Tut mir Leid. Wenn Amerika etwas durchsetzen will, dann sollten bei den Bürgern alle Alarmglocken schlagen. So einfach wie Herr Weimar es darstellt ist dieses TTIP sicher nicht. Ich fürchte eher für die EU bringt es mehr Nach- als Vorteile. Ich traue ehere meinem gesunden Menschenvertstand als den USA! Ist leider so.
Der freie Handel, der soll’s immer richten. Ist das nicht etwas zu simpel? Wenn wir uns die EU anschauen, dann löst dieser Freihandel gerade eher weniger Probleme. Er baut keine Arbeitslosigkeit ab, er schafft keinen Wohlstand. Deutschlands Anteil an Ausfuhren in die EU wird immer kleiner, obwohl die EU immer größer wird. Dafür wächst der Handel mit Ländern, mit denen wir keinen Freihandel haben. Komisch. Was sagt uns das jetzt? Und auch wenn ich die Links-Grünen mindestens ebenso negativ sehe wie Weimar und mir die Chlorhühnchen aber komplett-egal sind, muss ich sagen, ich weiß nicht, was mehr Handel mit Nordamerika bringen soll. Anders gesagt, so hoch sind die Schranken aktuell nicht und die Zahlen über zukünftige positve Effekte sind wahrscheinlich komplett schöngelogen.
Klar erhöht der faire Marktzugang für jede Gesellschaft den allgemeinen Wohlstand, sind politische Kartellabsprachen und Handelsbeschränkungen eine Bedrohung und Schädigung der betroffenen Wirtschaften. Also für mehr internationalen Handel, für mehr faire Wirtschaftsbeziehungen, für mehr Marktwirtschaft. Darum ist der aggressive Wirtschaftskrieg gegen Russland, in dem erneut ein West-Ostkonflikt aus politischem Alleinherrschaftsanspruch einer expandierenden Supermacht die militärisch als NATO auftritt, kein unbedingt vernünftiges politisches Verhalten, was zu Wirtschaftswachstum und mehr Wohlstand in friedlicher Koexsistenz führen wird. Ganz im Gegenteil, es wird wieder unnötig lange brauchen, um aus dieser destruktiven Politik zu sinnvolleren Zielen zurück zu finden. Wohlstand entsteht durch Wertschöpfung, produktive Zusammenarbeit, nicht durch politische Macht-Eskapaden oder gar durch Krieg in dem Sicherheit und Wohlstand samt Lebensperspektiven der Bevölkerung vernichtet werden. Monopolistische Machtkämpfe bilden sich politisch nicht in einem entspannten internationalen Handel ab, wohl eher in beinharten Lagerkämpfen und begleitet von säbelrasselnder politischer Propaganda. Die mit Chlor gegen Salmonellen desinfizierten Hühnchen oder Gas- und Öl-Fracking sind die Schlagworte einer aufgebrachten, die US-Politik und das Handelsabkommen verteufelnden links und grün verbrämten Aktivistenschar, die nicht einsehen kann, welchen Energie-Wende-Irrtümern sie bereits aufgesessen ist und wer sie instrumentalisiert. Wie aber aktuell die Sanktionen gegen Russland, unter ultimativer Führung der Obama-US-Politik, als stärkste politische Beeinträchtigung mit enormen wirtschaftlichen Folgen den europäischen Handel schädigen wird, das steht uns als dramatische Handelseinschränkung bevor. Ob dieser voraussichtlich massive Einbruch der europäischen Wirtschaft je durch das TTIP ausgeglichen werden kann, wird sich zeigen, vermutlich nicht, denn die internationalen Handelsbeziehungen die mit den eskalierenden Sanktionen zerstört werden, finden so bald keinen Ausgleich oder etwa Ersatz-Kunden.
Ah, gibt es doch noch jemand in dessen Geschichtsunterricht die deutsche Zollunion ein Thema war und der sich daran erinnern kann! Ich hatte schon befürchtet ich wäre der Einzige. Aber anscheinend kommt sie heutzutage nicht mehr vor! Dabei wäre sie - angesichts der EU - mindestens so wichtig wie die vermaledeiten 12 braunen Jahre!
Ein merkwürdig unentschlossener Artikel: “Sozialisten brauchen offenbar Feindbilder für ihre Weltsicht” behauptet Herr Weimer und schreibt weiter: “Vor 100 Jahren war es der Unternehmer, der als “Bourgeoisie-Kapitalist” gehasst wurde.” Zwar ist der Begriff “Bourgeoisie” weitaus älter und 1914 eher das Datum, an welchem die Mehrheitssozialisten den Kampf gegen das Kapital demjenigen für das Vaterland opferten, aber es schreibt sich eben leichter über Linke, wenn man von deren Geschichte keine Ahnung hat. Und da fallen innere Widersprüche eben nicht mehr ins Gewicht, wenn Weimer über eine politische Richtung, der er zuvor grundlosen Hass bis hin zum Antisemitismus vorgeworfen hat, folgende Lobeshymne schreibt: “Wo ist eigentlich der weltoffene Internationalismus geblieben, der linke Vordenker einst auszeichnete? Wo lebt die avantgardistische Modernisierungslust noch, die linke Politik bis weit ins 20. Jahrhundert hinein geprägt hat?” Dass aber linke Politik eher etwas damit zu tun haben könnte, wer dafür bezahlt, wenn “der deutsche Mittelstand profitieren” möchte, muss für Weimer völlig neu sein.
Alles gut und recht, schön wäre es trotzdem, wenn wir erfahren dürften, über was verhandelt wird und in wie weit wir Bürger und Verbraucher davon betroffen sind.
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