Wer wird gewinnen? In Deutschland zeichnet sich ein Kampf der Lobby-Giganten ab. Grün gegen Auto, Brüssel gegen Berlin. Der Kampf- beziehungsweise Zankapfel: das Diesel-Auto. In der linken Ecke dribbelt das Doppel aus Brüssel und Groß-Grün, in der rechten Ecke steht das Doppel aus Wirtschaftsministerium und Automobil-Lobby. Der Angriff kommt aus der linken Ecke. Die Angreifer wollen den Fahrern von Diesel-Autos verbieten, die Innenstädte zu verunreinigen. Die Verteidiger in der rechten Ecke wanken angesichts dieses hehren Zieles bereits, ehe der Kampf überhaupt begonnen hat.
Die Linke glaubt, Menschenrecht, Umweltschutz und überhaupt alles Gute und Schöne auf ihrer Seite zu haben. Die Verteidiger haben nur die Geschichte als Argument: Millionen Besitzer von Dieselfahrzeugen, die ihre Autos im guten Glauben gekauft haben, mit ihnen überall hinfahren zu können. Die Linke bürstet den Hinweis auf die Geschichte mit dem klassischen Politikerargument ab: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern. Wenn es um die Rettung der Welt geht, gibt es keinen Bestandsschutz. Die Revolution verlangt nun mal Opfer.
Nach dem Großbetrug der VW-Doldis glauben wir keine Zahl mehr
Die Verteidiger weisen schamhaft darauf hin, dass die modernen Diesel-Autos viel sauberer sind als die alten und dass sie immer sauberer werden. Und dass sie den niedrigsten Spritverbrauch haben. Die Angreifer zucken mit den Schultern: Was soll denn dieses Gejammer! Die Auto-Lobby murmelt kaum hörbar in die eigenen Bärte: Aber die Autos machen doch nur zehn Prozent der Stickstoff-Verschmutzung in den Städten aus. Was ist denn mit den restlichen 90 Prozent? Die Anti-Diesel-Lobby kontert: Wer glaubt schon eure Zahlen. Nach dem Großbetrug der VW-Doldis, die die Amerikaner mit Tricksereien zu Diesel-Liebhabern umerziehen wollten, glauben wir keine Zahl mehr, die ihr dem Publikum vorlegt.
Die Verteidiger greinen: Man darf doch wegen eines Großbetrügers nicht die ganze Branche haftbar machen. Die Angreifer eiskalt: Tun wir aber. Denn wer am Boden liegt, den kann man leichter k.o schlagen. Die Verteidiger raufen sich die Haare: Aber was sollen denn die Millionen Diesel-Fahrer mit ihren Autos machen! Die können doch nicht nur ins Grüne fahren. Die Angreifer mit unverhohlener Häme: Was schon. Verschrotten. Zu Hause bleiben. Pech gehabt. Arschkarte gezogen. Shit happens. Elektro-Autos kaufen.
Die Verteidiger verzweifelt: Elektro-Autos? Aber die werden doch mit fiesem Atomstrom aus Osteuropa und mit ekelhaftem Braunkohle-Strom aus Ostdeutschland angetrieben ...Zu spät. Schon stürzen sich die Angreifer mit einem siegessicheren Grinsen auf die angstbleiche Auto-Lobby.