Herr Metzger, die Blase, von der sie parlieren, funktioniert so: Statistiker und (staatsaffine) Volkswirte versichern Politiker und Presse, dass bei uns alles ganz supi laufe. Vor allem aus dem Ausland heißt es, dass wir „reich“ seien und bei uns Milch und Honig fließe (merke: jedem Land das keine 25% Jugendarbeitslosigkeit hat geht es gut). (Dass das den Zweck hat, die nächste Billion internationaler Transferleistungen –von D ins Ausland- klarzumachen ist natürlich reine Verschwörungstheorie.) Journalisten –ob gelenkt oder aus freiem Antrieb, ob bewusst oder unbewusst- stimmen nun einen zwar vielstimmigen, aber harmonischen Chor an: man will ja nicht immer nur Negatives berichten, so wird flugs Deutschlands zu Europas wirtschaflichem Erfolgsmodell erklärt. In der FAZ, beispielsweise, erschien mindestens wöchentlich ein Jubelartikel zur EU und zum Euro. Es kämen ja auch nur dringend benötigte Fachkräfte ins Land etc… Politiker –als praktisch eher faule und marktfern entlohnte Menschen- richten sich gerne in dem Lügengespinst ein und spielen fortan mit den Medien Pingpong: die übliche politmediale Blase schafft sich ihre Wirklichkeit selbst. Das, Herr Metzger, ist die Blase, die Sie (nicht) meinen. Ihre Mahnung ist ganz Siebziger und Achtziger Jahre. Wissen Sie noch? Als es eine Bundesbank gab die etwas zu sagen hatte, als die Staatsschulden im Vergleich zu heute lächerlich waren, als die Herstatt-Pleite eine große Nummer war. Im Endkampf des Systems –heute-, in dem die (vertraglichen und kulturellen) Grundlagen des Zusammenlebens von gewissenlosen Eliten zerstört wurden (im Falle des Euro betrug die Vertragstreue nicht einmal ein halbes Jahr!) sind das alles nur Peanuts. Ihre Einlassungen kommen mir vor wie nostalgische Reminiszenzen aus einer anderen Zeit.
Sehr geehrter Herr Metzger, Stimme Ihnen in diesem Punkt völlig zu. Aber was machen wir mit unserem außenwirtschaftlichen Ungleichgewicht?
Wenn ich Ihren vulgärwirtschaftswissenschaftlichen Text so lese, Herr Metzger, komme ich nur einem Schluss: Es ist höchste Zeit für Lohnkürzungen! Frechheit, dass diese Gewerkschaftsvertreter sich überhaupt trauen, höhere Löhne zu fordern! Bleiben Sie am Ball, Herr Metzger! Holen Sie die Textilindustrie zurück aus Bangladesch!
In der deutschen Automobilindustrie, der Schlüsselindustrie in Deutschland, werden derzeit Milliarden-Euro Sparprogramme aufgelegt. Der Vertrieb und die Niederlassungen in Deutschland werden radikal zusammengestrichen. Nach meiner Einschätzung liegt Oswald Metzger mit seiner Prognose richtig. Es wird hier bald ein böses Erwachen geben.
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