Henryk M. Broder / 29.09.2015 / 16:55 / 4 / Seite ausdrucken

Die Presseschau zum Tage

Rekordmonat des Jahres  Im September sind nach Angaben der Bundesregierung so viele Flüchtlinge nach Deutschland gekommen wie seit Jahrzehnten nicht mehr in einem Monat. Verlässliche Zahlen könne es erst in einigen Tagen geben, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière am Dienstag in Berlin. Klar sei aber, dass im September deutlich mehr Flüchtlinge angekommen seien als im August mit 105.000. „Der September wird ein Rekordmonat dieses Jahres und damit auch für die vergangenen Jahrzehnte werden. Wir hatten in den letzten vier Tagen Größenordnungen von 8000, 9000, 10.000 jeden Tag“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Dienstag in Berlin… Zur Verteilung der Menschen auf die Bundesländer sollen verstärkt Sonderzüge statt Busse eingesetzt werden. Die Zahl der Züge solle von bisher täglich acht bis zum Wochenende auf 20 erhöht werden, hieß es. Dies könnte dazu führen, dass reguläre Zugverbindungen gestrichen werden müssen, um das Schienennetz nicht zu überlasten. Mehr

Alle Hände voll zu tun  Die Innenminister der Länder haben den nächsten deutschlandweiten Blitzer-Marathon abgesagt. Grund soll die Überlastung der Polizei sein. Denn seit immer mehr Flüchtlinge Richtung Deutschland strömen, ist für die Beamten ein neues Arbeitsfeld hinzugekommen: Sie sichern zum Beispiel Asylbewerberheime, die von Rechtsextremen angegriffen werden oder rücken an, wenn es Schlägereien in Flüchtlingsheimen gibt. Mehr

Koran kaputt  Bei Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen in der Unterkunft in Suhl und anschließenden Krawallen waren im August 17 Personen verletzt worden, unter ihnen sechs Polizeibeamte. Dutzende Flüchtlinge hatten die Beamten mit Steinen und Eisenstangen angegriffen und Mobiliar und Streifenwagen beschädigt. Zuvor war ein Streit zwischen Flüchtlingen eskaliert, nachdem ein Heimbewohner einige Seiten aus einem Koran herausgerissen haben soll. Mehr

Bayern schottet sich ab  Bundesinnenminister Thomas de Maizière lehnt eine nach Ethnien getrennte Unterbringung von Flüchtlingen ab. „Das ist praktisch in der jetzigen Lage unmöglich“, sagt der CDU-Politiker. Wenn 300 bis 400 Menschen in eine Kommune gelangten, müssten sie sofort untergebracht werden. „Wir sind froh, dass wir überhaupt alle so versorgen können, dass sie ein Dach über dem Kopf haben“, so de Maizière… Nach Wiedereinführung der Grenzkontrollen in Deutschland bleibt die Zahl der einreisenden Asylbewerber hoch. Pro Tag kommen laut “Bild” im Schnitt etwa 10.000 Flüchtlinge in Deutschland an… Angesichts der konstant hohen Flüchtlingszahlen erwägt Bayern nach Angaben von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), im Alleingang „Notmaßnahmen“ zu ergreifen. Mehr

Bitte nicht kommen! Thomas de Maiziere bittet um kooperatives Verhalten. Hier

Freifahrtschein  „Die aus Ungarn über Österreich eingereisten Flüchtlinge sind mit Wissen und Billigung der Bundesregierung und der Länder eingereist. Eine solche pauschal erlaubte Einreise ist im Gesetz zwar nicht vorgesehen; die eingereisten Flüchtlinge verfügen auch nicht über das eigentlich erforderliche Visum. Gleichwohl ist die Billigung durch die Bundesregierung eine Erlaubnis sui generis, die das Tatbestandsmerkmal der unerlaubten Einreise ausschließt.“ Mehr

Nachts in Celle Müde Flüchtlinge, glückliche Helfer, Konfliktmanagement der besonderen Art. Hier

sternstunden Gewaltausbrüche unter Flüchtlingen, wie sie in Calden oder Suhl passierten, sind schockierend. Vermutlich werden sie auch nicht die letzten Schlagzeilen dieser Art gewesen sein. Doch die Schlägereien haben nichts damit zu tun, dass Menschen aus Syrien, Afghanistan & Co. per se zu Gewalt neigen. Überall auf der Welt, wo man Dutzende Menschen auf wenigen Quadratmetern zusammenpfercht, würde die Lage eskalieren… Stattdessen muss mit aller Kraft dafür gekämpft werden, dass Flüchtlingen ausreichend Platz und menschenwürdige Bedingungen geboten werden. Wer sich wohlfühlt, ist dankbar. Nicht aggressiv. Und wer ohne Druck auf fremde Kulturen und Religionen trifft, wird vielleicht neugierig - statt gewaltbereit. Interkulturelle Offenheit und erfolgreiche Integration müssen gelebt werden. Tagtäglich. Bei jedem einzelnen Flüchtling aufs Neue. Mehr

Hauen und Stechen  Gewaltausbrüche unter den Asylbewerbern seien “keine neue Entwicklung”, sagte Wendt der “Passauer Neuen Presse”. “Wir erleben diese Gewalt seit Monaten. Es schließen sich Gruppen nach Ethnien, nach Religion oder Clan-Strukturen zusammen und gehen mit Messern und selbst gebastelten Waffen aufeinander los.” Die Konflikte und Kämpfe sind laut Wendt vor allem religiös und politisch motiviert. “Vieles davon ist sicher der Enge in den Unterkünften geschuldet, aber es gibt auch knallharte kriminelle Strukturen”, wird Wendt zitiert. Die meisten Gewalttaten fänden innerhalb der muslimischen Gruppen statt. “Da kämpfen Sunniten gegen Schiiten, da gibt es Salafisten unterschiedlichster Ausprägung. (...) Frauen werden zur Verschleierung gezwungen. Männer werden gezwungen zu beten. Islamisten wollen dort ihre Werte und Ordnung einführen.” Mehr

Alles nur Gerede  Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor warb unterdessen für den Einsatz von Streitschlichtern in Flüchtlingsunterkünften, um gewaltsame Auseinandersetzungen zu verhindern. Natürlich komme es zu Konflikten, wenn so viele Menschen auf engem Raum zusammenleben müssten, sagte Kaddor am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Die Einschätzung, dass sich in den Unterkünften ein „explosives Gemisch“ zusammenbraue, bezeichnete die Expertin aber als „populistisches Gerede“. Mehr

Große Bandbreite  “Die Situation ist aufgrund der hohen Zugangszahlen bundesweit sehr angespannt”, stellt die baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) fest. “Konflikte in Unterkünften kommen deshalb nicht nur aufgrund von religiösen Fragen vor, sondern aufgrund von alltäglichen Problemen – zum Beispiel wenn sich jemand bei der Essensausgabe vordrängeln will.” Hinzu komme die große Bandbreite von unterschiedlichen Wertvorstellungen und Bildungsgraden in den Einrichtungen. Mehr

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Leserpost

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peter luetgendorf / 01.10.2015

Sehr geehrter Herr Wilmes, ein treffender Beitrag. Herr Schweiger hat in einer Pressekonferenz behauptet: wenn man 1000 Deutsche in so einer Einrichtung “einsperren” würde, würden sie sich die Köpfe einschlagen. Eben nicht. Gruß Peter Lütgendorf    

Helge-Rainer Decke / 30.09.2015

Was hier in Form eines Interviews thematisiert wurde, überhöht das menschliche Wesen und verlangt dem Grunde nach Unmögliches. Das Ideal und das Leben werden auf eine Stufe gestellt. Das aber geschieht nach Schillers gleichnamigem Gedicht erst im Olymp. Ad rem. Wer die Gefühle eines Menschen verletzt, und das mit Toleranz bemäntelt, was zu ertragen sei, der strotzt vor Selbstgefälligkeit und Arroganz. Vom Erniedrigten und Beleidigten wird Toleranz erwartet, nicht so vom Provokateur, denn er ist zu tolerieren. Kriege beginnen auch mit Worten. Worte können abstrakt morden. Zorn und Liebe sind zwei Seiten einer Medaille. Sie sind Überlebensstrategien. Wer sie für seine Zwecke missbraucht, steht der Gewalt eben so nahe, wie der Beleidiger dem Beleidigten. Mit dem feinen Unterschied, der Beleidiger handelt kaltschnäuzig. Toleranz ist seine Waffe, die zu ertragen ist. Der Beleidigte reagiert in der Regel im Affekt. Die Gewaltspirale nimmt Anlauf. So sehe ich einmal mehr die Dinge. Das muss nicht die Aphorismen zur Lebensweisheit nach olle Schopi ergänzen.

Ben Wilmes / 30.09.2015

Es sind also Konflikte vorprogrammiert, wenn viele Menschen aus vielen Ländern auf engem Raum zusammenkommen?! Hmmm. Beim Weltjugendtag in Köln und Umgebung, als Papst Benedikt XVI vor 1 Millionen überwiegend jungen Leuten aus zig Ländern auf freiem Feld predigte, gab es nicht eine einzige Rangelei, trotz zu weniger Toiletten, trotz Kälte, trotz langer Wartezeiten, trotz jeder Menge Testosteron ( dieses arme Hormon, das neuerdings für jeden Mist in Haftung genommen wird). Und es gab keine milliardenschwere Infrastruktur zur Sicherung von Wegen, keine luxuriösen Thermozeltstädte wie etwa bei der Hadsch in Mekka, wo sich ( mal wieder) Hunderte Menschen totgetrampelt haben und wo das “Steinigen des Satans” am nächsten Tag fröhlich weiterging, als sei nichts geschehen. Man darf es ja nicht sagen, eigentlich noch nicht einmal denken: Ob und wo und aus welchen Gründen es Konflikte gibt, die in Gewaltexzessen münden, liegt nicht nur an äusseren Bedingungen, sondern auch daran, welche Leute da aufeinandertreffen, welche Wertvorstellungen diese haben, wie hoch oder niedrig ihre Hemmschwelle in Bezug auf Gewalt ist, wie leicht erregbar oder zu beleidigen diese Leute sind. Da gibt es signifikante Unterschiede, vor allem bei der Religionszugehörigkeit. Wer diese nicht sehen will mag ja ein edles Menschen - und Weltbild haben, naiv, sehr naiv sogar, ist er gleichwohl. Menschenleben retten: JA ! Aber bitte den Verstand nicht ausknipsen bei der Unterbringung, Versorgung und Integration der Flüchtlinge. Da gibt es nun mal nicht wenige, die man sehr genau im Blick haben muss, wenn man daran interessiert ist die Demokratie zu schützen und zu erhalten.  

Gerhard Sponsel Lemvig / 29.09.2015

Danke Herr Broder für die kurze kompakte Info. Das ist ja irre. Ihr deutsches Tagebuch, sehr lesenswert, wird duch ihre tägliche und nächtliche Presseschau noch lesenswerter. Das ist ja irre.

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