Peter Grimm / 02.02.2018 / 10:28 / Foto: Samuel Austin / 14 / Seite ausdrucken

Die multiidentitäre Bewegung

Viele Deutsche haben ja beinahe traditionell ein Problem mit ihrer Identität. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung diagnostizierte bekanntlich im letzten Jahr, dass es eine besondere deutsche Identität gar nicht gäbe. Das macht es aber dem einzelnen Eingeborenen, der nun einmal Deutscher ist, nicht leichter. Wie schön wäre es da, wenn man die Identität einfach mal wechseln könnte. Mit welcher Leichtigkeit das neue Deutschland mit einer bunten Identitätenvielfalt umgehen kann, zeigt es ja seit einigen Jahren tagtäglich.

Zuwanderer, die sich konsequent von alten Identitätsnachweisen befreien, können sich bei Ankunft hierzulande beinahe problemlos eine neue Identität zulegen. Und um Identitätskrisen zu vermeiden, können es auch gern ein paar mehr sein. Nur zu dumm darf man sich nicht anstellen und sich beim Mehrfachbezug von Sozialleistungen erwischen lassen. Insofern ist zu vermuten, dass es sich bei dieser Meldung um einen der schon anderweitig so berühmten Einzelfälle handelt:

Ein Asylbewerber, der wahrscheinlich aus dem Sudan stammt, muss sich heute vor dem Amtsgericht Nordhorn verantworten. Er soll sich mehrere Identitäten zugelegt haben, um parallel in verschiedenen Orten Unterstützung zu kassieren. Mit dieser Masche hatten sich Hunderte Männer Leistungen erschlichen, als Behörden wegen der großen Zahl von Flüchtlingen 2015 und 2016 stark überlastet waren. Wie weit dieser Sozialbetrug gehen kann, zeigen die Vorwürfe gegen den Angeklagten in Nordhorn: Er soll mithilfe von elf verschiedenen Identitäten insgesamt rund 70.000 Euro erhalten haben, die ihm nicht zustanden.

Die wahre Identität des Mannes ist bis heute nicht bekannt. Grundlage der Anklage sind seine ersten Angaben zur Person.

Das man sich auch vor Gericht für eine von mehreren Identitäten entscheiden kann, ist für die spätere Resozialisierung unbedingt von Vorteil, denn man kann auch nach Strafverbüßung noch auf eine nicht vorbestrafte Identität zurückgreifen. Statt darüber zu nörgeln, was die Asylbewerber so alles treiben, sollten sich die Deutschen lieber der multiidentitären Bewegung anschließen und vergleichbare Entfaltungsmöglichkeiten für sich durchsetzen.

Aber ernsthaft jetzt: Hier zeigen die Zuwanderer doch Kreativität und Flexibilität. Der junge Mann, der sich nach obiger Meldung vor Gericht in eine sudanesische Identität gekleidet hatte, bringt es auf elf verschiedene Namen und Biographien. Anis Amri schaffte sogar 14. Wo liegt eigentlich der Multi-Identitäten-Rekord und wer hält ihn? Über solche Erfolgsgeschichten wird leider oft viel zu zurückhaltend berichtet.

Der Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

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Leserpost

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Michael Müller / 02.02.2018

Ich gehe ja davon aus, dass jede Identität separat verhandelt und auch bestraft wird. Konsequenterweise!

Mike Loewe / 02.02.2018

Schlechte Idee. Erstens wird mit zweierlei Maß gemessen. Wenn man bei einem “Flüchtling” mehrere Identitäten feststellt, wird man ihm sagen, dass das eigentlich nicht geht, und dass er doch bitte bei Gelegenheit diesen Irrtum korrigieren und die nicht korrekten Identitäten löschen möge. Notfalls wird zusätzlich das eine oder andere Auge zugedrückt. Legt ein Deutscher sich mehrere Identitäten zu, ist das natürlich streng verboten und wird mit Höchststrafe geahndet. Hinzu kommt, ich hoffe es ist nicht rassistisch, das zu sagen, dass viele “Flüchtlinge” einander ein bisschen ähnlich sehen. Das schützt vor Wiedererkennen, Vergleich mit Ausweisfotos etc.

Andreas Rudolph / 02.02.2018

Wenn ich mir die Abzüge auf meiner Lohnabrechnung ansehe, glaube ich, dass der Staat denkt, ich habe mehr als nur eine Identität bzw. bin mehr als nur eine Person.

Thomas Nuszkowski / 02.02.2018

ZITAT: “Über solche Erfolgsgeschichten wird leider oft viel zu zurückhaltend berichtet.” Eben, es heißt doch immer: Bad news are good news. Aber die Presse ist derzeit mit etwas besserem beschäftigt. Sie steht am Rand eines Kraters und sieht dabei zu, wie andere dort abstürzen. Zuerst ist ihre Glaubwürdigkeit abgestürzt. Danach ist die Auflage abgestürzt. Und nun erwartet sie mit freudiger Erregung den nächsten Kandidaten.

Werner Arning / 02.02.2018

Ja, weg mit der Einheitsidentität für Nicht-Flüchtlinge. Hin zur multiplen Identität für schon Länger-hier-Lebende. Gerechtigkeit für jedermann. Gleichbehandlung für alle. Schluss mit der Diskriminierung. Wir fordern Gratiswohnen, Taschengeld, freie medizinische Versorgung, Deutschkurse, eine Wohnungseinrichtung, Kindergeld für sehr viele Kinder, eine Babyausstattung für das nächste Neugeborene, Hartz4, freie Taxifahrten zwecks Arzt- und Kirchenbesuche, neue Zähne, einen persönlichen Betreuer und Hilfe bei lästigen Formalitäten bei Ämtern und öffentlichen Einrichtungen. Und das Ganze bitte für die nächsten fünf Jahre und in, sagen wir mal, achtfacher Ausfertigung. Jede Identität möchte schließlich nur, was ihr zusteht.

Gabriele Kremmel / 02.02.2018

Nicht, dass ich Ihnen Ihre Idee madig machen wollte, lieber Herr Grimm. Aber ich fürchte doch, für uns würde das anders laufen. Mehrere Identitäten für schon länger hier Lebende würde -im Gegensatz zu den mehrfach hier Zugewanderten- bedeuten, mehrfach zur Kasse gebeten zu werden: mehrfache Krankenkassenbeiträge, mehrfache Steuern, mehrfache Rentenbeiträge, mehrfacher Solidaritätsbeitrag.

Dirk Jungnickel / 02.02.2018

Angenommen ich werde mit einem Knöllchen beehrt, dann könnte ich behaupten, ich hätte mein Auto verborgt gehabt, der Sünder sei nicht ich gewesen. Sollte ich ihn nicht nennen können oder wollen, würde mir ein sogen. Fahrtenbuch aufgebrummt. Lästigerweise müßte ich da wohl ein Jahr lang jede Tour eintragen oder eben eintragen lassen. Peter Grimms Beitrag bringt mich auf eine Idee. Ich suche mir einen geeigneten Syrer mit mehreren Identitäten. Dem leihe ich mal mein Auto unter der Maßgabe in zukünftigen Knöllchenfällen für mich einzuspringen. Selbstverständlich müßte er mir eine vorübergehende Adresse hinterlassen. Wetten, dass ich die zehn oder fünfzehn Euro spare. Die Knöllchenfahnder hätten Besseres zu tun als die Migrantenheime abzuklappern. Trotzdem: Sicherheitshalber sollte ich mir den Führerschein zeigen lassen. Falls er ihn nicht verloren hat.

Elmar Schürscheid / 02.02.2018

Ja, die Kreativität ist bewundernswert. Ich habe in meiner Familie Italiener, Spanier, Iren, Schweizer. Einige von der Mutterseite sind wohl aus Frankreich eingewandert, weshalb ich auch nicht wirklich deutsch aussehe. Ich habe kurdische, türkische, chinesische, polnische, russische, jüdische, afrikanische Bekannte, auch Freunde dabei. Und alle haben ihre Bedeutung und, ganz wichtig, ihren Wert. Doch ich weiß genau wo ich her komme und wo meine Wurzeln sind. Ich habe nur eine Identität! Derer bin ich mir bewusst und hab gar keine Lust diese zu ändern, zu benutzen und für materiellen Vorteil zu missbrauchen. Ich würde im Knast landen, weil ich dies nicht kann und nicht darf, bin ja Deutscher, ich muss mich an die Regeln halten. Wäre toll auch mal so durch die Republik zu gondeln und mitnehmen was geht. Ich komme da auf tolle Ideen.

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