Danke für diese Einschätzung! Ich mußte mir heftig die Augen reiben, als ich die Bilder vom CDU-Parteitag sah. Gut, das Sie diese treffenden Worte gefunden haben!
Es ist diesem Text nicht einmal zu entnehmen, ob eine Linkswanderung oder eine Rechtswanderung der CDU befürchtet wird. Als Volkspartei bezeichnet sich jede Partei gerne, mit V im Namen fällt einem spontan nur die DVU ein. Werden hier wirkliche sozialistische Tendenzen nach links oder nach rechts befürchtet? Ist es klar, ob das D der CDU in das sozialdemokratische S der SPD oder aber in das rein soziale S der CSU transformiert wird? Dies hängt vermutlich hauptsächlich davon ab, ob mehr Wert auf den Erhalt des C (christlich) oder des D (demokratisch) gelegt wird. Eine Volksnähe kann über Wissen oder Glauben gebildet werden, ob nun demokratische Entscheidungen bei unterschiedlichem Wissen oder christliche Entscheidungen bei unterschiedlichem Glauben die bessere Lösung sind, kann leider niemand sagen, aber eines ist sicher: Weitermachen wie bisher geht gar nicht, nicht in Deutschland und auch nicht in Europa oder weltweit. Konstruktive Kritik ist erlaubt, aber ein reines Schlechtmachen mit leidlichen historischen Vergleichen völlig unfruchtbar für Erneuerungen, die wir für die Zukunft brauchen.
Frau Lengsfeld, eine wirklich korrekte Beschreibung des Zustandes dieser Partei. Die CDU war in der Nachkriegszeit ein Glücksfall für die Bundesrepublik, sorgte sie doch für die richtigen Weichenstellungen zur richtigen Zeit, die Folge waren Wohlstand und Freiheit in bisher für das deutsche Volk unbekanntem Ausmaß. Aber was ist aus dieser Partei geworden? Die Delegierten und Abgeordneten, die Sie beschreiben, sind ein Spiegelbild unserer derzeitigen Gesellschaft. Nur unter diesem Aspekt kann man das merkwürdige Verhalten verstehen. Spätere Historikergenerationen werden vielleicht Erklärungen finden, warum und wieso das ganze Land in diesen Zustand abgedriftet ist.
Sie haben mit all dem, was Sie sagen, völlig recht, Frau Lengsfeld. Sind Sie eigentlich immer noch CDU-Mitglied?
Vielen Dank für Ihren Artikel, Frau Lengsfeld! In Zeiten, in denen man kaum mehr sagen darf, dass einen die Zustände im Land ängstigen und man diesen Irrsinn gern beendet sehen würde, ohne als reaktionär, verbittert oder beides abgestempelt zu werden, sind ein ungetrübter Blick und klare Worte wie Ihre eine Wohltat.
Hallo, Frau Lengsfeld, ja, es ist unfassbar, dass die Delegierten nahezu einmütig bereit waren, die von ihren Wählern und der Parteibasis tagtäglich erlebten Realitäten komplett auszublenden, um sich erst einseifen zu lassen und dann in gemeinsamer “Wir schaffen das!”-Autosuggestion zu suhlen. Für mich ist das Schauspiel nicht mehr nachvollziehbar: Es gab doch schon Kreisverbände der CDU und auch Mandatsträger, die vernehmlich gegen die verordnete im wahrsten Wortsinne grenzenlose “Willkommenskultur” aufbegehrt haben? Wo waren diese Stimmen auf dem Parteitag, was haben diese Untergliederungen der Partei ihren Vertretern auf den Weg gegeben? Aus dem Blickwinkel eines von allen Wertvorstellungen entkernten machtpolitischen Pragmatismus betrachtet ist die Haltung der Delegierten vielleicht sogar nachvollziehbar: Die Union erreicht bei Umfragen nach wie vor Werte um 40 %, die “Willkommensparteien” insgesamt um die 80 %, und für eine Fortsetzung des von Nahles entworfenen und von Merkel verwalteten Umverteilungssozialismus mit multikulturellem Antlitz reicht es allemal. Wenn man die Frage stellt, was die Delegierten reitet, den Marsch in den Untergang demonstrativ zu bejubeln, muss man auch fragen, was eigentlich passieren muss, damit diejenigen aufwachen, die solche Politiker mit Wählerstimmen und Mandaten versehen. Deutschland versagt derzeit in historischem Maßstab bei der Lösung dringender gesellschaftlicher Probleme - das ist den Parteien des Establishments und ihren Funkenmariechen im medialen Mainstream zu verdanken. Aber das Land versagt auch bei der Herausforderung, eine glaubwürdige Alternative zu entwickeln. Eine AfD, die einem Hans-Olaf Henkel den Stuhl vor die Tür setzt, einem Björn Höcke biologistischen Stuss zu verbreiten gestattet, in der Putinvergötterer und Aluhutträger die Programmatik bestimmen und “Transatlantiker” ein Schimpfwort ist, kann es ja wohl auch nicht sein. Mit dem inszenierten Parteitagsjubel schwindet eine der letzen Hoffnungen auf einen Sieg der Vernunft, nämlich die, dass sich die Unionsparteien nach dem Abgang von Frau Merkel - den ein deutliches Signal des Widerstands auf dem Parteitag vielleicht beschleunigt hätte - auf ihre früher einmal hochgehaltenen Werte besinnen und ein konservativ-liberales Rollback des Merkelschen Anbiederungskurses an den linken Zeitgeist einleiten könnten. Eine solche Rückbesinnung auf bürgerliche Werte ist nun nahezu ausgeschlossen, denn sie kann nach dem Fanal von Karlsruhe von keinem der daran Beteiligten mehr glaubwürdig vertreten werden.
Die Beobachtung von Frau Lengsfeld decken sich auch mit meinen Wahrnehmungen. Das Phänomen Merkel, wobei ich das Wort Phänomen nicht im politisch ethischen Sinne positiv meine, zieht wie ein kalter Komet schon seit Jahren durchs politische Deutschland. Was im Weg ist, verschwindet im eisigen Schweif. Und keiner wagt sich, das zu ändern. Politische Leichtgewichte sind genau so verschwunden, wie politische Schwergewichte. Letztere hatten wohl den finanziellen und beruflichen Background, der ihnen die Abwendung von Merkel erleichterten. Vielen Abgeordneten fehlt das. Sie sind mit der Androhung von Repressalien erpressbar und knicken ein. Eine kapitale Fehlkonstruktion unserer parlamentarischen “Demokratie”. Sie werden zu Zujublern ihrer Peinigerin. Unappetitlich.
Wie sagte einst Max Liebermann:“Man kann gar nicht soviel fressen wie man kotzen möchte.”
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.