Vera Lengsfeld / 07.03.2016 / 15:21 / 9 / Seite ausdrucken

Die Janusköpfigkeit der Grünen

Die Causa Beck soll ganz schnell zu den Akten gelegt werden, was vorauszusehen war. Die Maßstäbe, die sie an andere anlegen, sollen für Grüne selbst nicht gelten. Cem Özdemir, hat es in seiner ersten Reaktion für angebracht gehalten, sogar einen Mandatsverzicht Becks ins Spiel zu bringen, sollte sich bestätigen, dass es sich bei der gefundenen Droge tatsächlich um Crystal Meth handelt: „Ich wünsche ihm selber, dass er in der Lage ist, die richtigen Entscheidungen zu treffen“, sagte er dem Deutschlandfunk. Nun schwenkt Özdemir schon wieder um. Beck hätte eine zweite Chance verdient, verkündet er.

„Man sollte immer wieder eine Chance erhalten, das sollte das Leitbild für alle Humanisten sein.“ Vorsichtshalber sollte es viele Chancen geben: „…ich habe gelernt, dass es ein Teil des christlichen Menschenbildes ist, dass man Menschen nicht nur eine zweite, sondern auch eine dritte und vierte Chance geben muss“. Özdemir kennt sich mit zweiten und dritten Chancen bestens aus, auch mit weichen Drogen, wie Cannabis- Pflanzen auf seinem Balkon bewiesen.

Räumen die Grünen der politischen Konkurrenz zweite oder gar dritte Chancen ein? Wie war das bei Rainer Brüderle (FDP), der einer Journalistin des Stern ins offenherzige Dekolleté geschaut und dabei einen flapsigen Spruch gemacht hat? Er ist in einem Shitstorm ohne zweite Chance medial hingerichtet worden. Die Grünen, in diesem Fall wenig human, vorn mit dabei. Natürlich Stern und Süddeutsche, die jetzt Claudia Roth mit der Forderung zitieren, man solle den Fall Beck „ohne Häme“ behandeln. So ohne Häme wie bei Brüderle?

Bis in die Welt reichen die Verteidiger Becks, die offenbar, wie Deniz Yücsel meinen, bei einem „Anwalt der Bürgerrechte“ und einem „leidenschaftlichen Kämpfer gegen Rassismus und Antisemitismus“ seien besondere Maßstäbe anzuwenden. Grotesk wird es, wenn Yücsel aus dem Vorkämpfer für eine „Strafabsehklausel“ für pädophile Straftäter und eine „Evaluierung der Schutzaltersgrenze“ einen Saubermann macht. Beck hielte „sich auch zugute (sic!), Ende der Achtzigerjahre dazu beigetragen zu haben, dass sich die Grünen und die Schwulenbewegung von pädophilen Aktivisten trennten, die in diesen Milieus zuvor herumgespukt waren“. Hat Yücsel wirklich nicht mitbekommen, dass Beck in diesem heiklen Punkt die Öffentlichkeit dreist belogen hat?

Diesmal wurde Beck flugs zum bedauernswerten Opfer seiner Drogensucht gemacht und sein eindeutiges Fehlverhalten als „menschliches Drama“ stilisiert. Merkwürdig bleibt nur, dass offensichtlich niemand aus der Bundestagsfraktion etwas von diesem Drama mitbekommen hat. Beck entzieht sich seiner Verantwortung, indem er sich einen Monat krank schreiben ließ. Statt mit einem menschlichen Drama haben wir es eher mit einer Schmierenkomödie zu tun.

Die Staatsanwaltschaft lässt sich Zeit, den Fund von Crystal Meth zu bestätigen. Das ist schon eine Nachricht, denn wäre es eine andere Substanz gewesen, hätten wir das nicht längst erfahren? Yücsel schlägt vor, dass jetzt alle Bundestagsabgeordneten ihren Drogenkonsum öffentlich machen sollten. Das ist etwa auf dem Niveau des grünen Kommunalfunktionärs, der nach dem Kölner Silvesterereignissen verkündet hat, jeder Mann, auch er, wäre ein Vergewaltiger.

Nötig dagegen wäre, wenn öffentlich darüber nachgedacht würde, welche Rolle die Chemsexpartys spielen, für die Berlin inzwischen eine traurige Berühmtheit erlangt hat. Die Zitty hat kürzlich darüber einen Bericht veröffentlicht, der die Haare zu Berge stehen lässt. "Viele sagen, Crystal sei in Berlin noch nicht so richtig angekommen. Aber uns fliegt das Thema um die Ohren. Massiv.“, sagt Andreas von Hillner, Suchttherapeut der Berliner Schwulenberatung. Jedenfalls ist Crystal Meth nicht nur in Berlin, sondern sogar im Bundestag angekommen. Höchste Zeit, das Problem nicht zu verharmlosen, sondern ernst zu nehmen.

 

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Leserpost

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Günter Thomsen / 09.03.2016

Eine x-te Chance von Beck, der lauthals in den vorderen Reihen poltert, hätte auch Vorteile. Er könnte weiterhin diese Doppelzüngigkeit so offensichtlich vor sich her tragen, womit er lehrreich demonstriert wie rücksichtslos so manche in ihrer ideologischen und zugleich übertriebenen Verbohrtheit gefangen sind. Dann sind Frau Roth, Stegner & Co nicht so allein in ihrer Rolle des abschreckenden Beispiels von Politik.

Marcelo Strumpf / 08.03.2016

“Jedenfalls ist Crystal Meth nicht nur in Berlin, sondern sogar im Bundestag angekommen.” Was? Es finden im Bundestag Chemsex-Partys statt? Sodom und Gomorrha! Wie dem auch sei: Da Sie den Süchten den verbalen Kampf angesagt haben, hoffe ich, dass Sie auch mal Tacheles reden über die in unserer Gesellschaft weit verbreitete Smartphone-Sucht und der ziemlich ungesunden Zucker- und Fettsucht. Oder gelten Ihre doch recht moralinsauren Standpauken nur den Süchten von Mitgliedern der grün-schwulen Subkultur?

Franz Platz / 08.03.2016

Den Eigenen winkt schnelle Vergebung, die Andersdenkenden trifft ebenso schnell der Abschuss. Ist das die grüne Auffassung von Humanismus?

Peter Gentner / 08.03.2016

Die Grünen begehen seit Jahren einen ähnlichen Fehler wie die katholische Kirche. Anstatt in den eigenen Reihen aufzuräumen drischt man zur Ablenkung lieber auf die , die natürlich viel verabscheuungswürdiger sind als man selbst. Mit Blick auf die Landtagswahl in BaWü muss man sich fragen wer denn diese angeblich 33% der Wähler sind, die diese Partei wählen wollen? Menschen denen die auf Kleinkariertheit, Regelungs-Klein-Klein und Bevormundung mit zunehmender Linkstendenz stehen? Umweltaktivisten und Energieversorgungsromantiker die die Augen vor der Partei Relität verschließen und Pädophilen- und Drogenvorwürfe ignorieren? Weil sie schon immer grün gewählt haben? Weil die anderen Parteien unwählbar sind und den tiefen Mappus-Sumpf den die CDU in BaWü hinterlassen hat noch in guter Erinnerung ist? Damit wären Sie aber ebenso eine Protestwählerpartei wie die AfD…. nur viel besser, humaner und Crystal Meth ist deutlich harmloser als das Zitieren von Gesetzestexten mit Schießerlaubnis an offensichtlich nicht mehr vorhandenen Grenzen….. versteht sich. Ganz nah an der Wahrheit ist wohl, dass Herr Kretschmann der beste Politiker ist, den BaWü seit langem gesehen hat. Zum Glück derer kandidiert er leider für die Grünen…...

Horst Jungsbluth / 08.03.2016

“Böse Gutmenschen” So der treffende Titel eines kleinen Buches von Bernd Höcker, das die perfide Heuchelei übrigens nicht nur der Grünen aufs Korn nimmt, die trotz der Skandale, Verstrickungen in den Netzen der Stasi und der eigenen Unfähigkeit die Journalisten und leider auch die Justiz auf ihrer Seite haben. Beck ist nicht mit ein paar Gramm Haschisch erwischt worden, sondern ganz offensichtlich mit einem gefährlichen Zeug, dass er in einer Dealerwohnung erworben hat, was darauf hinweist, dass er sich mit Kriminellen eingelassen hat. Dass die Grünen für die Freigabe von Drogen “kämpfen” (die Berliner Familiensenatorin Klein wollte gar Heroin freigeben) macht die ganze Sache nicht besser, da erstens die Gesetzgebung eindeutig ist und zweitens diese Partei nun ausgerechnet das Rauchen verbieten will. Beck ist nur einer auf der Liste der Grünen-Politiker, die wegen Geringfügigkeiten bei Politikern aus dem bürgerlichen Lager sofort “Zeter und Mordio” schreien, aber es selbst nicht so genau mit den Vorschriften nehmen. Sie leisten sich schlimmer Antisemiten als Abgeordnete, wobei sowohl die Medien als auch die Justiz einfach wegschauen, die ansonsten gerne mit den Todschlagargumenten “rechts oder Neonazi” Menschen diffamieren. Der berüchtigte RBB hat neulich in der Abendschau einen verstorbenen ehemaligen Kreuzberger Baustadtrat überschwänglich gewürdigt, der in der Bevölkerung als “Berufszeuge” bekannt war und der dieses Amt als Berufszeuge an seine Tochter “vererbte”.

Detlev Cornelius / 08.03.2016

Ganz ohne Häme: Wenn die bei Herrn Beck gefundene Substanz tatsächlich Rauschgift war und er ärztlich gut betreut ist, hat der / die behandelnde Arzt / Ärztin ihn davon überzeugen können, sich umgehend in eine Entzugsklinik zu begeben. Vielleicht kam die polizeiliche Ermittlung gerade noch rechtzeitig, um bei Herrn Beck eine Einsicht in seine Krankheit herbeizuführen und seine Gesundheit zu retten. Aber eine leichte Übung wird der Entzug nicht werden, und ein Monat vermutlich nicht ausreichen.

Sepp Kneip / 07.03.2016

Die Scheinheiligkeit der Grünen ist nicht mehr zu überbieten. Mit widerwärtiger Dialektik wird alles verharmlost, übertüncht, zugekleistert und klein geredet, was sich in der grünen Scene an übler Mache abspielt. Sei dies Drogenkonsum, Kinderschändung und was ganz schlimm ist, der Versuch, unsere Gesellschaft in eine grüne Scheinwelt mit grünen Moralvorstellungen zu verwandeln. Das Barmen der Grünen, ihre gutmenschlichen Straftäter anders zu behandeln als andere, setzt allem die Krone auf. Hoffentlich wird diesen Pharisäern endlich die Maske herunter gerissen, damit sie hierzulande nicht noch mehr Schaden anrichten können.

Werner Geiselhart / 07.03.2016

Ein weiteres Beispiel ist die aktuelle Anti-Glyphosat-Kampagne, bei der die Presse bereitwillig mitmacht. Da läßt man grüngefärbte “wissenschaftliche” Institute Messungen machen und bauscht die - natürlich - gefundenen Spuren zu einer anscheinend lebensbedrohlichen Menge für den menschlichen Körper auf. Da gibts dann Schlagzeilen wie “Im menschlichen Urin bis zu fünf mal mehr Glyphosat gefunden als fürs Trinkwasser erlaubt”. Im Urin befinden sich übrigens auch der tausendfache Gehalt an Harnstoff wie im Trinkwasser erlaubt und andere Stoffe in millionenfacher Menge. Die Nieren haben nun mal die Angewohnheit, Stoffe, die der Körper nicht mag, aus dem Blut auszufiltern und konzentriert abzuscheiden. Das scheint den Grünen nicht bekannt zu sein, andereseits fordern sie die Freigabe von Drogen, die bei Gebrauch die tausendfachen Mengen von schädlichen Stoffen in den Körper befördern. Ich habe auch noch nie gehört, dass die Grünen das Rauchen verbieten wollen, welches im Gegensatz zu Glyphosat Millionen Menschen jährlich das Leben kostet.

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