Thomas Rietzschel / 04.08.2015 / 18:30 / 10 / Seite ausdrucken

Die Rattenfänger pfeifen auf dem letzten Loch

Um den Zustrom der Flüchtlinge nach Europa nicht weiter anschwellen zu lassen, müsse man dafür sorgen, dass die Menschen in ihrer Heimat, in Afrika, auf dem Balkan und im arabischen Raum, ein menschenwürdiges Dasein führen können - ohne politische Verfolgung und in Verhältnissen, die es ihnen erlauben, von ihrer Hände Arbeit zu leben, nicht versklavt, sondern als freie Bürger. Kaum ein Tag, an dem das nicht irgendwo zu lesen oder zu hören wäre; kein Politiker, der das seinem Redenschreiber nicht in die Feder diktierte.

Das hehre Ziel steht außer Zweifel. Und dennoch ist seine Beschwörung nichts als ruchloser Zynismus, wohlfeiles Geschwafel, ein politischen Lippenbekenntnis, das nichts kostet und noch weniger bewirkt. Wer so argumentiert, erzielt einen persönlichen Imagegewinn, indem er sich verantwortungsvoll staatsmännisch gibt, ohne auf absehbare Zeit in der Sache etwas ausrichten zu müssen. Wie auch sollte das gehen?

Wer könnte das leisten von Europa oder gar von Deutschland aus, Steini oder Sigi-Pop, die immer zur Stelle sind, wenn es gilt, das Ansehen autokratischer Machthaber aufzupolieren, früher in Moskau, dann Peking und neuerlich erst wieder an der Seite der iranischen Mullahs? Wann je hätten Mutti, die Aussitzern, der Schluckspecht Junker oder Schulz, der Spesenritter, dem für jeden Tag des Jahres, auch an Weihnachten und am Karfreitag, über 300 Euro Tagegeld zufließen, steuerfrei, wann je hätten sie an irgendeinem Krisenherd dieser Welt haltbaren Frieden gestiftet?

Die Macht, die sie sich zuschreiben, müssen die Aufschneider allemal vortäuschen. Ausüben können sie sie weder politisch noch wirtschaftlich, nicht nachhaltig und schon gar nicht auf der internationalen Bühne. Da bedient man sich ihrer, da feiert man Angie als die „mächtigste Frau der Welt“ und hört gleichzeitig ihr Telefon ab, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls sie beabsichtigen sollte, Schwierigkeiten zu machen.

Die kleinen, die mit den großen Hunden pinkeln wollen, bleiben doch immer, was sie sind: Angeber und Maulhelden. Am Ende gehen sie stets als die begossenen Pudel vom Platz. Das ist ihr Schicksal heute wie vorzeiten. Darüber wäre kein Wort weiter zu verlieren. Man könnte die armen Teufel bedauern, sich darüber amüsieren, wie sie sich aufplustern, gelänge es den Rosstäuschern nicht immer wieder Eindruck zu schinden. Das Nachsehen hat, wer ihnen glaubt. Deshalb sind sie als Verführer durchaus ernst zu nehmen. Und als solche provozieren sie eben nicht zuletzt den anschwellenden Flüchtlingsstrom nach Europa. Daran haben sie kaum weniger Anteil als die Verhältnisse in den Herkunftsländern der Flüchtlinge, die Leib und Leben riskieren, um das europäische Paradies zu erreichen.

Um sich selbst die gewünschte Bedeutung zu verleihen, vermitteln die politischen Eliten des Euro-verklammerten Kontinents der Welt eine Erfolgsgeschichte, die auf die Ärmsten der Armen in Afrika und selbst noch auf dem Balkan wie die sprichwörtliche Wurst wirken muss, die man dem Hund vor die Nase hält. Wer sich in seinem Elend an die Hoffnung klammert, kann dem schlichtweg nicht widerstehen. Warnende Stimmen verhallen zwangsläufig im Lärm der Europapropaganda. Der ausgelebte Traum von einer neuen Großmacht, einem europäischen Reich, das es mit Amerika und Asien aufnehmen soll, erzeugt einen Sog, der sich zur Völkerwanderung auswachsen könnte.

Natürlich versteht es sich für die freien Gesellschaften des Westens für selbst, politische verfolgte Menschen anderer Länder aufzunehmen, sofern es sich nicht um Terroristen handelt. Das sind wir uns selbst und den Werten, die wir hochhalten, schuldig. Und natürlich braucht jedes Land Zuwanderung. Nur muss es auch über die nötige Potenz verfügen, die Zuwanderer menschlich anständig und auskömmlich zu integrieren. Es genügt nicht, den großen Max zu markieren, um die, die dem Glauben schenken, dann wieder in Zeltlager zu pferchen, in die Notunterkünfte, denen sie entkommen wollten.  Man muss die Erwartungen, die man mit seiner Selbstdarstellung weckt, auch einlösen können.

Ein weniger protziges Auftreten, als es gerade die Deutschen im Hochgefühl ihrer Wirtschaftskraft an den Tag legen, würde den Flüchtlingen manches ersparen. Wie aber soll jemand in Afrika oder sonst wo in der Welt erkennen, dass unser demonstrierter Reichtum auf buchhalterischen Trickserein basiert, dass sich der Staatshaushalt seit Jahren im Zustand fortgesetzter Konkursverschleppung befindet, weil wir etwa die de facto längst abgeschriebenen Griechenland Hilfen weiterhin als offene Forderung, also unter den Aktiva verbuchen? Will doch selbst hierzulande die Mehrheit erst langsam akzeptieren, dass der Euro „eine der größten wirtschaftspolitischen Fehlentscheidungen des vergangenen Jahrhunderts“ war, eine „Wohlstandsvernichtungsmaschine“, wie „Die Zeit“ vor wenigen Tagen schrieb.

Wer solche Tatsachen außer acht lässt oder gar wissentlich vor der Welt verschweigt, um sich weiterhin in der Illusion politischer Macht und ökonomischen Reichtums zu wiegen, macht ich mitschuldig an einem Flüchtlingselend, das von Afrika sowie aus der arabischen Welt nach Europa überzuschwappen droht. In den Herkunftsländern werden wir wenig bis nichts an der Verhältnissen ändern können, die Hunderttausende und bald Millionen zur Flucht veranlassen. Viel aber wäre schon gewonnen, gelänge es, den Rattenfänger hierzulande das Handwerk zu legen. Sie haben lange genug auf dem letzten Loch gepfiffen.

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Leserpost

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Mike van Dyke / 05.08.2015

Es erfordert sehr viel Abstraktionsvermögen, wenn man 300 € täglich mal so nebenbei einsackt, dass das mit der Realität Europas ungefähr soviel zu tun hat wie ein arabisches Luxushotel mit der Arabischen Wüste. Traut irgendjemand dieses Abstraktionsvermögen Schulz und Konsorten zu? Diejenigen, die tatsächlich alltäglich Integration hauptsächlich leisten müssen, nämlich Menschen, die real mit Zuwanderern zusammenleben, haben sicherlich auch einen weniger idealisierten Blick auf die Realität.

Matthias Elger / 05.08.2015

Unsere politische Eliten und die EU Eliten, als Rattenfänger zu bezeichnen, die die Leute absichtlich in die Irre führen, beweist Mut. Ich stimme Ihnen aber zu. Wer sich der iranischen, kubanischen Regierung anbiedert und permanent die Interessen des eigenen Volkes bzw. der EU/Euro Völker übergeht, den sollte man auch so nennen. Zudem lösen müssen die demografischen, politischen und Glaubensfragen die Völker in Afrika/Nah Ost zuerst selbst, sie müssen selbst Änderungen anstreben, sie müssen sie wollen und nachhaltig angehen. Es hilft niemanden unbegrenzt die Zuwanderer hier aufzunehmen und damit für Afrika oder Nah Ost das Signal zu geben, vermehrt Euch, sendet Eure Kinder nach Westeuropa und zu Euch wird Geld von diesen gesandt werden. Diesen Willen zu Änderung kann ich nicht erkennen, die IS kommt nicht aus dem Nichts, die anderen Kriegsparteien auch nicht in Nah Ost. Boko Haram in Afrika/(Nig.),... auch nicht.

Bastian Leibold / 05.08.2015

Ich sehe wirklich viele Parallelen zum Euro: “Es gab damals viele Mahner”—dasselbe ist heute bei der Zuwanderung der Fall! Wie tief müssen wir da in das Chaos stürzen, bevor man den Kurs ändert?

Peter Bereit / 05.08.2015

Wann endlich gelangen solche Worte in die Gehörgänge der politischen Verantwortungsträger? Vermutlich ist es sinnlos darauf zu warten, bzw. darauf zu hoffen, dass sie dort irgendetwas bewirken. Wir haben es in der Geschichte mehrfach erlebt, wirkliche Veränderungen kamen niemals von oben, sondern immer von unten, wobei der Begriff UNTEN nicht genau umrissen ist. Dahinter könnten sich auch Kräfte verbergen, die der Zukunft Deutschlands ebenfalls nicht zum Vorteil gereichen. Eines steht jedoch fest. Die Bürger dieses Landes geraten immer mehr in Widerspruch zu dem was sie tagtäglich erleben und dem, was man seitens der Politik meint, ihnen erzählen zu müssen. Es besteht ein eklatanter Widerspruch zwischen objektiver Realität und einer vorsätzlich gefälschten, politisch determinierten Berichterstattung darüber. Das erinnert sehr an das Regime der DDR, das die Realitäten leugnete, bis dem Volk der Kragen platzte. Die gegenwärtige wirtschaftliche Lage Deutschlands und viele ungedeckte Schecks schützen uns noch davor, dass der Sozialstaat aus den Fugen gerät. Niemand sollte darauf vertrauen, dass das noch lange so bleibt.

Martin Wessner / 05.08.2015

“Und natürlich braucht jedes Land Zuwanderung”? “Natürlich”? “Jedes”? Wirklich? Nein, natürlich nicht. In Ländern wo das Wachstum der Bevölkerung oder doch zumindest die Beibehaltung des demographischen Status Quo aus dem Uterus kommt, da braucht es selbstverständlich keine Zuwanderung. Es sei denn natürlich, die von dem Autor kritisch beäugte Großmannsucht will mehr und immer mehr und immer noch mehr Menschen in ihrem Land haben, um mit der Masse der Menschen und der damit verbundenen politischen, militärischen und ökonomischen Macht forsch auftrumpfen zu können. Wenn es darum ginge, so wäre Zuwanderung ein durchaus probates Mittel von Staaten, -wo ansonsten die Geburtenquote im grünen Bereich ist- die sich ihre Schultern auf diesen eleganten Weg auspolstern wollen. Nur in Ländern, deren Bewohner zu dekadent sind selbst Kinder zu zeugen, sie großzuziehen und sie teuer zu bilden und die sich daher lieber bequem und für umsonst am Überschuss oder an der Substanz anderer Nationen gesund stoßen wollen (und was allermeist auch noch auf Kosten der Auswandererländer geschied), nur für diese hohlen Gebilde ist Zuwanderung “natürlich” existenziell unabdingbar, um nicht den Tod durch allmähliche Auszehrung zu erleiden. Keine Frage.

Frank Jankalert / 05.08.2015

Da gibt es doch aber noch ganz andere Faktoren. z.B treffen die Migranten in Europa auf ein Heer von Helfern, die die Migranten für eine Erlösung halten und die eigene Gesellschaft für krank und zerstörungswürdig. Und dann gibt es so Sachen wie den Fussball. Würde ich als junger Afrikaner Europa primär über Profifussball kennen, dann müste ich annehmen, dass Europa in der Hauptsache aus Fussball besteht und dazu viele junge Afrikaner als Spieler braucht, diese reich macht und verehrt. Fatalerweise wollen die Schaumschläger-Politiker, die im Artikel angesprochen werden, und naive Gutmenschen nicht wahrhaben, dass in vielen europäischen Ländern ganz entschiedene Gegner der unerwünschten Einwanderer vor entscheidenden Wahlerfolgen stehen und dass die Konflikte sich dann nicht mehr verhindern lassen. Osteuropa wird ebenfalls deutlich machen, was es von der Afrikanisierung und Islamisierung Europas hält.

Rolf Ahlers / 04.08.2015

Na, aber sicher! Die Ärmsten der Armen aus Afrika kommen nach Europa, weil sie sich durch unser protziges Auftreten täuschen lassen und nicht merken, dass unser angeblicher Reichtum auf buchhalterisch Tricksereien basiert.  Wenn man ihnen vermitteln könnte, dass wir uns seit Jahren im Zustand fortgesetzter Konkursverschleppung befinden, würden sie es sich anders überlegen, und lieber zu Hause bleiben, statt den gefahrvollen Weg über das Mittelmeer auf sich zu nehmen. Glänzende Analyse! Glückwunsch.

Thomas Schlosser / 04.08.2015

Herr Rietzschel, den hierzulande als ‘Politikern’ getarnten Rattenfängern kann man auf demokratische Art und Weise nur das Handwerk legen, in dem man sie abwählt, um sie durch seriös-patriotische Alternativen zu ersetzen. Doch da sich der deutsche Michel offensichtlich in einer Art von politischem Wachkoma befindet, wird das eben, jedenfalls in absehbarer Zeit, nicht passieren. Dass die Hauptverursacherin der ganzen Malaise, die kinderlose Physikerin aus der Uckermark, derzeit mit einer absoluten Mehrheit der Stimmen rechnen könnte, ist der schlagende Beweis dafür, dass unser Volk nichts anderes verdient hat, als den demographischen und wirtschaftlichen Untergang.

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