Wenn man es genau nimmt, erleben wir gerade schon mindestens den zweiten “Sommer der Blinden”.
Ist ja wunderbar. Wenn ich immer nur das Wort Ideologie für die Beschreibung der eigenen Position verwende, ist das alles eingängig. Aber was ist mit einem „Standpunkt“? Hier ein unkritisches Beispiel: ich habe den Standpunkt, eine Hose ist kaputt wenn sie Löcher oder dünne Stellen hat; jetzt kommt aber die Information, solche Hosen werden für Neu verkauft und als chic empfunden. Eine Korrektur meines Standpunktes (meiner Ideologie) nehme ich nicht vor, wohl ist es mir egal wenn Menschen so herum laufen. Eine „Weltbildanpassung“ bei mir erfolgt allenfalls dahingehend, dass ich in Bezug auf meine eigene Bekleidung phlegmatischer werde, und meine Hose noch nicht aussortiere bloß weil sie kaputt ist. Was will ich sagen? So wie es Modeströmungen gibt, so gibt es auch Gesinnungsströmungen (Ideologiewechsel). Und weil ich ja kein Fähnlein sein kann, dass sich ständig dreht, wird ein eigener Widerstreit mit Standpunkten, mit kognitiven Dissonanzen nie enden. In der nicht intelligenzbehafteten Natur regelt sich unangepasstes Fehlverhalten durch „Aussterben“ oder, meinetwegen auch, durch „gefressen werden“. Auch Hochkulturen sind schon unter gegangen! beste Grüße L.H.
Ein aktuelles Beispiel dazu: Auf Zeit online hiess es zu den Krawallen in Schorndorf, erst später seien “mehrere Menschen mit Migrationshintergrund oder Asylbewerber hinzugekommen”. Hier werden unangenehme Neuigkeiten nicht nur missachtet, sondern zurechtgebogen.
Eine mögliche Lösung liegt in der Eskalation des Problems. Anders ausgedrückt: Wenn der Mensch keine Probleme hat, schafft er sich welche.
Ich möchte zu bedenken geben, dass hier nicht nur Blinde am Werk sind, welche an ihren nicht länger aufrecht zu haltenden Ideologien aus vermeintlicher Political Correctness festzuhalten versuchen. Nein, es gibt durchaus zahlreiche Sehende, die die offensichtlichen Mißstände in diesem Land sehr wohl für ihre Zwecke zu nutzen verstehen. Diverse Medienberichte über SPD-Politiker, die als Besitzer kurzfristig erworbener Immobilien durch deren Vermietung an Gemeinden als Flüchtlingsunterkünfte zu Wucherpreisen Kasse gemacht haben, sollen hier mal nur als ein Beispiel dienen. Es gilt wie immer: Cui bono (wem zum Vorteil)?
Angenommen, in der medialen Außendarstellung gibt die Regierungspolitik indirekt nur vor, sie sei realitätsfern. Dann unterläge der Beobachter einer kognitiven Dissonanz, der Politik für realitätsfern hält. Die Hoffnung des Beobachters, das Weltbild der relevanten Entscheider in der Politik könne und würde sich – bald – ändern, wäre dann ein Luftschloss.
“Realitätsverweigerer werden sich bald gezwungen sehen, ihren bequemen Weg der Dissonanzreduktion, indem sie die Quellen entsprechender Nachrichten verteufeln, aufzugeben und eine Korrektur ihres geschlossenen Weltbildes vorzunehmen.” Das ist sehr optimistisch. Ich hingegen sehe eher schwarz: der politmediale Komplex ist durchsetzt von hartgesottenen Realitätsverweigerern. Das erkennt man immer wieder, zuletzt z.B. an der abenteuerlichen aber ernsthaft vorgetragenen These, “links” und “Gewalt” schlössen sich aus. Wer so argumentiert, ist dermaßen ideologieversessen, dass er auch behaupten würde die Erde wäre flach und der Mond bestünde aus Weichkäse, sofern es sein Weltbild verlangt.
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