Was sich in den Leserkommentaren hier wie auch überall sonst immer wieder spiegelt ist ein etwas seltsames Japanbild ... シュテファン・ホフマイスター
Dass sexuelle Orientierung Privatsache ist, ist ja auch in Deutschland mittlerweile Realität. Da deutsche Innenstädte und die meisten Stadtteile mittlerweile von verklemmten und tendenziell etwas aggressiven Muslimen geprägt sind, trauen sich auch Deutsche kaum noch zu öffentlichen Sympathiebekundungen oder gar Kuscheleien, schon gar nicht gleichgeschlechtlicher Art. Es ist erstaunlich, wie bereitwillig die Deutschen sich diese Freiheiten nehmen lassen. Vielleicht sind sie diesen genau so überdrüssig wie der Autor Zoubek-San? Ich halte es dagegen nicht für einen Fortschritt.
Meine japanische Frau und ich haben in dieser Woche unseren 36. Hochzeitstag gefeiert. Unsere beiden Töchter sind längst erwachsen und aus dem Haus. Als wir uns vor 38 Jahren in München kennen lernten war meine Frau, an einer von Deutschen Jesuiten in Japan gegründeten Uni zur Germanistin ausgebildet, nach Deutschland gekommen, weil ihr damaliger Chef - ein Mittelständler - sie mit einem Kollegen verheiraten wollte. Mit ihren 24 war es ja “höchste Zeit”, dass sie heiratet, Kinder bekommt und sich aus dem Berufsleben zurück zieht. Der Chef verstand sein Handeln als Fürsorge, meine Frau als Zumutung. So kam sie denn nach Deutschland. Diese Episode zeigt einen Aspekt der japanisch patriarchalischen Gesellschaft. Das Patriarchat ist zwar nicht mehr so stark ausgeprägt wie vor vier Jahrzehnten, aber meiner Meinung nach wird es noch lange viel stärker als in westlichen Ländern bleiben. Allerdings gibt es einen starken wirtschaftlichen Druck, dass mehr, oft hochqualifizierte Frauen, auch in ihren Ausbildungsberufen arbeiten. Es gibt ja immer weniger Kinder, kaum Einwanderung, weder qualifiziert noch unqualifiziert und daher einen großen Fachkräftemangel.
Interessanterweise kamen die Feministen (!) in beiden Teilen Deutschlands trotz der objektiv gleichen deutschen Sprache zu zwei völlig konträren Lösungen. Der Osten verwendete die Berufsbezeichnungen konsequent im generischen Maskulinum, während Luise Pusch dem Westen einredete, aus sachlichen Gründen müsse es Leserinnen und Leser heißen. – In einem Anfall weiblicher Fuzzy Logic verlangte die Gleichstellung der Frau sogar, die weibliche Form an erster Stelle zu nennen; und selbstverständlich kamen Terroristinnen und Verbrecherinnen in diesem Modell nicht vor. – Heute hingegen versuchen Influencerinnen, Performerinnen, Userinnen und deren Followerinnen mit Pseudoenglisch zu punkten. Die Loserinnen werden zwar außer im Duden nirgends erwähnt, sind aber in der Realität weit überdurchschnittlich vertreten.
“Wie steht es mit der Gleichberechtigung in Japan?” Das geht niemand etwas an ! “Die geschlechtliche Orientierung gilt als Privatsache ” SOLLTE es auch in Deutschland sein, nur leider wird GO von einer bestimmten Sorte “Gutmenschen” nur allzu gerne ins Tageslicht gezerrt. Weiden die sich daran ??
“Die geschlechtliche Orientierung gilt als Privatsache” - und genau das wünsche ich mir für Deutschland! Weshalb muss ich wissen, ob mein Nachbar schwul ist oder auf Bondage und SM steht oder meine Briefträgerin gerade ihre Freundin geheiratet hat? Was privat ausgelebt wird, darf auch in Zukunft privat bleiben und so genau will ich es gar nicht wissen!
Wir haben in Europa ja auch Sprachen, die kein grammatisches Geschlecht kennen, etwa Ungarisch und Türkisch. Ich habe schon vor 25 Jahren in Diskussionen mit Feministinnen darauf hingewiesen, dass “patriarchale” gesellschaftliche Verhältnisse bei den diese Sprachen als Muttersprache sprechenden Völkern nicht weniger verbreitet sind als bei indoeuropäischen Muttersprachlern, dass also “Patriarchat” nichts mit Sprache zu tun haben kann. Rationale Gegenargumente bekam ich leider nie zu hören. Probleme gibt es z.B. bei automatischer Sprachübersetzung aus dem Türkischen in “gendergerechtes” Deutsch. Zum Glück berührt mich das nicht praktisch. Noch ein Beispiel: Das Dänische kennt nur zwei grammatische Genera: fälleskön für Belebtes, intetkön für Unbelebtes. Also auch hier wieder keine “heteronormative Binarität” in der Spache. (Bitte um Entschuldigung, dass ich ö und ä schreibe, ich habe die dänischen Spezialbuchstaben nicht auf meiner Tatstatur.)
“Keinem Mädchen wird es madig gemacht, wenn es lieber mit Puppen spielt und die Farbe Rosa mag.” - Viel interessanter ist ja die Tatsache, dass keinem älteren Mann sein rosa Kawaii-Handy madig gemacht wird. Unterm Strich liefert der Artikel jedenfalls einige Indizien für die These, dass ein “nicht-binärer Gender-Ansatz” einen wesentlich entspannteren Umgang mit der Thematik ermöglicht.
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