Ich bin kürzlich wieder aus Verdi ausgetreten. Der Anspruch, jenseits ihres eigentlichen Daseinszwecks, in sehr vielen gesellschaftspolitischen Bereichen an der politischen Meinungsbildung mitzuwirken, hat mich vertrieben. Herr Reil hat sich den Luxus erlaubt, seine von der oberen SPD Funktionärsriege abweichende Meinung u. a. beim Thema Zuwanderung (Verteilung von Aufnahmeeinrichtungen im Stadtgebiet etc.) wiederholt auch vor Medienvertretern zu äußern. Sein Abgang hat der SPD und den stolzen “linken” Gewerkschaften m. E. schwer geschadet. Wenn diese Organisationen bald nur noch aus Schüler u. Studentenvertretern und anderen Heinis bestehen, die dem Motto anhängen, der Geist sitzt links, dann ist die Transformation zum arbeiterfreien Thinktank abgeschlossen. So lange das Gießkannenprinzip a la Schulz in Wahljahren aber noch funktioniert, wird es jedoch sicher immer auch sogenannte “kleine Leute” geben, die sich dort gut aufgehoben fühlen, weil ihnen vermeintlich erst durch die Linken Partizipation und Wohlstand vermittelt wird. Das stimmte sogar teilweise für lange Zeit in dieser Republik. Nur darf man nicht zu viel Courage wie Guido Reil zeigen. Dann wirds ungemütlich.
Eine dunkle Vision dessen, was Geschichtsvergessene (fast!) aller Couleur durch Gedankenlosigkeit beim Mitplärren stumpfer Parolen wieder möglich machen. Gewollt oder ungewollt? Ganz egal! Dummheit schützt vor Strafe nicht!
Sehr geehrter Herr Letsch, das Verteilen von Schnaps an die Buna- Carbidkumpel könnte eine Legende sein, zumindest zu dem Zeitpunkt, den Sie beschreiben. Meines Wissens wurde kostenlos Milch verteilt, was die Sache nicht besser machte. Nach dem Carbidunfall 1990 wurde nicht das Buna- Werk still gelegt, sondern die Carbidfabrik und Teile der Nachverarbeitung. Die Rohstoffversorgung wurde auf Erdöl umgestellt und die Produktion von Kautschuk und Plastics lief weiter. Heute ist die Olefinverbund GmbH ein Tochterunternehmen von Dow Chemical und produziert auf dem neusten Stand der Technik. Dies ist übrigens dem Altbundeskanzler Kohl zu verdanken , der den Erhalt der mitteldeutschen Chemieregion sich zu Eigen gemacht hatte.
Sehr geehrter Herr Lesch, was für ein grandioser Artikel. Mein Großvater war Bergmann und aktiv in der Grubenwehr. Dass er letzten Monat seinen 91. Geburtstag feiern konnte, grenzt an ein Wunder. Allerdings hat er vom Grubenfusel die Finger gelassen. Und auch von den Gewerkschaften.
“Es ist noch schlimmer weil es freiwillig geschieht. “ Das habe ich zum Thema Mediengleichschaltung, usw. seit 2015 auch schon öfter geschrieben. Und weil es freiwillig ist habe ich auch wenig Hoffnung dass sich das schnell genug ändert. Was man beobachten kann ist eine unglaubliche Gruppendynamik. Ein Groß-Experiment in Konformismus und ideologischem Wahn, in einer Demokratie. Historische Vergleiche gibt es kaum, außer vielleicht im Deutschland der frühen 30er, als missbrauchter Patriotismus ins Unglück führte. Verrückterweise wird genau diese Zeit, von denen die nun “weltoffene Toleranz” missbrauchen für den nationalen Suizid, auch als warnendes Beispiel gebraucht, obwohl es weit und breit kaum Nazis gibt. So wenige dass das BVG das Verbot der NPD ablehnte. Dass die kolossalen Denkfehler niemanden dieser weltoffenen Toleranten bekümmern, ist eines der schrecklichen Wunder unserer Zeit.
Die DDR-Gewerkschaft hat nicht gegen den Faschismus gekämpft. Der offizielle Kampf der DDR nach Außen galt dem Imperialismus und im Inneren der “immer bessere Bedriedigung der materiellen und geistigen Bedürfnisse” der Werktätigen. Mit dem 13.08.1961 war der Faschismus in der DDR besiegt, der, nach offizieller Propaganda, hier zum letzten Mal versuchte, die Errungenschaften der Werktätigen der DDR durch westliche Agenten zu revidieren. Die DDR-Gewerkschaft hat um Planerfüllung gekämpft, denn wenn die Arbeiter - und Bauernregierung die Interessen der Arbeiter und Bauern vertrat, war die Gewerkschaft praktisch überflüssig. Die war auch zuvor schon überflüssig gemacht worden. Durch die Erfindung des Arbeiters der Faust und der Stirn, des schaffenden Kapitals und der Volksgemeinschaft und dem Begriff vom Betriebsführer und seiner Gefolgschaft. In der BRD wurde marxsche Ausbeutung dann mit den Begriffen von Sozialstaat, Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu verbrämen versucht. 1961 wurde den letzten Gewerkschaftern in der DDR die Idee, Arbeiterinteressen vertreten zu wollen, ausgetrieben. Die Frage lautete schlicht: “Bist Du für Frieden und Sozialismus, Genosse?” “Diese Männer tun ihre Arbeit in protuberanter Hitze und Gestank, umgeben von giftigen Gasen, bei ständiger Explosionsgefahr und nur von erheblichen Mengen jener Flüssigkeit zu leidlicher Funktionsfähigkeit überredet, welche in unterschiedlichen Dosierungen und Geschmacksrichtungen die gesamte DDR am Laufen hält: Schnaps.” Wenn man aus einem Säuferumfeld kommt, sollte man daraus nicht auf die restliche Gesellschaft schließen.
Es ist doch so wunderbar einfach, die AfD und deren Mitglieder auszugrenzen und in die Nazi-Ecke zu stellen. Das gibt den Gewerkschaftern und den Anhängern der anderen Parteien das wohlige Gefühl, zu den “Guten” zu gehören, die sich den “bösen Nazis” mannhaft entgegenstellen. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD braucht es da nicht mehr.
“Eingeborene” Altwestdeutsche wie ich, sollten einmal überlegen: Warum setzen sich meist Menschen, welche die Wohltaten des sozialistischen Systems am eigenen Leib in der DDR noch verspüren durften, hier auf Achgut und anderswo so vehement für den Erhalt der Freiheit und die persönliche Verantwortung des Einzelnen zum Erhalt eben dieser Freiheit ein? Ist diese Frage für sich selbst gestellt und aufrichtig beantwortet, bleibt keine Wahl. Untätig zuschauen wie Bevormundung, Repektlosigkeit Andersdenkenden gegenüber, Einschwören wollen auf den Mainstream, zunehmend Überhand in unserer Gesellschaft gewinnen wollen ist keine Alternative.
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