Leon de Winter, Gastautor / 10.06.2010 / 08:13 / 0 / Seite ausdrucken

Die nützlichen Idioten der Islamofaschisten

Leon de Winter

Die Empörung nach dem Angriff israelischer Soldaten auf ein Free-Gaza-Schiff ist gross. Was bringt westliche Friedensaktivisten dazu, sich zu Handlangern der Terror-Organisation Hamas zu machen? Die Palästinenser sind wie immer nur Schachfiguren in einem Propagandakrieg.

Als am frühen Morgen des 31. Mai die Schiffe der Free-Gaza-Flottille im Mittelmeer von der israelischen Marine vor der Weiterfahrt in ein unter Seeblockade stehendes Gebiet gewarnt wurden, entgegnete jemand auf einem der Schiffe: «Halt den Mund. Geh zurück nach Auschwitz.»

Obwohl sich Islamisten gern als Holocaust-Leugner hervortun, wusste dieser offenbar genau, was in Auschwitz geschehen ist. Beim Auslaufen des grössten Schiffes der Flotte, der «Mavi Marmara», war gesungen worden: «Khaybar, Khaybar, oh Juden, die Heerscharen Mohammeds werden wieder über euch kommen!» Islamischen Schriften zufolge radierte Mohammed 628 in Khaybar einen jüdischen Stamm aus, bis auf ein paar Frauen, deren Schönste er zu seiner Sexgespielin machte.

Wer wissen will, was die Hamas ist, braucht nur mal im Internet die Satzung dieses Vereins anzuklicken. Da schwindelt dem Leser angesichts des ihm entgegenschlagenden religiösen Hasses, gepaart mit von Mordlüsternheit strotzenden wirren Formulierungen und der Beschwörung islamitischer Überlegenheit.

Aber ach, dass die Hamas und ihre Anhänger Judenhasser sind, kümmert die nützlichen Idioten nicht. Es ist diesen Idioten auch nicht so wichtig, dass vier Wochen vor dem «Blutbad» auf der «Mavi Marmara» im Irak 500 Muslime bei Anschlägen von anderen Muslimen ums Leben kamen. Unerheblich, dass im pakistanischen Lahore wenige Tage vor dem «Blutbad» in zwei Moscheen 94 Angehörige einer Minderheit getötet wurden, weil sie unter Islamisten als Ketzer gelten. Und dass bei Krawallen im Westen Chinas vor einigen Monaten 140 Muslime von chinesischen Einsatzkommandos getötet wurden – was soll’s? Von den nützlichen Idioten im Westen zu alldem kein Wort, denn es waren ja keine Juden daran beteiligt.

Jetzt sind es die Türken, die die Palästinenser für ihre Zwecke nutzen. Als Osmanen haben die Türken gnadenlos über die Araber geherrscht. Wie die Iraner betrachten die Türken die Araber als minderwertige Nomaden und die Palästinenser als gänzlich unwürdig, da sie gegen die Allerminderwertigsten der Minderwertigen, die Juden, den Kürzeren ziehen. Es geht niemandem wirklich um die Palästinenser, ausser vielleicht den Juden. Ja, den Juden. Die Palästinenser sind nämlich ihre nächsten Nachbarn. Dem Rest der Welt geht es um die Symbolik, um die Palästinenser als Opfer.

Die arabischen Herrscher und ihre Handlanger in den Medien benutzen die Palästinenser als Schachfiguren in ihrem Propagandakrieg. Sie behaupten, die Araber seien arm, weil die Juden reich seien – anders ausgedrückt, die Juden hätten den Erfolg Israels den Arabern gestohlen. Dass Israel 1948 eine Ödnis war, tut nichts zur Sache. Wo käme man hin, wenn man die Araber selbst für ihre Rückständigkeit und fehlende Geltung verantwortlich machte?
Die iranischen Herrscher nutzen den in Koran und Islam enthaltenen Judenhass dazu, die islamische Welt aufzureizen, um im Schutz der aufgereizten Stimmung Zeit für die Entwicklung einer Atombombe zu gewinnen.

Die westlichen Friedensaktivisten, die den Islamisten nützlichen Idioten, sind allen auf den Leim gegangen und glauben, sie dienten der Sache des Antiimperialismus, des Antikolonialismus und des Antirassismus. Sie stellen sich hinter die Hamas, eine faschistoide Organisation aus Judenhassern, Frauenhassern, Schwulenhassern, und glauben, damit mutig für die gute Sache einzutreten.

Kurz nach dem «Blutbad» stürmten bewaffnete Hamas-Mitglieder die Büros verschiedener Menschenrechtsorganisationen in Gaza und beschlagnahmten Computer und Büromobiliar. Haben Sie die empörten Proteste der westlichen Idioten vernommen? Nein, sie schwiegen.
Warum ist im Fall der Palästinenser immer alles schlimmer als zum Beispiel im Fall der Tschetschenen? Letztere sind massenhaft von den Russen abgeschlachtet worden, in einem weit grösseren Umfang, als Palästinenser je zu Opfern von Israelis geworden sind.

Die tragische Hysterikerin Rachel Corrie kam ums Leben, als sie vor einen fahrenden Bulldozer der israelischen Armee sprang. Das hätte sie in Tschetschenien nicht getan. Rachel ist jetzt zu einer Art Schutzheiligen der nützlichen Idioten geworden.

Der britische Journalist Tom Gross hat einmal sämtliche jüdischen und israelischen Rachels aufgelistet, die bei palästinensischen Gewaltakten ums Leben kamen. Darunter zum Beispiel Rachel Thaler, eine sechzehnjährige Britin, die 2002 bei einem Sprengstoffanschlag auf eine Pizzeria getötet wurde – die britische Presse hat Rachel Corrie Hunderte von Artikeln gewidmet, Rachel Thaler aber totgeschwiegen. Da wäre Rachel Levy, 17, getötet bei einem Sprengstoffanschlag auf ein Lebensmittelgeschäft. Rachel Gavish, zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn bei einem Sprengstoffanschlag während eines Pessach-Essens getötet. Rachel Charhi, bei einem Sprengstoffanschlag getötet, als sie in einem Strassencafé sass. Rachel Levi wurde erschossen, als sie auf den Bus wartete. Rachel Shabo wurde zusammen mit ihren drei Söhnen im Alter von 5, 13 und 16 umgebracht. Rachel Ben Abu, getötet bei einem Sprengstoffanschlag auf ein Einkaufszentrum. Und so weiter und so fort. Rachel Corrie warf sich vor einen Bulldozer, dessen Fahrer sie nicht rechtzeitig sehen konnte. Sie wurde zur Heiligen. Die anderen Rachels wurden kaltblütig ermordet und sind ausser für ihre Familien und ihre Freunde für jedermann anonym geblieben.

Von dreien der neun getöteten Aktivisten auf der «Mavi» ist bekannt, dass sie sich wünschten, als Märtyrer zu sterben. Man sieht diese pathologische Prahlerei vom ersehnten Tod bei Islamisten häufiger. Sie posaunen herum, wie sehr sie nach der Märtyrerschaft dürsten. Werden sie dann von israelischen Kugeln getroffen, tragen Tausende blindwütiger, lautstark Rache fordernder Islamisten sie zu Grabe. Ein fröhliches Dankeschön an die Israelis, dass sie den Märtyrern beschert haben, was sie sich aus tiefstem Herzen wünschten —, die Fahrkarte zu den 72 Jungfrauen im Paradies — bekommt man von den Mengen selten zu hören.

Die nützlichen Idioten sind nicht böse – vermutlich veranlassen noble Ideale sie zu ihrem Handeln. Aber warum gelten die nie für die Kurden? Oder für die Menschen in Darfur? Oder für die Kongolesen? Immer geht es um die Palästinenser, und dabei sind sie unter allen unterdrückten Völkern diejenigen, die es am wenigsten schlecht haben.

Werfen wir einen Blick auf einen wichtigen Indikator für den Status quo in einem Gemeinwesen, die Rate der Säuglingssterblichkeit pro tausend Geburten. Das sagt sehr viel über Ernährung, Hygiene und Zugang zu medizinischer Versorgung aus. In der Schweiz liegt die Säuglingssterblichkeit bei 4,12 Promille – 4,12 von 1000 Neugeborenen sterben vor dem ersten Lebensjahr. Eine niedrige Rate, fast wie die von Israel: 4,17. Im Sudan liegt sie dagegen bei 78,1 Promille – erschreckend hoch; eines von dreizehn Neugeborenen stirbt. Im Gazastreifen, dem Land von Hunger und Elend und Verzweiflung, dem Land, das die nützlichen Idioten gegen die Juden beschützen müssen, wie sie die Menschen von Darfur nie gegen Khartoum beschützt haben, beläuft sich die Säuglingssterblichkeit auf 17,71 Promille. Das ist im Vergleich zum Sudan sehr wenig und im Vergleich zu Israel sehr viel. Und im Vergleich zur Türkei? Dem Land, das dank seiner radikalislamischen Regierung auf eine militärische Konfrontation mit Israel zusteuert? Dort liegt die Säuglingssterblichkeit bei 24,84 Promille. Dort sterben mehr Neugeborene als im Gazastreifen. Es wäre vielleicht sinnvoll, einen Schiffskonvoi mit Ärzten und Hebammen aus Gaza in die Türkei zu schicken. Die medizinische Versorgung in Gaza ist ja offensichtlich besser organisiert als die in der Türkei.

Vor einigen Tagen schrieb der Korrespondent der Washington Post: «Aber wenn man durch die Hauptstrasse von Gaza-Stadt geht – die Salah al-Din Street –, sieht man Lebensmittelgeschäfte, die von Wand zu Wand mit frischen israelischen Jogurts, Hummus, ja sogar aus Ägypten herübergeschmuggelten Cocoa Puffs gefüllt sind. Die Apotheken sehen genauso gut bestückt aus wie eine typische Rite Aid in den USA. ‹Wenn Leute aus dem Westen kommen, haben sie ein bestimmtes Bild von Gaza im Kopf›, sagt der Ökonom Omar Shaban, Direktor von Pal-Think for Strategic Studies in Gaza. ‹Wir haben Mikrowellen in unseren Häusern, und zwar alle, nicht nur ich. Wenn man in ein Flüchtlingslager kommt, ist die Behausung dort zwar schlecht, aber die Menschen und die Ausstattung sind modern. Das Problem ist die öffentliche Infrastruktur.›»

Das ist unangenehm, doch in den Slums von Kairo oder Damaskus oder jeder anderen arabischen Stadt ist die Infrastruktur nicht besser.
Wenn man von allen Problemen auf der Welt die «katastrophalen Zustände» im Gazastreifen zum Brennpunkt der heiligen Empörung macht, setzt man sich dem Verdacht aus, dass man entweder geistig minderbemittelt ist oder Islamist oder Antisemit.

Die Passagiere auf der «Mavi» waren alles zusammen. Aber Leute wie der schwedische Schriftsteller Henning Mankell? Das ist doch ein intelligenter, feinfühliger Mann. Warum wollte er Hilfsgüter zu Menschen bringen, die sie gar nicht benötigen? Er muss doch wissen, dass die Teilblockade sofort aufgehoben wird, wenn die Hamas erklärt, dass keine Raketen mehr abgeschossen werden und die Selbstmordattentäter zu Hause bleiben, oder?

Bis 1987 die erste Intifada ausbrach, hatten Palästinenser überall in Israel gearbeitet. Es gab keine roadblocks. Zehntausende aus dem Gazastreifen hatten einen Job jenseits der grünen Grenze. Israelis gingen auf die Märkte in Gaza oder lagen dort am Strand, inmitten friedfertiger Palästinenser. Diese Zeit könnte wiederkommen. Die Hamas gibt zu verstehen, dass sie die Grenze zu Israel respektiert, und eine Blütezeit kann anbrechen.

Wie nützlich muss man als Idiot sein, um diese Wahrheit zu leugnen? Warum kollaboriert Mankell lieber mit Angehörigen der Hamas, einer Bewegung, die antisemitisch ist und antichristlich und antischwul und überhaupt anti-alles, wofür Mankell als postmoderner Linker eintritt – dessen Werte und Normen in den Augen der Hamas pervers und obszön sind –, und verketzert die Juden?

Wenn man sich die europäischen Zeitungen ansieht, dürfte die Erkenntnis gereift sein, dass der Wahnsinn zugeschlagen hat. Mankell erkennt nicht, was er anrichtet. Wenn die Islamisten mit den Juden fertig sind, kommen sie zu ihm. Es sei denn, er unterwirft sich Allah. Die nützlichen Idioten, zu denen ein Grossteil der Medien und der politischen Eliten gezählt werden müssen, sind zu Kollaborateuren der Islamofaschisten geworden. Es ist zum Heulen.

Erschienen in der Weltwoche Ausgabe 23/10

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Leon de Winter, Gastautor / 22.01.2021 / 06:00 / 88

Leon de Winter: Der Angriff der Tech-Giganten

Der Senat, der die einzelnen 50 Bundesstaaten vertritt, und das Repräsentantenhaus, das dort im Namen von 435 Wahlkreisen tagt, haben ihre vornehmen Quartiere im Kapitol…/ mehr

Leon de Winter, Gastautor / 15.03.2017 / 06:09 / 9

Zur heutigen Wahl: Die Urwunde der niederländischen Seele

Von Leon de Winter. Die derzeitige Stimmung in den Niederlanden ist dem Ausland kaum zu erklären, aber ich will es dennoch versuchen. Zum Verständnis des…/ mehr

Leon de Winter, Gastautor / 01.11.2009 / 10:05 / 0

Warnungen können nicht heiter sein

Leon de Winter über seinen neuen Roman und Israels düstere Perspektiven Interview von Philipp Engel Herr de Winter, Ihr neuer Roman Das Recht auf Rückkehr…/ mehr

Leon de Winter, Gastautor / 17.06.2009 / 13:50 / 0

Leon de Winter: Der Kontext, in dem man den Erfolg von Wilders sehen muss

Bevor ich zu Geert Wilders komme, möchte ich Ihnen die Journalistin und Philosophin Fleur Jurgens (geb. 1972) vorstellen. Sie war Redaktorin beim Wochenblatt HP/De Tijd…/ mehr

Leon de Winter, Gastautor / 07.04.2009 / 02:37 / 0

Leon de Winter: Why The Palestinians? And Why The Jews?

In recent weeks at least as many people have died in violence on the borders of Congo and Sudan as during Israel’s recent operations in…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com