Rainer Bonhorst / 04.10.2015 / 14:30 / 1 / Seite ausdrucken

Der Software-Skandal

Hat Ursula von der Leyen ihre Doktorarbeit mit einer eigens für diesen Zweck entwickelten Software manipuliert? Also mit einer Software, die die Doktorarbeit ganz gezielt unter Laborbedingungen den Anforderungen der Prüfungskommission anpasst, um sich dann im Alltagsbetrieb automatisch abzuschalten?

Von der Leyen weist bekanntlich den Verdacht jeglicher Manipulation weit von sich. Und aus ihrer Umgebung ist zu hören, dass die Verteidigungsministerin gar keine Zeit habe, sich um Software zu kümmern. Sie müsse sich ganz auf die Beschaffung von Hardware konzentrieren, damit die Truppe in ein paar Jahren wieder geradeaus schießen kann.

Trotzdem lässt der aktuelle Software-Skandal bei Volkswagen alle Alarmglocken klingeln. Man fragt sich, wie vielseitig ist solche Software einsetzbar? Und seit wann? Ist ein Zusammenhang zwischen dem vermuteten Doktor-Skandal und dem unvermuteten Volkswagen-Skandal wirklich undenkbar? Warum soll eine Software, die sich zur Vortäuschung falscher Tatsachen bei Dieselmotoren eignet, nicht auch zur Manipulationen in ganz anderen Bereichen ermöglichen?

Ein Kritiker der Software-, Auto- und Doktor-Industrie zweifelt nicht daran: „Die Leute sollen doch nicht so unschuldig tun. Ich selbst habe meinen VW-Diesel mit einer Software so sauber hinmanipuliert, dass ich damit jetzt zum Grünen-Parteitag fahren kann, ohne mit Bio-Äpfeln beworfen zu werden. Und mit der gleichen Software habe ich früher schon meinen Ehrendoktor gemacht.“

Unbestritten ist, dass die Software, um die es sich im aktuellen Fall handelt, im Volksmund inzwischen „Beschiss- und Betrugs-Software“ (kurz: BBS) genannt wird. Beim Hersteller hält man eine solche Negativ-Kampagne für höchst problematisch. In der Entwicklung von High-Tech-Produkten mit Manipulationspotenzial sei Deutschland bisher Marktführer. Nun laufe man Gefahr, diese Marktführerschaft zu verlieren.

Brisanter als die Doktor-Krise von der Leyens ist der Verdacht, dass mit Hilfe der gleichen Software die Vergabe mehrerer Fußball-Weltmeisterschaften manipuliert worden sein könnten. Dagegen spricht allerdings, dass die Fifa bisher mit der klassischen Methode der persönlich vermittelten Bestechung exzellente Erfahrungen gemacht hat. Wenn überhaupt, dann wird man für die Zukunft eher an ein Hybrid-Verfahren denken, bei dem die analoge Überreichung von Millionenbeträgen und der digitale Einsatz einer speziellen BBS-Software zusammenwirken könnten. Bei dem noch nicht offiziellen Plan, die WM in naher Zukunft an die Antarktis zu vergeben, könnte ein solches Hybrid-Schumml-Verfahren sicher sehr hilfreich sein.

Ganz anders liegt der Fall Griechenland. Im Sinne einer nachbarschaftlichen Zusammenarbeit könnte man den Griechen zwar mit einer Software zur Manipulation ihres Staatshaushalts helfen. Allerdings ist fraglich, ob eine solche Software den Anforderungen gewachsen ist, die man in Athen an die Verschleierung von Finanzproblemen stellt. In der griechischen Hauptstadt ist man da skeptisch: „Biedere deutsche Technologie und kreative griechische Finanzkultur – das passt einfach nicht zusammen.“

Erstaunliche Erfolge scheint man hingegen in der aktuellen Flüchtlingskrise erzielt zu haben. So sei es in einem Aufnahmelager gelungen, mit Hilfe einer BBS-Software die Zahl der syrischen Ärzte im Lager von elf auf 111 hoch zu manipulieren. Gleichzeitig sei die Zahl der Islamisten ohne Schulabschluss von 111 auf elf gesunken. In der deutschen Willkommenskultur-Industrie denkt man nun darüber nach, die Installation solcher BBS-Software flächendeckend ins Programm der weiteren Willkommensarbeit aufzunehmen.

Das wäre auch für die Entwickler der BBS-Software eine höchst willkommene Entwicklung.

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Leserpost

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peter luetgendorf / 04.10.2015

Sehr geehrter Herr Bonhorst, die “Titanic” hat schon auf dem Wege des “investigativem Journalismus” ermittelt, daß Griechenland mit dieser Software seine Schulden auf Null gefahren hat. Ein schöner Erfolg deutscher Ingenieurskunst. Gruß Peter Lütgendorf

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