Ich liebe kurze, knappe Formeln, die komplexe Tatbestände auf ihren Kern reduzieren. Zum Beispiel: “Die Basis ist die Grundlage des Fundaments” (Leo Trotzki) oder “Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen” (Zvi Rex, israelischer Psychoanalytiker). Sehr schön ist auch das kölsche Sprichwort “Et kütt, wie ett kütt” und die jiddische Erkenntnis: “Schwer z’ sajn a mensh”.
Die Liebe deutscher Gutmenschen zu den Palästinensern lässt sich nicht auf eine so knappe Formel bringen. Dennoch ist der Tatbestand sehr einfach. “Wenn die Juden einen Teil der Antarktis besetzt hätten, würden sich die Deutschen mit den Pinguinen solidarisieren” (Gideon Boess auf achgut). Das in der Tat schlimme und nur zum Teil selbst verschuldete Schicksal der Palästinenser geht den deutschen Gutmenschen nur deswegen nicht an ihrem sentimentalen Arsch vorbei, weil es Juden/Zionisten sind, die sie - die deutschen Gutmenschen - für das Los der Palästinenser verantwortlich machen können. Die tiefe Verachtung, die sie für Araber/Moslems/Palästinenser empfinden, wird wettgemacht und noch übertroffen von dem Wunsch, es den Juden heimzuzahlen - dafür, was diese den Deutschen angetan haben.
Wenn sich Palästinenser untereinander massakrieren (Fatah gegen Hamas), wenn Moslems übereinander herfallen (Schiiten gegen Sunniten), wenn Araber sich gegenseitig die Kehlen durchschneiden (Algerier gegen Algerierer), bleibt der deutsche Gutmensch auf seinem Sofa sitzen und guckt ungerührt weiter die Sportschau. Auch die anhaltende Unterdrückung der Tibeter, der Kopten und der Bahai regt ihn nicht auf. Nur wenn er plötzlich “Palästina” hört, wacht er aus seinem Dämmerschlaf auf und bekommt eine moralische Erektion: der Potz aus Potsdam, der Dummbatz aus Dortmund, der hessische Handarbeiter, sogar die Hausfrau aus dem hinteren Kandertal.
Die armen Palis sind nur das Mittel zum Zweck, die eigenen Rachephantasien politisch sauber zu verpacken. Das ist eine Spezialität der Linken. Die Rechten sind genauso mies, dafür aber ehrlicher. Schauen Sie mal: http://henryk-broder.com/hmb.php/blog/article/917/