In jeder Epoche gab es Menschen, die die Relativität des gerade vorherrschenden Zeitgeistes durchschauten und sich von diesem nicht anstecken ließen. Es waren Menschen, deren „geistig-moralisches“ Rüstzeug ausreichend bestückt war, um sich tatsächlich eine eigene Meinung zu bilden. Das war nicht selten lebensgefährlich. Mindestens hatte es den sozialen Ausschluss zur Folge. Doch waren dieses häufig Menschen, die nicht anders konnten. Selbst wenn sie gewollt hätten, es hätte nicht geklappt. Sie durchschauten zu viel, verstanden zu viel, und wenn sie nicht das Glück hatten, Gleichgesinnte zu finden, vereinsamten sie, landeten in Gefängnissen, auf dem Scheiterhaufen oder am Galgen. Oder sie schafften es doch, sich anzupassen, hielten den Mund und würden unglücklich. Die Bibel meint, wenn sie von Propheten spricht, möglicherweise diesen Typus Mensch. Typen, die auf die Gefahr hin des eigenen Unterganges, den Leuten „ihre“ Wahrheit mitteilten. Jedenfalls gab es sie wohl immer schon. Die, die dem Zeitgeist widerstehen.
Das oben zitierte Interview Maischberger/Trittin/Kurz hat einen Platz im Geschichtsbuch verdient: was Trittin absondern wüde, war von vornherein klar. Dieser blutjunge Kurz ist in seiner Gelassenheit aber geradezu übermenschlich. Und Maischberger bleibt, was sie schon immer war: eine Systemschnalle, die gerade wegen ihres Konformismus vom Apparat mit Ehrungen überhäuft wird. Fast ein “Held der Arbeit”, obwohl das schon wieder die tatsächlichen Helden der Arbeit beleidigt, die nie für etwas anderes als für ihre Arbeit gefeiert wurden. Maischberger dürfte ahnen, daß der Wind bald aus einer anderen Richtung weht. Spannend, zu sehen, wie sie jetzt verfährt - versucht sie eine Kehrtwende? Elegant dürfte die kaum ausfallen. Oder legt sie sich das Image der knorrigen Überzeugungstäterin zu, Motto: hier stehe ich, ich kann nicht anders. Fragen über Fragen . . .
Weise Worte
Der Haltungs-Journalismus ist das große Dilemma, weil er immer noch den Ton angibt. Mir macht nicht die Tatsache Angst, dass fast alle Presseleute und TV-Reporter in Umfragen angeben, dem linksgrünen Spektrum anzugehören. Mich fröstelt es zu wissen, dass all diese selbstgerechten Gesinnungstäter beim geringsten Sturm einknicken und Positionen vertreten würden, die von 33-45 opportun war. Es gibt schon heute zu viele Parallelen. Der wahre Mob sitzt in den Redaktionen.
Bravo, ich würde lachen wenn es nicht so ernst wäre. Jetzt schön ein Kaffee und ein Frühstück. Sie haben meinen Sonntag aufgewertet. Moment, ich schau mich noch mal um ob meine Frau nicht mitkriegt was ich schreibe. Nee, die Luft ist rein. Man kann ja nicht genug aufpassen heutzutage.
Politische Moden kommen und gehen, was nicht weiter stören würde, wenn die innere Leere im Leben nicht mit schädlichen Substanzen und fehlender Nachwuchs nicht mit Immigranten ausgeglichen würde. Diesmal kann der Zeitgeist die Gesellschaft so in Schieflage bringen, dass für sehr lange Zeit ein neuer Zeitgeist erst gar nicht entstehen kann.
Alles, was man in dieser Zeit für seinen Charakter tun kann, ist, zu dokumentieren, daß man nicht zur Zeit gehört. Johann Gottfried Seume (1763 - 1810)
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