Cora Stephan / 01.07.2008 / 14:26 / 0 / Seite ausdrucken

Deutsche Memmen am Hindukusch

Was für eine Schlagzeile: „Viele Männer zu schlapp zur Landesverteidigung.“ Was für eine Botschaft!
Da sieht man nun, was die Frauenbewegung in Gestalt von verweichlichenden Müttern, irregeleiteten Kindergärtnerinnen und indoktrinierenden Volksschullehrerinnen angerichtet hat: Der deutsche Mann ist nicht mehr wehrfähig. Mehr als 40 Prozent aller gemusterten Wehrpflichtigen erwiesen sich im vergangenen Jahr als ungeeignet für die körperlichen und psychischen Anforderungen einer Verteidigung Deutschlands am Hindukusch. Der wehrhafte Mann ist ein Auslaufmodell.
Das freut den Feind, insbesondere den islamistischen Glaubenskrieger, der den Westen und seine alternden Menschen sowieso für hoffnungslos dekadent hält. Die jungen Nationen hingegen können Millionen williger Kämpfer ins Feld schicken, die unter Garantie keine lächerlichen Zivilisationsprobleme wie Tötungshemmungen oder Übergewicht haben.
Das freut natürlich auch den Pazifisten, der auf dieses Ergebnis jahrzehntelang zersetzend hingearbeitet hat: die einst nachgerade genetisch auf Killermaschine geeichten Deutschen haben sich in ein einig Volk von friedliebenden Sofakartoffeln verwandelt, die nur dann mal laut werden, wenn man ihnen die Fernbedienung wegnehmen will.
Wahrscheinlich freut sich auch die Familienministerin. Der deutsche Mann gibt zwar noch keine Milch, verfügt aber schon über Brüste und über durchweg weibliche Neigungen zu Heim und Herd, ist also für den überfälligen Rollentausch bestens gerüstet. Die nötigen militärischen Maßnahmen erledigt Lara Croft neben der Karrierearbeit mit dem kleinen Finger.

Bestimmt freuen sich auch unsere Kolumnistinnen und Fernsehmoderatorinnen. Allein die Themenformulierung eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Und sicherlich wird irgendeine auch die Frage ansprechen, ob wir Frauen am Ende des Tages das wirklich wollen: das männliche Weichei mit der ungesunden Gesichtsfarbe anstelle des wohldefinierten Helden, dem wir verzeihen, wenn er zum Windelwechseln nie Zeit hat, weil er, tut mir ja so leid, auch heute wieder die Welt retten muß.
Agesichts all dieser Freude macht man sich natürlich keine Freunde, wenn man behauptet, daß das Problem keines ist, sondern höchstens im Auge des Betrachters liegt, und der schielt womöglich mit voller Absicht.
Die Untauglichkeitsquote von über 40 Prozent – woanders in Europa liegt sie bei acht bis zwölf– löst nämlich ein Dilemma: Die Bundeswehr ist eine Wehrpflichtigenarmee. Da indes immer weniger Soldaten gebraucht werden als potentielle Bürger in Uniform vorhanden sind, kann von Wehrgerechtigkeit keine Rede mehr sein. Das Problem löste eine Berufsarmee, aber die will man nicht, weshalb man sich die Situation einfach sauber rechnet. Das legt jedenfalls die Tatsache nahe, daß mit nachlassendem Bedarf die Zahl der Untauglichen beständig gewachsen ist: von 16,9 Prozent im Jahre 2002 über 32,6 Prozent im Jahr 2004 auf den heutigen Rekordstand. Hilfsweise hat der Gesetzgeber schon vor vier Jahren die Tauglichkeitskriterien hochgesetzt. Und da soll es keinen Zusammenhang geben?
Nicht der Mann ist das Problem, sondern die Politiker, die sich wieder einmal scheuen, auszusprechen, was ist und es lieber mit Kosmetik versuchen.
Daß dies nun um den Preis der Ehrverletzung des deutschen Mannes geschieht, ist eigentlich unverzeihlich. Hätten unsere Kerle auch nur ein bißchen von der Empfindlichkeit ehrbarer Muslime, würden demnächst ganze Wagenladungen deutscher Fahnen in Flammen aufgehen. Aber die unseren halten sich fein zurück und freuen sich, daß niemand mehr Gewissensnot erfinden muß, um sich vor dem Dienst an der Waffe zu drücken.
Tja. Aber im Grunde ist das alles ganz und gar nicht komisch. Sicher, es gibt Gründe, an der Wehrpflicht und dem Konzept des „Bürgers in Uniform“ festzuhalten, um das „Abheben“ der Armee von der Gesellschaft zu vermeiden. Ebenso gute Gründe gibt es für eine Berufsarmee. Und ganz besonders wichtig wäre eine veränderte Einstellung des Publikums zur früher so ungeliebten Bundeswehr: eine Gesellschaft, die ihre Männer zu gefährlichen Einsätzen verpflichtet, sollte sich zumindest darum bemühen, ihnen Respekt entgegenzubringen – vom „Dank des Vaterlandes“ sehen wir mal ab.
Alles in allem riecht das Verfahren nach einer Strategie, die in der Politik immer beliebter wird: man definiert einen Sachverhalt solange um, bis er als „Problem der Gesellschaft“ erscheint – wie bei der Rentenfrage, die man mittlerweile zur demographischen Angelegenheit und damit zur Sache der Frauen gemacht hat - anstatt die schlichte Wahrheit zu sagen: wir haben es nicht mit Naturnotwendigkeiten zu tun, nicht mit schlappen Männern und gebärunwilligen Frauen, sondern mit politischen Entscheidungen, vor denen sich die dafür Zuständigen drücken.
In diesem Sinne: deutsche Männer! Laßt euch nicht gefallen, daß auf Kosten eurer „Ehre“ etwas viel Edleres beleidigt wird: nämlich der Verstand aller Bürger.
DeutschlandRadio, 10. April 2008

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