Matthias Heitmann, Gastautor / 18.02.2017 / 20:30 / 2 / Seite ausdrucken

Der WochenWahnsinn: Der Narkotiseur von Schloss Bellevue

In ihrer Radio-Kolumne „Der WochenWahnsinn“ gehen Achse-Autor Matthias Heitmann und Antenne Frankfurt-Moderator Tim Lauth jede Woche auf Zeitgeisterjagd. Seit Kurzem ist der WochenWahnsinn nun auch auf der Achse zu hören und zu lesen.

Diese Woche widmen sich die beiden dem kommenden Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Da dieser „in etwa so inspirierend ist wie ein Narkosearzt“, ist er für sie der ideale Repräsentant genau der blutleeren, friedhofsruhigen und versteinerten Alternativlos-Politik, die es zu überwinden gilt. Zur Audio-Datei geht es hier entlang.

Tim Lauth: Matthias, seit Sonntag steht ja unser neues Staatsoberhaupt fest: Frank Walter Steinmeier von der SPD. Was hältst Du von dem Mann?

Matthias Heitmann: Mit Steinmeier wird ein Apparatschik Bundespräsident, dessen Karriere kein einziges Mal durch Wahlentscheidungen der Bürger bestimmt wurde. Er ist immer durch den Technokrateneingang ins Regierungszimmer gekommen: Er war Büroleiter und Vertrauter von Gerhard Schröder, und so wurde er auch Staatssekretär und später Kanzleramtsminister. Und immer, wenn seine Partei, die SPD, Wahlen gegen Angela Merkel verloren hat, ging es für Steinmeier weiter nach oben. Jetzt schickt Angie ihn sogar ins Schloss Bellevue. Das ist schon bemerkenswert.

Lauth: Das mag sein. Aber braucht das Land vielleicht sogar genau so einen als Bundespräsident? Sein Job muss doch sein, die Menschen zusammenzubringen und die Spaltung zu überwinden, oder?

Heitmann: Wenn Du den Zusammenhalt im politischen Berlin meinst, hast du vielleicht Recht. Das könnte er schaffen: Wer langweilt, kann nicht polarisieren, und wer schläft, kann sich nicht prügeln. Aber wenn man die Spaltung zwischen der großen Politik und den Menschen überwinden will, dann ist der Steinmeier der Falsche. Er ist ja selbst ein Produkt dieser abgehobenen Parteien-Elite. Und im Vergleich zu seinem Vorgänger Joachim Gauck ist Steinmeier in etwa so inspirierend wie ein Narkosearzt.

Lauth:  Okay, aber nochmal: Wir leben in einer von Trumpeltieren durchpflügten Zeit. Was ist so schlecht daran, wenn ein gänzlich uninspirierender Politprofi die Lage und auch die politische Ansprache ein wenig beruhigt?

Heitmann: Weil es genau diese von oben verordnete Friedhofsruhe ist, gegen die immer mehr Leute aufbegehren. Alternativlosigkeit ist kein Mittel gegen Wutbürgerei, sondern ihre Ursache! Und Steinmeier ist der Repräsentant dieser Alternativlos-Politik schlechthin, und damit ein Präsident von gestern. Es mag paradox klingen: Aber um die Leute wieder zusammenzubringen, musst du polarisieren und aufrütteln! Du musst Mauern in den Köpfen einreißen, die Sprache der Leute sprechen und mit ihnen Tacheles reden! Dafür ist Steinmeier völlig ungeeignet. Wenn er davon redet, man solle mehr Mut haben, dann meint er nicht den Mut zur Veränderung, sondern den Mut, ruhig weiterzuschlafen. Mit Steinmeier wird die Versteinerung der Politik weitergehen.

Lauth: Das ist dann die Versteinmeierung der Politik, sozusagen.

Heitmann: Ja, oder noch besser: Walter, der Grabsteinmeier

Lauth: Apropos Friedhof: Hast Du Sorge, dass unsere Eintracht noch in Richtung Ligafriedhof abrutschen könnte?

Heitmann: Nein, im Moment nicht. Ob‘s am Ende für Europa reicht, hängt eher von den restlichen Heimspielen ab. Weder der HSV, noch Gladbach, Bremen oder Wolfsburg werden selbst das Spiel machen. Da hilft der Eintracht kein steinmeiersches Predigen, da musst Du selbst angreifen und Ideen entwickeln.

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Karla Kuhn / 19.02.2017

“Wenn er davon redet, man solle mehr Mut haben, dann meint er nicht den Mut zur Veränderung, sondern den Mut, ruhig weiterzuschlafen. Mit Steinmeier wird die Versteinerung der Politik weitergehen.”  Das denke ich auch, traurig aber wahr. Auf der anderen Seite sind wir ja solche Sätze wie, “Wir sollen mehr Mut haben”, die nichts aber auch gar nichts aussagen gewohnt. Steinmeier hatte doch als Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl 2009 eine Schlappe erlitten. Als BP mußte er das nicht befürchten, da durfte das Wahlvolk kein Kreuzchen machen. 

Christian Gerst / 19.02.2017

Zusammenbringen funktioniert nur durch Härte und durch in Verantwortung nehmen. Wer unkontrollierte Masseneinwanderung und den Islam will werden a) zur Finanzierung die Steuern- und Sozialabgaben erhöht bzw.  Tranferleistungen gekürzt (und zwar nur denen), muss in einer No-Go Aerea leben bzw. neben dem Muezzin oder b) wird in ein islamisches Land ausgewiesen.  Dort können sie dann ganz groß den Mund aufreissen und uns beweisen, was sie alleine so alles auf die Beine gestellt bekommen.

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