Ulrich Sahm, Gastautor / 06.02.2007 / 10:24 / 0 / Seite ausdrucken

Die nächste Intifada kommt bestimmt

Jerusalem, 5. Februar 2007 - „Israel spielt mit dem Feuer“, droht Chaled Maschal, Exilchef der Hamas in Damaskus. Premierminister Ismail Hanija ruft schon „Palästinenser, Araber und Moslems in aller Welt“ auf, die Heiligen Stätten des Islam in Jerusalem zu „verteidigen“. Er behauptete am Jahrestag des Wahlsiegs der Hamas, dass Israel archäologische Ausgrabungen „unter“ der El Aksa Moschee durchführe und in ihrer Nähe „weitere Synagogen“ errichte. Adnan Husseini, Direktor des Wakf (religiöse Behörde)  prophezeite: „Siedler wollen die Herrn von El Aksa werden.“
Solche Behauptungen haben schon erste Todesopfer gefordert. Abu Qusay, Sprecher der El Aksa Brigaden im Gazastreifen, rechtfertigte das Selbstmordattentat in Eilat am Roten Meer, bei dem ein Palästinenser aus Gaza drei Israelis tötete, mit der „israelischen Attacke auf El Aksa“, wie er der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan sagte.
Ohne den Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen vor Ort zu prüfen, veröffentlichte die Nachrichtenagentur Reuters einen ausführlichen Bericht über die Vorwürfe gegen Israel. „Israelische Ausgrabungen nahe Jerusalems sensibelstem Heiligtum haben unter Moslems Wut geschürt. Sie fürchten, dass solche Arbeiten (Grabungen) die Fundamente des Heiligtums gefährden könnten, aber offizielle Israelis sagten, dass sie keinen Schaden anrichten wollten.“ So wurden palästinensischen Aussagen wenig überzeugende Dementis eines Rabbiners, eines Archäologen und einer Sprecherin aus dem Büro von Ministerpräsident Ehud Olmert entgegengesetzt.
Die neuesten Beschuldigungen kamen nach einem Pressetermin bei einer Notgrabung am Felsen jenseits des Tyropoeon-Tals zwischen dem Tempelberg und der Oberstadt in der Zeit Jesu trennte. Heute liegt der riesige Vorplatz der Klagemauer zwischen dem Berg mit den islamischen Heiligtümern und Grabungen entlang einer Steilwand, wo übereinander eine Prachtstraße aus der Zeit des Kaisers Hadrian, jüdische Gerberfabriken aus dem 12. Jahrhundert und arabische Häuser aus der osmanischen Periode freigelegt wurden. Ganze hundert Meter liegen zwischen dem Grabungsort und der Herodianischen Umfassungsmauer des Tempelbergs. Da gibt es keinerlei Berührungspunkt zwischen den Ausgrabungen und den Heiligtümern des Islam.
Bei den „neuen“ Synagogen, die angeblich in der „Nähe“ des Heiligtums errichtet würden, handelt es sich um die Wiedererrichtung der 1948 von den Jordaniern gesprengte Hurva-Synagoge mitten im jüdischen Viertel in der Altstadt Jerusalems, mindestens 300 Meter von der El Aksa Moschee entfernt.
Ein weiterer Streitpunkt befindet in der Tat direkt am Tempelberg. Eine Erdrampe über den Gewölben mittelalterlicher Wohnhäuser führte hinauf zum Mugrabi-Tor, durch das Touristen den Tempelberg betreten. Winterregen machte die Rampe mürbe. Nach einem Erdbebeben vor zwei Jahren stürzte sie teilweise ein. Auf Gerüsten wurde ein notdürftiger hölzerner Übergang mit Wellblechdach errichtet. „Der provisorische Aufgang zum Mugrabi-Tor ist ausgesprochen hässlich und verschandelt die ganze Gegend“, sagte Schuka Dorfman, Leiter der israelischen Antikenbehörde, während der Presseführung durch die Ausgrabungen westlich der Klagemauer. Über die Neugestaltung des Zugangs, möglicherweise eine Brücke, werde nach Ausgrabungen unter der eingestürzten Rampe die israelische Regierung entscheiden, „weil der Ort so sensibel ist“, meint Dorfman. Die Ausgrabungen würden außerhalb der 2000 Jahre alten Umfassungsmauer des Tempelbergs den schon bestehenden archäologischen Park erweitern und keinesfalls „unter der El Aksa Moschee“ durchgeführt werden, wie vor Ort leicht einsichtig ist.
Das alles hindert palästinensische Sprecher nicht, jetzt schon mit falschen Angaben die Emotionen zu schüren, so wie es Jassir Arafat 1996 getan hat, als bei einem „Vorspiel“ zur Intifada, bei den sogenannten „Tunnelunruhen“, 80 Menschen ums Leben kamen. Sie erinnern auch, dass Ariel Scharons Besuch „in der El Aksa Moschee“ im September 2000 die „El Aksa Intifada“ mit über 5000 Toten in sechs Jahren ausgelöst habe. Scharon betrat damals den Tempelberg über die inzwischen eingestürzte Rampe durch das Mugrabitor. Anders als damals von Arafat behauptet, setzte er keinen Fuß in die Moschee.
Wie die Zeitung Jedijot Achronot meldet, befinde sich die Jerusalemer Polizei schon in hoher Alarmbereitschaft in Erwartung neuer blutiger Auseinandersetzungen, ähnlich wie beim Ausbruch der Intifada im Herbst 2000.

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