Dirk Maxeiner / 02.10.2016 / 06:20 / Foto: Fabian Nicolay / 0 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Letzte Ausfahrt Banane

Die Grünen wollen mal wieder was verbieten, diesmal Autos mit Verbrennungsmotor. Bis 2030 sollen wir nur noch elektrisch fahren dürfen. Das kann ja heiter werden, denn die Bundesbürger sind in Sachen Auto irgendwie schwer erziehbar. Die Öko-Plörre E10 kommt ihnen beispielsweise nicht in den Tank, nix Veggie-Day an der Tanke, wir wollen herzhaftes Carnivoren-Benzin. Und jetzt das. Gerade haben sie uns verboten, die Bude elektisch zu heizen -  und jetzt wollen die gleichen Leute uns vorschreiben, elektrisch über die Autobahn zu heizen. Ein Porsche ist künftig dann ein ganz besonders heißer Ofen, sozusagen die schnellste Nachtspeicher-Heizung der Welt.

Ehrlich Leute, ich seh das noch nicht, seid doch mal ein wenig kulanter. Wie sagt der Politikberater so schön: Ihr müsst die Leute „abholen“. Statt Umerziehung empfehle ich, ein wenig auf die Vorlieben des Deutschen zu achten. So wie man dem Esel die Möhre hinhält, sollte man dem deutschen eine Banane hinhalten, das wir doch spätestens seit der Wiedervereinigung. Die Banane ist eine gesamtdeutsche Liebesaffäre und sollte unbedingt in das Verkehrsgeschen der Zukunft mit einbezogen werden.

In der Tat hat es das Früchtchen in sich. Historiker beispielsweise haben so ihre Zweifel, ob im Paradies gar nicht der Apfel, sondern die Banane den entscheidenden Vorfall provoziert hat. Der frühe Botaniker Carl von Linné nannte die süße Banane jedenfalls noch „Paradiesfrucht". Auch der berühmte „Bananentanz" der schwarzen Tänzerin Josephine Baker trug nicht eben zur bürgerlichen Reputation der Importware bei.

Andererseits verbindet den Europäer eine tiefe Zuneigung zu den gelben Schwengeln. Nichts konnte ihren Siegeszug aufhalten, nicht einmal der Staatsrat der ehemaligen DDR. Dies war ja keine Bananenrepublik, sondern eine Republik, in der es keine Bananen gab, was aber auf dasselbe herauskam. Jedenfalls schlugen die DDR-Bürger nach der Wende mächtig zu und verzehrten pro Kopf 27 Kilo Bananen im Jahr. Damit übertrafen sie die Bundesbürger, die diesbezüglich auch nicht gerade Kostverächter sind, um das Doppelte. Laut der Zeitschrift „Fruchthandel" gilt die Banane als „vital, potent, kraftvoll",  dient also der Volksgesundheit.

Im Grunde enthält eine Banane - wie jede andere Pflanze auch - gespeicherte Sonnenenergie. Umgerechnet auf Elektrizität entspricht die Energie von fünf Bananen einer Kilowattstunde. Diese Faustformel hat Bananefreunde zu interessanten Rechenspielen veranlasst: Mit der Energie von fünf Bananen würde eine 100 Watt-Birne 10 Stunden lang brennen oder ein Farbfernseher drei Stunden lang laufen. Aber Achtung, das Beispiel ist rein hypothetisch und der Bundesgesundheitsminister empfiehlt: Stecken Sie die Bananen nicht in die Steckdose, sondern weiterhin ganz konventionell in den Mund. Und seien Sie auch dann bitte nicht enttäuscht: Der Mensch ist beim Umsetzen von Energie nicht sehr effizient, denn er muss 50 Bananen verputzen, um eine Kilowattstunde Energie zu produzieren.

Nehmen wir also einmal an, an der Tankstelle gibt es kein Benzin, sondern ein Bündel Südfrüchte

Mit Hilfe komplizierter Umrechnungsformeln, die wir uns hier im Detail ersparen, lässt sich nämlich auch ermitteln, wie weit ein Mensch mit dem Energiegehalt von fünf Bananen kommt. Nehmen wir also einmal an, an der Tankstelle gibt es kein Benzin, sondern ein Bündel Südfrüchte (dies wäre dann gewissermaßen eine Solartankstelle). Wir entscheiden uns für Dollarbananen (groß, gelb, billig, meist in Lateinamerika angebaut) und gegen Euro-Bananen (klein, grün, teuer und von der europäischen Union gegen Konkurrenz geschützt).

Wir kaufen also Treibstoff in Form von fünf ordentlichen Bananen und rechnen: Volle Besetzung einmal vorausgesetzt, befördert ein Doppelstockbus einen Menschen 14,3 Kilometer weit. Ein ICE-Zug transportiert einen Passagier nach unserer Formel 10 Kilometer (bei 130 Kilometer pro Stunde). Und nun zur Muskelkraft: Zu Fuß (bei 5 Kilometer pro Stunde) bringt der Mensch mit der hier zugrunde gelegten Bananen-Einheit 20 Kilometer hinter sich. Ein Heißluftballon trägt den Passagier mit der Power von fünf Bananen gerade mal 40 Meter, bis die Luft raus ist.

Wer wird aber auch gleich in die Luft gehen. Greifen wir lieber zur Banane. Wobei der Südfrucht-Liebhaber das mit dem reinsten Gewissen dort tun kann, wo die Banane wächst. Denn, und jetzt wird die Sache haarig, es braucht natürlich auch Energie, um die Banane aus Lateinamerika, Afrika oder der Karibik zu uns zu transportieren. Und die Energie, die für den Transport verbraucht wird, übersteigt jene, die in den Bananen selbst steckt. Einfach gesagt: Aus eigener Kraft käme die Banane nie bei uns an. Womit nun also auch theoretisch bewiesen ist, was der Leser sich praktisch schon immer gedacht hat. Die Banane lässt das alles freilich kalt, sie wird auf ihrer Reise mit dem Bananendampfer nicht rot, sondern gelb.

Foto: Fabian Nicolay

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com