Henryk M. Broder / 13.07.2017 / 14:31 / Foto: Gricha / 7 / Seite ausdrucken

Die FR hat einen Dachschaden

Ich habe für die FR viel übrig. Sie wird auf festes Papier gedruckt, das sich hervorragend zum Auslegen von Katzenklos eignet. Hätte ich nicht einen Hund, sondern eine Katze, würde ich die FR abonnieren. Ab und zu steht in der FR etwas, das die Lektüre lohnt, weil es den Zeitgeist dokumentiert. Nicht den der breiten Masse, sondern der Querdenker, die gerne darüber sinnieren, wie man aus einem Omelett wieder sechs ganze Eier machen kann.  

Am 9.7. erschien in der FR ein Artikel, dessen Autorin sich gegen Versuche in Stellung brachte, den "linken Extremismus mit rechtem und islamistischem Terror" gleichzusetzten. Das sei "völlig absurd", meinte sie, zwischen dem einen und dem anderen gebe es entscheidende Unterschiede, nämlich: "Rechtsextreme und Islamisten wollen Leben auslöschen. Sie wollen Menschen tot sehen. Linksextreme zerstören Waren und Besitz."

Das ist natürlich nicht das Selbe, nicht einmal das Gleiche. Und der wertvolle Hinweis auf den Unterschied zwischen einem Tötungsdelikt und einer Sachbeschädigung soll auch nicht dadurch konterkariert werden, dass es in der deutschen Geschichte durchaus Entwicklungen gab, die mit einer Sachbeschädigung begannen und mit einem Massenmord endeten.

Nein, ich meine nicht die Nazis, die Bücherverbrennung und den Holocaust, ich meine den Frankfurter Kaufhausbrand von 1968 und die Debatte über "Gewalt gegen Sachen" und "Gewalt gegen Personen", die offenbar bis heute anhält. Zwar wählten "gewaltbereite Extremisten" den "falschen Weg für ihre Sache", aber: "Die Sache, um die es dabei geht, ist auch ein wichtiger Punkt: Das Ziel der radikalen Rechten ist die Dominanz der 'weißen Rasse'. Radikale Islamisten bekämpfen Freiheit und Offenheit. Radikalen Linken geht es um die Aufhebung von Ungleichheit. Schon die Ideologie dahinter macht einen Unterschied."

Man bzw. frau muss schon sehr viel Marbuger Nachtwächter getrunken und exzessiv ahle Wurscht gegessen haben, um sich dermaßen zu übergeben. Weil es radikalen Linken um die Aufhebung von Ungleichheit geht, fackeln sie Autos ab und plündern Supermärkte. Kein Auto für niemand! Frankfurter Würstchen und Bautzener Senf für alle! 

Einer wie Christian Klar, der wegen neunfachen Mordes und anderen Kleinigkeiten zu fünfmal Lebenslänglich plus 15 Jahren verurteilt und nach 26 Jahren Haft auf Bewährung entlassen wurde, handelte offenbar im Geiste einer Ideologie. Die Killer vom NSU mordeten, weil es ihnen Spaß machte. Wenn das kein Unterschied ist!

Die FR-Autorin betont, sie wolle "keinesfalls relativieren". Dabei relativiert sie sich um den eigenen Verstand. Es sei, scheibt sie, "eine Verzerrung der Realität" zu behaupten, "Linksextremisten seien in irgendeiner Art und Weise wie Rechtsextremisten oder Islamisten". Denn: "Rechtsextreme und Islamisten bedrohen deine Existenz. Linksextreme dein Eigentum. Das ist nicht dasselbe."

Sauber differenziert. Chaoten, die Steine und Brandsätze vom Dach werfen und mit Zwillen Stahlkugeln verschießen, begehen ein Art von Sachbschädigung, wenn es Polizisten erwischt. Gewalt gegen Personen läge erst vor, wenn sie die FR-Mitarbeiterin anpeilen würden. 

Es gibt freilich einen dritten Weg zwischen Sachschaden und Personenschaden. Es ist der Dachschaden bei der FR.

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Leserpost

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Peter Swoboda / 13.07.2017

Puhhh, zum Glück alles nur linksextrem und ich dachte schon….

Lars Bäcker / 13.07.2017

“Rechtsextreme und Islamisten bedrohen Deine Existenz, Linksextreme Dein Eigentum. Das ist nicht dasselbe.” Ich könnte mir vorstellen, dass die Ladenbesitzer, die seit dem Wochenende vor ausgeräumten und demolierten Läden stehen, das durchaus anders sehen könnten. Verdienstausfall ist oftmals mit Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz gleichzusetzen. Für die Schäden durch Vandalismus zahlt nämlich kaum eine Versicherung. Und nicht in jedem Fall linksextremer Zerstörungswut gibt sich der Staat generös und entschädigt die Opfer (mit deren eigenen Steuergeldern wohlgemerkt). Oder meinte die Dame mit Existenz nur die körperliche? Wie auch immer. Den Begriff des “Dachschadens” kann ich nach Lesen des “Artikels” nur bestätigen.

Erhard Süpfle / 13.07.2017

Einfach köstlich, Herr Broder, wäre es nicht so bitterböse ernst gemeint; von der Dame selbstverständlich.

Christoph Müller / 13.07.2017

Der eigentliche Unterschied zwischen linker und rechter Gewalt ist meiner Meinung nach für Leute wie die FR-Autorin ein ganz anderer: Die linken Gewalttäter wollen mit ihren Taten “das Gute” erreichen, auch wenn sie die falschen Mittel anwenden. Muss man dafür nicht Verständnis haben? Ich habe jedenfalls keines!

Wilfried Cremer / 13.07.2017

Erstaunlich ist, dass jetzt schon die Islambetüddelung über Bord geworfen wird, um die linke Luftnummer am Fliegen zu halten. Die Trudelphase steht kurz bevor. Wie schön!

B.Klingemann / 13.07.2017

Ich weiß nicht, wer schwachsinniger und gefährlicher ist: Die Linksextremen oder die Linken, die sie wie fanatische Kampfhundhalter fortwährend verteidigen. (Btw: Ihre und viele andere AchGut-Beiträge bereichern meinen Tag. Danke, Herr Broder! Ich bin gern Pate!)

Florian Bode / 13.07.2017

Ach, gibt es die FR noch? Ich habe dieses sumpfige Tabloid lange nicht mehr am Kiosk gesehen. Auch hat mich seit längerem keine Ich-AG mehr am Frankfurter Alleenring zum Kauf überreden wollen. Warum hat die FAZ dieses Blättchen fuer Transferleistungsempfänger und Sozialarbeiter übernommen? Die FAZ ist doch inzwischen selber “links” genug.

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