Rainer Bonhorst / 09.03.2016 / 10:43 / 7 / Seite ausdrucken

Die gute alte Islamophobie

Wo ist eigentlich die gute alte Islamophobie geblieben? Im aktuellen Streit um die deutsche Einwanderungspolitik ist ständig von Fremdenfeindlichkeit die Rede. Um die geht es aber gar nicht. Es geht um etwas viel präziseres. Was die Leute umtreibt, sind nicht irgendwelche Fremde: Es ist die Invasion von Leuten, deren Weltanschauung sich mit unserer nicht verträgt. Es sind die vielen Köpfe voller Vorstellungen, über die ein aufgeklärter Europäer nur den Kopf schütteln kann. Darum hier also mal wieder ein kleines Lob einer zielgenauen Islamophobie als Gegenstück zur Fremdenfeindlichkeit.

Fremde sind in Deutschland schon lange willkommen. Die Einwanderung aus anderen europäischen Ländern wird gern gesehen, und nur ein paar ganz Verbohrte haben damit ein Problem. Auch an die Türken haben sich die Deutschen im Großen und Ganzen gewöhnt. Die meisten von ihnen haben unsere im Grundgesetz formulierte Lebensart angenommen. Sie sind der Beweis dafür, dass gute Nachbarschaft möglich ist, ohne dass jeder, der ferne Wurzeln hat, diese ausreißen und Lederhosen oder Prinz-Heinrich-Mützen tragen müsste. Viele von ihnen finden übrigens die aktuelle Invasion aus dem Zweistromland gar nicht lustig. Aber das ist eine andere Geschichte.

Andererseits gibt es schon länger eine nicht ganz kleine Minderheit, deren Fundamental-Islam von westlicher Aufklärung gar nichts wissen will. Zwei ihrer Markenzeichen: Frauenverachtung und Hass auf Juden. Wie viele neu der eingewanderten Moslems tragen dieses Virus in sich? Niemand weiß es. Aber unter der Million, die auf Einladung der Kanzlerin im letzten Jahr zu uns kam, werden es nicht wenige sein. Köln war nur ein virulenter Ausbruch eines schlummernden Fiebers.

Was heißt das alles für einen ordentlichen Islamophoben? Hier ein Vorschlag zur korrekten Anwendung der Islamophobie.

Erstens: Fremde, die zu uns kommen und unser Hausrecht respektieren, sind kein Problem sondern eine Bereicherung. Das gilt ebenso für neue Moslems aus dem Zweistromland, wenn sie Deutschland auch innerlich zu ihrer Heimat machen wollen. In diesen Fällen kann der potenzielle Phob seine Phobie vergessen und beruhigt eine Entphobungstherapie beginnen.

Zweitens: Es gibt bekanntlich auch Leute, die Schwierigkeiten haben, sich einzugewöhnen. Sie wollen es, aber es zieht sich hin, weil Deutsch nicht nur eine schwere Sprache sondern auch eine schwierige Daseinsform ist. Die einen schaffen es, die anderen nicht.

Entsprechend sollte der Phob seine Phobie dosieren: Optimistisch abwartend und pädagogisch unterstützend, so lange Hoffnung und kein akuter Anlass zur Phobie besteht. Wenn aber die Bemühungen scheitern und der moslemische Vater doch lieber seine Tochter einsperrt, anstatt sie am westlichen Leben teilhaben zu lassen, dann sollte der Phob seine Phobie voll erblühen zu lassen.

Drittens: Das gilt erst recht, wenn die Zugereisten von vornherein unsere Lebensart verachten, sie verweigern und womöglich sogar bekämpfen. Ihnen gebührt die volle, unverkrampfte Islamophobie. Wer als Fundi-Moslem nicht ertragen kann, dass Frauen gleiche Rechte haben und Juden willkommen sind, der sollte seine Flucht in einem moslemischen Nachbarland beenden und nicht in die Zone der Aufgeklärten weiterwandern. Das täte unserem Land gut und der Phob hätte keinen Anlass, seiner Neigung nachzugehen.

Nennen wir das Ganze also spaßeshalber eine Drei-Stufen-Islamophobie. Ein Drittel Phobieverzicht aus gegebenem Anlass, ein Drittel Latentphobie auf Abruf und ein Drittel Voll-Phobie. Über die Prozentsätze kann man ja reden. Die Sache selbst aber ist kristallklar. Man könnte unter Auslassung des P-Wortes auch ganz einfach von gesundem Menschenverstand sprechen. Denn das ist es. Man mag es drehen und wenden, wie man will: Es geht nun mal um ein ganz spezielles Problem des Islam. Da ist ein vernünftiges Maß an Phobie geradezu Bürgerpflicht. Eine Buddhismus-Phobie oder eine Animismus-Phobie hingegen wäre lächerlich.

Fremdenfeindlichkeit wiederum, die man in dieser Debatte so gerne als Allzweck-Etikett benutzt, ist etwas völlig anderes. 

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Leserpost

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Martin Landvoigt / 11.03.2016

Die Frage der Zahlenverhältnisse bleibt kaum aufzulösen. Unbestritten sind die meisten Moslems gegen Islamismus unf Gewalttätigkeit. Aber reicht das? Wenn von den 5 Mio Muslimen in Deutschland ‘nur’ 100 000 Symapthiesanten von Al Kaida und IS sind oder ‘nur’ 1 Mio, heißt das doch: Eine klare Minderheit, aber zahlenmäßig beängstigent. Muslimenverbände sind zumeist gekennzeichnet durch relativ geringe Mitgliederzahlen. Sie werden gemeinhin als Vertreter anerkannt, obwohl die Mehrheit der säkularen Muslime diese nie demokratisch legitimierte. Also: Ein Generalverdacht tut den meisten Muslimen unrecht. Aber ist damit das Problem vom Tisch? Ist die Demokratie dann noch hinreichend wehrhaft, oder lsassen wir sehenden Auges eine Veränderung zu, die letztlich unsere Einstellungen aushebeln kann. Was tun? Ich meine, dass die Verpflichtung zur Leitkultur keineswegs ein Kulturimperialismus sei. Folklore und persönliche kulturelle Identität ist keineswegs gefärdet, sondern wird gemeinhin als breichernd empfunden.  Das schließt aber nicht den Schutz problematischer Werte ein, die zum Konflikt mit der Leitkultur führen. Auch wenn ich gerne Döner esse muss ich nicht akzeptieren, dass Frauen nur halbe Erbberchtigung haben.  Darum ist es auch keine Phobi, wenn auch scharfe Islamkritik im öffentlichen Raum diskutiert wird. Das ist nicht gleichbedeutend mit einer persönlichen Ablehnung von Muslimen. Gerade die Versachlichung der Diskussion hilft eben jenen Muslimen, die ansonsten unter Generalsverdacht gestellt würden.

Alma Ruth / 10.03.2016

Liebe Frau Erdmann seien Sie ruhig politisch inkorrerkt, Meinen Segen haben Sie:-)))))  Politische Korrektheit hindert einen nur am selbständigen Denken. Es gibt nur wenige Fälle, wo sie richtig ist, z.B. Rassismus, Antisemitismus usw. Vor allem hindert es einen daran, Unterschiede wahrzunehmen und auszusprechen. Als ob das allein schon Diskriminierung wäre. Die Gleichmacherei, die man heute auf fast allen Gebieten, die mit Menschen zu tun hat, versucht wird. ist m.A. nach entwicklungsfeindlich und als solche menschenfeindlich. Ich war in meiner aktiven Zeit Musikpädagogin für Erwachsene, so habe ich eine kleine Ahnung davon, wovon ich rede. lg Alma Ruth

Dieter Schmidt / 10.03.2016

Sie haben mir absolut aus dem Herzen gesprochen.Ich bin keineswegs ausländerfeindlichlich eingestellt. Unterstütze seid 5 Jahren einen armen Jugentlichen aus Srilanka. Bloß mit unser Willkommenspolitik machen wir einen sehr großen Fehler und werden in naher Zukunft einen sehr großen Preis dafür bezahlen. Ich bin für eine kontrollierte Aufnahme von Asylanten die sich mit der deutschen Kultur anfreunden können und sich den Gesetzen unseres Landes unterordnen. Wichtig ist das Voraussetzungen geschaffen sind, , um ins Arbeitsgeschehen einsteigen zu können.

Andreas Rochow / 09.03.2016

Die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) definiert die Phobie oder phobische Störung als Angst vor eindeutig definierten, im allgemeinen ungefährlichen Situationen oder Objekten, die deswegen gemieden oder voller Angst ertragen werden; die Symptome reichen von leichtem Unbehagen bis zu Panikattacken. Es ist eine unter gefühlten Gutmenschen weit verbreitete Unsitte, Menschengruppen, deren Ansichten sie nicht teilen, unzutreffend mit halbverstandenen psychiatrischen Diagnosen zu etikettieren. Das kann insbesondere auch deshalb nicht als politisch korrekt gewertet werden, weil die ICD-10 zur phobischen Störung ausführt: “Die meisten phobischen Störungen, mit Ausnahme der sozialen Phobien, sind bei Frauen häufiger.” Cave: Antidiskriminierungsgesetz! Über die Bezeichnung “der Phob” (fem. die Phoba oder Phobine?) konnte ich herzlich lachen; sie ist der Glosse angemessen. Bei tatsächlich an Phobie Erkrankten spricht man eher von Phobikerinnen oder Phobikern. Und was den Islam in Deutschland angeht, sollte es möglich sein, Zahlen und Fakten zu betrachten und zu bewerten, ganz ohne psychiatrisches Halbwissen bemühen zu müssen, weil es in diesem Zusammenhang absolut nichts zu suchen hat.

Isabel Kocsis / 09.03.2016

Mir aus dem Herzen gesprochen. Nur leider glaube ich nicht, dass es sich um jeweilige Drittel handelt, die Integrierwilligen dürften deutlich in der Minderheit sein.

Erwin Cords / 09.03.2016

Schön wäre es, wenn wir greifbare Kriterien für die Entscheidung hätten, welcher der drei idealtypischen Gruppen ein Muslim angehört. Die Entscheidung ist wegen einer besonderen Eigenschaft des Islams nicht einfach, nämlich wegen seiner “Islamismuskompatibilität” (vgl.  Pfahl-Traughber, immerhin für die Bundeszentrale für politische Bildung; http://www.bpb.de/politik/extremismus/islamismus/36339/islamismus-was-ist-das-ueberhaupt), wonach auch ein Islamist - wenn auch nicht die einzige, aber doch eine mögliche - Deutung des Islams vertritt.

Sabine Erdmann / 09.03.2016

Sehr amüsant! Man kann das diffizile Thema also auch mit Humor betrachten. Diese Handlungsanleitung ist ja förmlich massenkompatibel. Eine inhaltliche und rhetorische Glanzleistung, die ich - o Schreck der politischen Unkorrektheit - überlege in meinem Deutschunterricht sowohl zur Grundlage einer Diskussion als auch Gegenstand einer stilistischen Analyse zu nutzen.

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