@ Sepp Kneip—- Niemand hat Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion isoliert und in die Enge getrieben. Man hat Russland endlos hofiert, um den Übergang einfacher zu machen. Man hat 1998 ohne aufhebens einfach alle Schulden erlassen, man hat - damit russische Wissenschaftler nicht untätig rumsitzen - die int. Raumstation gebaut, man hat den Wirtschaftszwerk Russland in die G7-Runde aufgenommen, man hat Russland einen beständigen Verbindungssitz innerhalb der NATO in Brüssel eingerichtet, man hat das Massaker in Tschetschenien unter den Tisch fallen lassen, usw. usf.. Das Propaganda-Gebrubbel aus Moskau, Amerika wolle Russland knebeln, zerbrechen und - wie Sie schreiben - Europa gegen Russland aufwiegeln, ist an Absurdität nicht zu überbieten. Sie schreiben sogar: “Wer Russland angreift ...”. Wo nehmen Sie nur diesen offensichtlich Unsinn her?
@ Günther Schaumburg—- Es geht im Artikel um Putins Russland. Es entspricht nicht abendländischer Diskussionskultur, auf Kritik an Einem mit Kritik an einem Anderen zu reagieren; insbesondere nicht, wenn man dabei falsche Tatsachen verbreitet, z. B. wie dass die NATO versprochen hätte, keine weiteren Länder auf deren Wunsch hin aufzunehmen, die östlich der deutsch-polnischen Grenze liegen. Das brauchte man Gorbatschow auch gar nicht zu versprechen, denn damals war östlich dieser Grenze das Gebiet des Warschauer Pakts, der sich ein “Wirken der NATO” auf seinem Territorium verbeten, bzw. darauf militärisch geantwortet hätte. Den Warschauer Pakt gibt es aber nun nicht mehr und niemand hat Herrn Gorbatschow oder Sonstwem versprochen, dass z.B. für Polen oder Letten plötzlich nicht mehr das Völkerrecht gelte und diese souveränen Länder nicht über ihrer eigene Bündniszugehörigkeit entscheiden dürften. Amerika unterhält übrigens auch in Deutschland eine ganze Menge Stützpunkte und obwohl das im Vergleich zu früher so gut wie keine mehr sind, verdanken Sie u.A. diesen Stützpunkten, dass Sie nicht mehr “das Eingesperrtsein unter russischer Ägide ertragen müssen”. Es handelt sich dabei darüber hinaus um Stützpunkte im Rahmen der NATO, sowie auch die Bundeswehr Stützpunkte in Amerika und Kanada unterhält. Desweiteren denke ich nicht, dass etwa Südkoreaner, Tschechen oder Estländer besonders begeistert davon wären, wenn die USA ihre Stützpunkte dort aufgäbe. Die Gleichsetzung von Putins Russland mit Amerika à la “Dreinschlagen, Austricksen, Belügen und Verleumden” verleugnet jede Realität.
Leider entspricht die Darstellung nicht ganz den Tatsachen. Der Ölpreis sprang nicht an, weil Putin das gefordert hat. Hätte er dazu die Macht, hätte er das schon längst getan. Schliesslich ist er kein Masochist, der den Einbruch der russischen Wirtschaft durch den niedrigen Ölpreis in den letzten Jahren genossen hätte (auch die westlichen Sanktionen spielten durchaus eine Rolle). Das Öl sprang vielmehr an, weil Saudi-Arabien ein Ende der (Beinahe-) Dumping-Preise signalisierte. Russland hat sich nur angeschlossen. Und trotzdem werden die Preise nicht in den Himmel wachsen. Aus zwei einfachen Gründen. Die Saudis sind nicht an stark steigenden Preisen interessiert, höchstens an stabilen. Denn einerseits möchten sie verhindern, dass der amerikanische Schieferöl-Abbau durch Fracking wieder lohnend wird (das würde sofort wieder eine Steigerung der amerikanischen Produktion und damit wieder einen Preissturz auslösen), andererseits wollen sie weiter den Staatshaushalt von Todfeind Iran schädigen, der bei diesen Preisen kein Geld aus den Ölverkäufen erlöst. Das sind alles andere als gute Aussichten für Putin, der noch wesentlich höhere Preise als die iranischen Mullahs braucht.
In der Ukraine waren vor allem USA und in amerikanischem Schlepptau die EU tätig, die das Land gespalten haben und dann verlangten, die Ukraine dürfe nur Wirtschaftsbeziehungen mit dem Westen, nicht aber mit Russland haben. Der Krieg in Syrien wurde verlängert durch die USA, die die Rebellen mit Waffen und Knowhow unterstützten, damit sie Assad vertreiben sollten. Das haben die angeblich “moderaten” Rebellen aber nicht geschafft. Dann erst hat Putin in Syrien eingegriffen. Und Aleppo wird nicht im Ganzen bombardiert, sondern da wo die Rebellen sich festgesetzt haben und die Zivilbevölkerung als Schutzschild missbrauchen. Die Sanktionen gegen Russland kamen von USA und die EU machte wieder mit. Dass sich dann Putin von Europa abwendet und sich mehr nach Asien orientiert, hätte man wissen müssen. Und widerrechtlich hat sich Putin nicht die Krim genommen, es gab eine Abstimmung. Die mehrheitlich russische Bevölkerung auf der Krim stimmte für Russland. Nicht zuletzt auch, weil Russland höhere Renten zahlt als die Ukraine. Wenn die USA und mit ihnen die EU im Westen der Ukraine eingegriffen haben, dann wundert man sich, dass der Osten mit mehrheitlich russischer Bevölkerung von Putin unterstützt wird. Den Bürgerkrieg in der Ukraine hat der Westen begonnen. Im übrigen geht es auch USA nur um Wirtschaft, Öl-Pipelines in Syrien und nicht um irgendwelche Menschenrechte, Demokratie. Das ist nur westliche Propaganda.
Herr Weimer glauben Sie tatsächlich daß ein um 10% höherer Ölpreis, der durch eine 10%ige Senkung der Fördermenge erziehlt wird, dem Staatshaushalt mehr Einnahmen beschert? Bei den derzeitigen Fördermengen müßte der Preis bei etwa 70-80$ liegen, damit die klassischen OPEC-Länder einen einigermasen ausgeglichenen Staatshaushalt hätten. Wer allerdings nichts von Wirtschaften und Marktwirtschaft versteht, kommt auch mit dem doppelten Preis auf Dauer nicht klar, denn der Marktwirtschaftler wird über kurz oder lang preiswerte Alternativen finden. Zu den kriegerischen Konflikten im Osten und Südosten dürfte der Westen auch nicht ganz unschuldig sein. Immerhin ist ja bekannt, daß Al Quaida zu Zeiten der russischen Anektionsbemühungen in Afghastian von den USA unterstützt/aufgebaut wurden. Außerdem werden die gemäßigten Rebellen (wer oder was sind die?) in Syrien vom Westen unterstützt. Für die Bevökerung vor Ort sind diese aber nicht vom IS zu unterscheiden. Die Ukraine an sich hat für Putin, wenn überhaupt, nur einen territorialen Wert. Hier geht es vermutlich nur um den direkten Schwarzmeerzugang (Krim). Und die vertragswidrige NATO-Erweiterung in Richtung Osten ist ja nun auch kein Pappenstiel den man als Kreml-Chef so einfach hinnehmen darf, ohne dabei am eigenen Ast zu sägen.
Hallo, Herr Weimer, man sollte auch erwähnen, dass Putin mit seinen Propagandamedien wie ruptly.tv eine Integrationsfigur der Amerikahasser in Westeuropa und insbesondere in Deutschland darstellt. Mich würde nicht wundern, wenn auch die Aktionen gegen den transatlantischen Freihandel von russischen Einflussagenten befeuert werden - eine russische Droh- und Druckkulisse gegenüber seinen westlichen Nachbarn lässt sich wesentlich wirkungsvoller aufbauen, wenn Putin einen Keil zwischen den cis- und den transatlantischen Teil der NATO getrieben hat. Vielleicht hat sogar die westliche Anti-Fracking-Front (möglicherweise ohne ihr Wissen) Querverbindungen zum Putin-Regime, denn Moskau kann nicht daran gelegen sein, dass sich Westeuropa aus der Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen löst. Es wäre nicht der erste Erpressungsversuch mit dem Gashahn als Waffe. Spannend ist die Reaktion der Politik hierzulande auf die russischen Hegemoniebestrebungen allemal: Die Putingroupies finden sich am ehesten in der Linkspartei und am neurechten Rand der AfD und darüber hinaus, also dort, wo “Transatlantiker” ein Schimpfwort ist und die Anti-TTIP-CETA- und die Anti-Fracking-Aktivisten am lautstärksten vertreten sind. Demgegenüber scheint zumindest in dieser(!) Frage in den (ehemaligen) Volksparteien ein Rest von Vernunft erhalten geblieben zu sein, auch wenn die SPD erkennbare Absetzbewegungen vom freihandelsfreundlichen Kurs macht und die Union komplett voreilig das Fracking in Deutschland verbieten möchte, um sich für eine Koalition mit den Grünen zu empfehlen.
Typischer Fall von selektiver Wahrnehmung. “Während Putin also querfeldein attackiert, erklären die USA allerorten, sich zurückzuziehen.” Gut, die Amerikaner denken seit dieser Woche über direkte Bombardements in Syrien nach - die Frage nach dem Völkerrecht will ich gar nicht stellen. Nebenbei haben sie diese Woche auch mal kurz den Jemen bombardiert - weil neben ihrem Kreuzern zweimal Raketchen ins Wasser gefallen waren, normale Reaktionsweise des Westens - wir dürfen das. Dann habe ich versucht, heraus zu finden, wie viele Militärstützpunkte Rußland außerhalb seines Territoriums hat - so richtig habe ich nur einen ermittelt. Kurze Frage an den Autor: Wieviele Auslandsstützpunkte haben die Amerikaner aktuell? Egal. Ja, der Putin verlegt gerade Raketensystem nach Kaliningrad, das ist nicht schön für den Mitteleuropäer. Aber er kann natürlich in seinem Land machen, was er will. Zumal dann, wenn die Europäer gemeinsam mit den Amerikanern Raketen in Polen direkt an der weißrussischen Grenze stationiert haben, um tatsächlich eine mögliche Verteidigung für eventuelle Angriffe aus dem Iran zu haben. Am meisten ärgert mich dabei allerdings, dass dem interessierten Bürger so dermaßen viel Dämlichkeit unterstellt wird, dass man ihm solch desolate Erklärungen vorsetzen kann. Vielleicht stellt Putin die Raketen nur nach Kaliningrad, um gegen einen eventuellen atomaren Querschläger aus Nordkorea gewappnet zu sein? (Sarkasmus) Es ist nun mal ein zwingendes Muster der Logik und auch der Philosophie - wer gegen etwas ist, der muss andersherum auch für etwas sein. Es wäre schön zu erfahren, für was der Autor steht, wenn er schon so dezidiert gegen Putin steht. Nur die westlichen Demokratien haben sich noch den Komfort der Stimmenthaltung genehmigt, weil man sich kein genaues Urteil in einer Sache erlauben kann oder weil man einfach nichts dazu sagen kann. Wäre auch eine Möglichkeit gewesen.
Putin hat die Ungeschicktheit amerikanischer Außenpolitik und die Unkenntnis der Amerikaner über die russische Denkweise offen gelegt. Die Ungeschicktheit lag vor allem darin, Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion derart zu isolieren und in die Enge zu treiben, dass Putin keine andere Wahl blieb, als entsprechend zu reagieren. Wer Russland angreift oder ihm zu nahe auf die Pelle rückt, muss damit rechnen, dass dieses Riesenland zurück schlägt. Das haben sowohl Napoleon als auch Hitler erfahren müssen. Dass Putin ein geschickter Schachspieler ist, hat er schon des Öfteren bewiesen. Angesichts der Spielchen, die sich die westlichen Macht-“Eliten” in den stillen Kämmerlein der Think-Tanks ausdenken, könnte Moskau mit einer entsprechenden Allianz einen Kontrapunkt hierzu darstellen. Das Aufwiegeln Europas gegen Moskau kommt ja nicht von ungefähr. Die “Elite”-Strategen jenseits des Atlantiks sehen die von ihnen beabsichtigte “Neue Weltordnung” in Gefahr. In dieser “Neuen Weltordnung” haben die europäischen Nationalstaaten keinen Platz mehr. Sie müssen weg. Die Völker müssen durchmischt werden, so die Vorstellung dieser Strategen. Frau Merkel ist dazu ausersehen, dies in Europa zu bewerkstelligen. Den “Erfolg” bekommen wir bereits zu spüren. Es dürfte doch wohl jedem einigermaßen vernünftig denkendem Menschen klar sein, dass eine von einer kleinen, nicht demokratisch legitimierten, Clique geführten Weltregierung auch nicht das Maß aller Dinge sein kann.
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