Henryk M. Broder / 29.08.2016 / 20:45 / 8 / Seite ausdrucken

Der Putsch gegen Merkel kommt auf leisen Sohlen

Es war eine Woche, in deren Verlauf der Schein über das Sein gesiegt hatte. Eine pompöse Inszenierung zu Lande, auf dem Wasser und in der Luft, von der nur in Erinnerung bleiben wird, dass Angela Merkel an jedem Tag einen anderen Blazer getragen hat. Shakespeare würde das Spektakel als "Much Ado About Nothing" beschreiben, Hanns Dieter Hüsch, der Philosoph vom Niederrhein, würde sagen: "Das Nichts läuft auf vollen Touren."

Freilich, anders als in Elmau vor einem Jahr gab es auch vorsichtig skeptische Zwischentöne. Claus Kleber, dem man bestimmt keinen Hang zur Ironie nachsagen kann, moderierte einen Beitrag im "heute-journal" mit den Worten an, es gehe nicht um Geschichte, aber für einen Bericht würde es allemal reichen.

Dabei zog er vielsagend eine Augenbraue hoch, als wollte er sich für den Beitrag entschuldigen. Möglich, dass er für diese minimalinvasive Geste demnächst einen Bambi für Zivilcourage bekommt.

Die schon vor Monaten vorhergesagte "Merkel-Dämmerung" scheint langsam aus ihrer Latenzphase zu treten. Nicht, weil Horst Seehofer mit einer Laubsäge an Merkels Thron werkelt, nicht, weil Sigmar Gabriel plötzlich eine "Obergrenze für Integration" fordert und der Kanzlerin Versagen in der Flüchtlingskrise vorwirft, ohne seinen eigenen und seiner Partei Anteil an der Krise zu bedenken.

Auch nicht, weil Merkel einen Hauch von Einsicht in die Grenzen ihrer Zauberkräfte zeigen würde. Es ist viel einfacher. Es ist ein Putsch gegen Merkel im Gang. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht. Hier geht es zum ganzen Text.

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broder / 30.08.2016

Nix ist verschwunden. Der Text steht hier: http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article157893852/Der-Putsch-gegen-Merkel-kommt-auf-leisen-Sohlen.html

Thomas Koch / 30.08.2016

Ich muss mich dem Kommentar von Herrn Helmut-Ernst Kaßner anschließen, was Frau Merkel betrifft. Für mich gibt es nur 2 mögliche Diagnosen. 1) Völlig verrückt, vom Wahnsinn befallen, oder 2) Sie hat ihr FDJ-Hemd niemals wirklich ausgezogen und sie bekämpft weiterhin den Klassenfeind, wie sie es in der DDR gelernt hat.

Dr. Jesko Matthes / 30.08.2016

Lieber Herr Broder, Sie beschreiben einen in der Bundesrepublik ziemlich natürlichen Vorgang, hinter verschlossenen Türen wird ganz bestimmt schon heftig die Nachfolge der Kanzlerin diskutiert. Das ging Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Kurt-Georg Kiesinger, Helmut Schmidt, Helmut Kohl und Gerhard Schröder auch nicht anders, nur Willy Brandt stolperte bekanntlich ziemlich direkt. In allen anderen Fällen machte sich lediglich ein zunächst diffuses, dann immer deutlicheres Unbehagen breit, dem jeweils nur noch die gegenläufig langsam schwindende Hausmacht des Kanzlers gegenüber stand. Putsch ist da eher nicht das richtige Wort. Es ist die übliche deutsche Kanzlerdämmerung, die Zeit der Sondierer, Taktierer, Koalitionswechsler. Diesmal ist sie nur deshalb interessanter, weil noch nicht einmal sicher ist, ob eine CDU mit oder ohne Merkel und eine SPD mit oder ohne Gabriel gemeinsam eine absolute Mehrheit erreichen können. Auch so etwas ist nicht neu; vielleicht kriegen wir ja eine Weimarer Koalition (heute: SPD, CDU, FDP). “Volksfront” wäre auch noch drin (SPD, Linke, Grüne), diesmal steht ihr Stalin nicht im Wege, ich wage vorherzusagen: Putin wird es auch nicht! Da würde ja sogar die AfD mitziehen… Frau Merkel strickt derweil mit Herrn Kretschmann an Schwarz-Grün (oder, mit FDP, “Jamaika”). - Was überhaupt “geht”, könnte wieder einmal an den “Kleinen” hängen, FDP drinnen oder draußen, AfD über oder unter 15 Prozent, CSU mit oder doch einmal ohne gemeinsame Fraktion. Ich habe weniger Befürchtungen, was den “Putsch” angeht - eher, wer oder was danach kommt, das macht mir Sorgen. Die Stabilität einer glaubwürdig vertretenen Politik ist ohnehin schon futsch, wir hören stattdessen ein vielstimmiges Konzert der Politfrösche (vor allem amüsiere ich mich über das Sarrazin-Gauland-Wagenknecht-Bashing, wenn Sigmar Gabriel ein paar Wochen später ziemlich das selbe sagt, und Seehofer es schon lange gesagt hat); das ist auf die Dauer irgendwie ganz schön tiefenentspannt und hat die Lustigkeit eines ständig wiederholtenTreppenwitzes. Oder die Poesie der Zauberlehrlinge, der die selbst gerufenen extremen Geister oder Ungeister nun nicht los werden, mögen sie nun “Multikulti” oder “Populismus” heißen. Unfreiwillige Komik und die Poesie der Not sind aber für Wahlbeteiligung und Entscheidungen an der Wahlurne nicht sehr förderlich - lassen wir uns also überraschen.

Andreas Lange / 30.08.2016

Falls ich nicht plötzlich das Anklicken eines Links verlernt haben sollte, ist der Artikel bei welt.de verschwunden!?! Bei Google findet man ihn zwar noch, aber auch von dort wird man auf die welt.de-Startseite umgeleitet. Die interne Seitensuche von welt.de findet den Artikel ebenfalls nicht. War er der Springer-Presse etwa zu heiß? ;-)

Jan Flecke / 30.08.2016

Hallo Herr Broder. Ein klein wenig Kritik. Ich unterstütze bereits achgut.com mit einem Jahresbeitrag und fände es großartig, wenn Ihre Artikel hier komplett erscheinen würden anstatt nur ein Amuse-Gueule, gefolgt mit einem Link zu N24/ Welt. Ein Abo der Zeitung “Die Welt” beabsichtige ich nicht abzuschließen. Wird dort doch immer weiter “ausgekehrt” und kaum noch Meinung und anderes Denken zugelassen, außer natürlich ihren Zeilen, die viel Anklang finden. Danke und viele Grüße Jan Flecke

Gabriele Nilsen / 30.08.2016

Alle sollten fuer die Zeit nach Merkel planen, die Probleme gehen weder mit Merkel noch auf leisen Sohlen. Waere nur Merkel das Grunduebel, so haette es die systematische Entwurzelung der Europaer, die Wilkommenskulturdiktatur und andere totalitaere Auswuechse gar nicht gegeben.

Sabine Weinberger / 30.08.2016

>‘Wenn es nicht die Angst vor der eigenen Courage ist, dann könnte es ein Kalkül sein: Wir lassen sie machen, bis sie nicht mehr kann. Bis ihre Umfragewerte ganz im Keller sind. Wir stoßen sie nicht vom Thron. Sie wird von alleine fallen. Es ist nur eine Frage der Zeit.’< Allein stellt sich die Frage, wie lange sich diese ‘Zeit’, bis sie fällt, gestaltet. Sie hat genügend Wirkungskreis, bis dahin genügend bzw. noch mehr Unheil anzurichten, alleine über ihre ungefilterte ‘Migrationspolitik’. Hunderttausende (vorwiegend) Männer aus den verrohtesten Krisengebieten dieser Welt, die in dieses Land einwandern, ein komplett archaisches und frauenverachtendes Weltbild transportieren, Juden und Christen als vernichtenswert betrachten… Ach ja, war da mal was? Komplett verblendete Ideologen behaupten, dass der ‘Islam zu Deutschland’ gehöre… Nein, das tut er nicht - insbesondere nicht, wenn er einen Freibrief für die Jagd auf Christen und Juden in diesem Land darstellt. Frau Merkel scheint das alles egal zu sein, auch Übergriffe auf Frauen und selbst kleine Mädchen, die täglich wenigstens in lokalen Medien oder Presseportalen örtlicher Polizeien veröffentlicht werden, werden heruntergespielt. Bis September 2017 ist noch sehr viel Zeit - und ich würde gerne Ihren Worten in Bezug auf einen Putsch glauben, Herr Broder, aber allein mir fehlt der Glaube…

Wolfgang Richter / 30.08.2016

Sehr geehrter Herr Broder, Ihrer Beurteilung von “Schein und Sein” möchte ich an dieser Stelle widersprechen. Merkel hat bei ihrem Reise- und Gesprächsmarathon versucht, den Schein ihrer alternativlosen Politik als erfolgreiches Politprojekt zu wahren, ist damit aber im Sein der Gesprächspartner überwiegend und zum Teil derbe gescheitert, wobei ihr zumindest dem Schein nach die Fähigkeit fehlt, dies zu realisieren. Wieder einmal vermittelte sie den Eindruck, in einer Art UFO vollkommen abgehoben und jenseits des Iridischen in ihrer eigenen Gedankenwelt zu schweben.

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