Sie eigentlich beweisen müssten: das es eine schweigende Minderheit von Muslimen gibt. Ich würde Ihnen empfehlen einfach einmal die Webseite einer Institution Ihrer Wahl, welche die Mehrheit (oder wenigstens einen Teil der Mehrheit) der Muslime in Deutschland repräsentiert, zu besuchen und sich die Stellungnahmen anzusehen (willkürliche Empfehlung: http://www.ditib.de/ Neueste Pressemeldung: “Wir verurteilen den Brandanschlag auf eine Synagoge in Wuppertal!”; s.a. die Stellungnahme von Aiman Mazyek hier: http://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article130726861/Zweiter-Verdaechtiger-nach-Brandsaetzen-festgenommen.html). Oder suchen Sie einmal das Gespräch mit den Stipendiaten der Avicenna-Stiftung, oder lesen Sie einen Beitrag eines muslimischen Autoren zum Nahost-Konflikt (es gibt sie! z.B.: http://www.tagesspiegel.de/berlin/debatte-um-nahostkonflikt-in-berlin-vernuenftige-ich-kann-uns-nicht-hoeren/10252962.html). Sie werden merken, dass diese Mehrheit alles andere als schweigsam ist. Aber selbst wenn Sie recht haben sollten; selbst, wenn die Mehrheit der Muslime schweigen sollte (was sie m.E. nicht tut), dann sind es diejenigen, die die Mehrheit zur Irrelevanz verdammen, welche die Folgen des mehrheitlichen Schweigens zu verantworten haben. Im Angesicht des Nazi-Terrors oder im Angesicht der Stasi-Diktatur wäre es doch das schlauste gewesen, so wie es bspw. die Weiße Rose versuchte, gerade die schweigenden Massen zu mobilisieren (dass dies im Fall der DDR gelang, unterscheidet das Ende jenes Regimes vom Ende der NS-Diktatur) statt so zu tun als sei die Masse nicht entscheidend. So wie Sie die Beispiele im Moment gebrauchen, machen sie wenig Sinn - sie taugen jedenfalls überhaupt nicht zur Untermauerung Ihrer Kernthese. Zusammenfassend heißt das, selbst wenn Sie recht haben sollten, dann wäre es Ihrem eigenen Ziel förderlicher, wenn Sie sich mit der Mehrheit der schweigenden Muslime zusammen tun und gemeinsam eine Strategie entwickeln würden, wie man jene wenigen Strömungen des Islams, welche zweifelsohne existieren, die fanatisch und menschenverachtend sind, bekämpfen kann. Wenn Sie das täten, dann höbe sich der augenblicklich existierende Widerspruch zwischen Ihren eingangs erwähnten Beispielen und Ihrer Schlussfolgerungen auf und Sie würden einen wirklichen Beitrag zur Zukunft Ihres Landes leisten. Mit freundlichen Grüßen, A Flussmann
Danke Frau Lengsfeld für diese absolut treffsichere Analyse. Offenbar haben viele Mitbürger nicht gewusst oder schon vergessen, daß es in der DDR zum Beispiel weniger als 10% der Bevölkerung Mitglied der SED war. Trotzdem schaffte es diese fanatische Minderheit, rund 16 Millionen Menschen in einem totalitären Überwachungs- und Spitzelstaat 40 Jahre lang gefangen zu halten und einer ideologischen Gehirnwäsche von Klein an zu unterziehen. Eine “schweigende Mehrheit” ist nahezu die Voraussetzung, um eine Diktatur zu errichten. Ob kommunistisch, sozialistisch oder islamisch, ist egal…. Denn die Aggressivität und Brutalität einer vergleichsweise kleinen fanatischen Gruppe lässt die Mehrheit schweigen. Aus Angst, aus Feigheit, aus Ignoranz, aus Bequemlichkeit…. Wenn sie dann persönlich direkt betroffen werden, ist es zu spät zu widersprechen.
Vielen Dank für ihren Artikel. Mir geht dieses feige Schweigen schon sehr auf den Geist. Offensichtlich wollen sehr viele Leute sich nicht mit zu vielen Fakten das Leben versauen lassen. Gespeist durch das vermittelte Halbwissen durch die Mainstreammedien und dem Gestus der Politik: Brot und Spiele, ist es für viele besser mit dem Strom zu schwimmen. Geschichtlich gesehen, haben diese Wegducker auch immer sehr viel verloren.
„Denn Tatsache ist, dass die Fanatiker gegenwärtig den Islam beherrschen.“ Je nach Vermögen und Möglichkeiten hat jeder gläubige Moslem seinen persönlichen Beitrag für die Sache Allahs zu leisten. Dabei sind alle dienlichen Mittel, die an sich und a priori, nach islamischer Auffassung, weder gut noch böse sind, durch Allah legitimiert und somit erlaubt, denn gut ist, was der Sache Allahs dient, gut ist, was dem Islam nützt. Die Übergänge von friedlichen still-gläubigen Muslimen zu Fanatikern und möglichen Terroristen sind fließend und nicht stabil. Sie können jederzeit kippen, je nach Situation und Gesinnungswandel. Der leicht verständliche Grund für die Gemeinsamkeit basiert auf der Tatsache, dass beide, ob als Terrorist, der streng dem Koran und seinem Vorbild Mohammed folgt, oder als gläubiger friedlicher Moslem, sich auf Allah und die verbindlichen Glaubensgrundlagen beziehen. Das aber sind der Koran, die Sunna und die Scharia. Auch haben beide ohne Einschränkung die lebenslange Verpflichtung, sich um die Sache Allahs zu bemühen, was der Terminus Djihad ausdrückt. Es handelt sich dabei um den göttlichen Auftrag, die Menschheit unter die Scharia, dem Gesetz Allahs zu bringen und zu einen. Das erstrebte Endziel ist die Einigung der Menschheit als Umma, mit einem Kalifen als Stellvertreter Allahs auf Erden an der Spitze. Was einst keimhaft im so genannten „Medina Modell“ veranlagt wurde, ist das bleibende Vorbild für den Einzelnen und für den Gottesstaat. Es hat heute und für alle Zukunft seine Gültigkeit. Es gibt zwar moderate gläubige Muslime, aber “Es gibt keinen moderaten oder nicht-moderaten Islam. Islam ist Islam und damit hat es sich” wie es eben der türkische Ministerpräsident Erdogan kurz und bündig formuliert hat. Wahr ist aber auch, dass jeder gläubige Moslem ein potentieller Terrorist ist, und Mohammed, das Vorbild aller Muslime, der erste Terrorist im Islam war.
Der Vergleich zeigt das Ausmass des Problems nur unvollständig auf. Während sich zur Nazizeit die Welt über dessen Exponenten lustig machen durfte, wird Kritik in diesem Fall im Keime erstickt. Nicht einmal eine Karikatur wird toleriert. Die politische Elite spricht von einer Religion des Friedens, obwohl sich die Ideologie seit Entstehung mit Gewalt ausgebreitet hat. Das Buch, welches den Extremisten als Grundlage und Wegleitung dient und zahlreiche Tötungsbefehle enthält, wird vom amtierenden US-Präsidenten als „heiliges Buch“ bezeichnet. Die schweigende Mehrheit und die politische Elite, welche die Fakten nicht zur Kenntnis nehmen, sind die wahre Grundlage des Problems. Die Ideologie hat sich in der westlichen Kultur eingenistet und wird den Extremismus nolens volens weiter speisen bis die Ursache, nämlich das „heilige Buch“, von der schweigenden Mehrheit offen diskutiert wird. Notwendig sind nicht Lehrstühle für Imame sondern Unterrichtsstunden für Politiker, in denen die einschlägigen Suren diskutiert werden.
Sehr treffender Kommentar ! Der Islam ist seinem eigenen Anpruch nach keine Religion im engeren, spirituellen Sinn, sondern eine umfassende Lebensordnung. Diese umfassende, kollektivistische Lebensordnung (sie ist eher eine religiös-politische, totalitäre Ideologie) steht in wesentlichen Punkten im Gegensatz zum westlichen Individualismus und zur Glaubens- und Gewissensfreiheit. Für einen gläubigen Moslem stehen die Gestze Allahs (Scharia) immer über den weltlichen, demokratischen Gesetzen. Das ist der wesentliche Grund dafür, warum islamische Gesellschaften (fast) überall auf der Welt Probleme damit haben, in Frieden und Toleranz mit Andersgläubigen zusammenzuleben. Aus dem gewohnten politischen Opportunismus werden die daraus resultierenden Probleme nicht beim Namen genannt, bis sie unabweisbar werden.
Der Mann heißt Tanay, nicht Tanya.
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