Anabel Schunke / 16.12.2017 / 06:25 / Foto: Anabel Schunke / 24 / Seite ausdrucken

Der muslimische Antisemitismus

Von Anabel Schunke.

Es ist Jahre her, als ich das erste Mal auf Teilnehmer einer der sogenannten „Free-Palestine-Demo“ traf. Das war nicht in Berlin, sondern in Goslar. Circa 50.000 Einwohner hat meine kleine Heimatstadt am Rande des Harzes in Niedersachsen. Für Aufmärsche gegen Israel und Juden reichte es dennoch. Einmal durch die gesamte Innenstadt liefen sie und skandierten dabei „Kindermörder Israel“ und andere Schlachtrufe, die man, wie ich heute weiß, standardmäßig auf jeder dieser Demonstrationen zu hören bekommt.

Auch in Berlin konnte man sie dieser Tage wieder vernehmen. Dazu Bilder von angezündeten Flaggen mit Davidstern. Für den normalen Menschen war das, was sich dort abspielte, kaum zu ertragen. Das „Volk von Antifaschisten“ wie Markus Günther die Deutschen einmal in einem Essay in der FAZ nannte, das die Lehren aus der eigenen Vergangenheit quasi zur Staatsräson erklärte, ein Land, das laut Bundeszentrale für politische Bildung über zweihundert Initiativen im „Kampf gegen Rechts“ verzeichnet, darunter unter anderem Kampagnen mit solch schönen Namen wie „Ficken gegen Rechts“ aus Berlin, blickt mit einem Mal ohnmächtig auf das Berliner Treiben, sieht tatenlos dabei zu, wie der Antisemitismus mehr als 70 Jahre nach Kriegsende wieder Einzug auf deutschen Straßen hält.

Antisemitismus von Menschen mit Migrationshintergrund ist eben nichts, was in das Weltbild der selbsternannten Kämpfer gegen Rechts passt. Das liegt bisweilen daran, dass der Kampf gegen Antisemitismus hierzulande längst durch einen weitgefassten Begriff des „Antirassismus“ ersetzt wurde, der sich vornehmlich auf die Verteidigung hier lebender Muslime konzentriert. Nazi ist nicht mehr länger derjenige, der israelische Flaggen anzündet, jüdische Kinder mit Böllern bewirft und an die große jüdische Weltverschwörung glaubt, sondern wer den Islam und die unkontrollierte Zuwanderung kritisiert. Dass die auserkorene Opfergruppe Nr. 1 in Deutschland mit einem Mal zum Täter wird, passt schlicht nicht ins antirassistische Konzept und ist schwer mit einem Weltbild in Einklang zu bringen, dass beim Thema Judenhass jahrzehntelang ausschließlich das Bild des deutschen Neonazis in Springerstiefeln zeichnete.

Das liegt unter anderem auch an Lehrplänen, in denen Antisemitismus zumeist nur dann behandelt wird, wenn es um die nationalsozialistische Vergangenheit geht. Judenhass ist an Schulen immer noch viel zu oft eine Schuld, die exklusiv den Nachfahren der Nazis vorbehalten ist. Ein Umstand, der an sich schon dafür sorgt, dass sich Schüler mit arabischem oder türkischem Migrationshintergrund nicht angesprochen fühlen und stattdessen lernen, wie man mittels Zweckentfremdung der Nazikeule die eigene Narrenfreiheit ausbauen kann. Rassisten können nur Deutsche sein. Ein Trugschluss, der die Deutschen angesichts des grassierenden migrantischen Antisemitismus nun teuer zu stehen kommt. Der uns ratlos zurücklässt, weil wir anders als beim „Kampf gegen Rechts“ kein Konzept, keine Antwort darauf haben.

Das Bild des unmündigen Fremden

Weil man sich schon schwer damit tut, die Tätergruppe überhaupt zu benennen, weil es den Widerspruch zwischen tatsächlicher historischer Verantwortung und ihrer missbräuchlichen Verwendung zur Legitimation der unkontrollierten Zuwanderung aus mehrheitlich islamischen Ländern aufzeigen würde. Es ist die Lebenslüge der Deutschen, die Muslime pauschal zu Opfern erklärt, die unseren uneingeschränkten Schutz und Verteidigung verdient haben, die in der Flüchtlingskrise noch einmal zugenommen hat und von der man sich auch angesichts der zuletzt in Berlin geschaffenen Fakten nicht verabschieden will. Sie ist es, die nicht nur die eigene Untätigkeit in Bezug auf den migrantischen Antisemitismus legitimiert, sondern auch die immer noch andauernde Flüchtlingspolitik, die Einwanderern – ob Asylgrund oder nicht, ob kriminell oder nicht – weitgehende Narrenfreiheit einräumt, ohne auch nur einen von ihnen die Konsequenzen seines Handelns spüren zu lassen.

Und hier zeigt sich der eigentliche Rassismus der Deutschen, der heute mehrheitlich nicht aus dem vermeintlich rechten Spektrum der Asyl- und Islamkritiker kommt, sondern aus dem linken. Es ist das Bild des unmündigen Fremden, der als bloßes Opfer der äußeren Umstände nicht die geringste Schuld an seinem eigenen Schicksal trägt. Der sich weder für die Situation in seinem Land, hier begangene Straftaten, noch für seinen Hass auf den Westen und Juden rechtfertigen muss. „Sollte ich hier auf der Straße einen Israeli oder einen Amerikaner treffen, wäre er tot. Ich schwöre auf meinen Gott", sagt Abdullah. Dass er dies völlig unverblümt mit Foto und Namen in der BILD tut, ist Auswuchs dieses seit Jahrzehnten praktizierten Umgangs der Deutschen mit ihren muslimischen „Mündeln“. Es ist zugleich Ausdruck dessen, dass die Vorstellung der Parallelgesellschaft längst nicht mehr ausreicht, um zu beschreiben, in welchem Verhältnis viele Muslime und Deutsche mittlerweile zueinander stehen. Dass die muslimische Parallelgesellschaft längst eine Gegengesellschaft ohne jegliche Berührungspunkte mit der Mehrheitsgesellschaft ist.

Eine Gegengesellschaft, in der Antisemitismus, anders als bei uns, nicht zur sozialen Isolation, sondern Integration führt. Ein Problem, das so viel länger schon besteht, als dieser Tage der Eindruck erweckt wird, und das mit dem Zuzug hunderttausender mehrheitlich muslimischer Asylbewerber weiter an Fahrt aufnehmen wird. Ein Problem, das darüber hinaus – um es deutlich zu sagen – nicht das Geringste mit der Trumpschen Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, zu tun hat, die nur ein weiterer vorgeschobener Grund ist, um seinen in die Wiege gelegten Hass auf Juden ungeschoren auf die Straße zu tragen.

Dass uns die antisemitischen Ausschreitungen dieser Tage dennoch als Reaktion auf Trumps Entscheidung präsentiert werden, ist weiterer Beleg dafür, dass man schlicht keine Antwort auf diesen Hass hat und deshalb nach dem im linken Millieu durchaus anerkannten Strohhalm der „Israelkritik“ greift, um dem widerwärtigen Antisemitismus zumindest ein wenig Legitimation zu verschaffen. Die Botschaft, die von ihm ausgeht, zu relativieren, um die Gemüter noch einmal für gewisse Zeit zu beruhigen.

Das Problem einer Gruppe der ganzen Gesellschaft anlasten

Eine weitere Möglichkeit ist, die Schuld schnell auf die ganze Gesellschaft auszudehnen, bevor jemand merkt, dass vor dem Brandenburger Tor und in Neukölln ausschließlich Araber und Türken standen. „Ein Armutszeugnis für Deutschland“ attestierte beispielsweise die BILD. Aber genauso wenig, wie ich mir eine Mithaftung für den Krieg in Syrien oder das Elend in Afrika anlasten lasse, lasse ich mir nun unterstellen, ich hätte irgendetwas mit den muslimischen Antisemiten in Berlin am Hut. Die Zeiten, in denen die kollektive moralische Geiselhaft zieht, sind ein für alle Mal vorbei. Die der Toleranz gegenüber muslimischem Antisemitismus auch.

In Frankreich richtete sich 2016 jede dritte rassistische Straftat gegen Juden, obwohl diese nur knapp ein Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. In Göteborg in Schweden verübten drei Männer, darunter ein 18-jähriger Syrer und ein 21-jähriger Palästinenser, einen Anschlag auf eine Synagoge. Auch in Schweden heißt es, „die Gesellschaft“ hätte ein Problem mit Antisemitismus.

Die Wahrheit ist jedoch, dass die zu uns importierte islamische Welt ein Problem mit dem Antisemitismus hat. Eine Umfrage unter 68 geflüchteten Männern und Frauen von 18 bis 52 Jahren aus Syrien und dem Irak spiegelt wieder, was man mit ein bisschen weniger Ignoranz auch seit Jahren in den sozialen Medien, in den Kommentarleisten der Nachrichtenseiten und in türkischen und arabischen Facebookgruppen lesen kann.

Hier wie dort eine Mischung aus judenfeindlichen Ressentiments, antisemitischen Verschwörungstheorien und einer kategorischen Ablehnung Israels. Zwar sei dies angesichts der „tiefen Verwurzelung des Judenhasses“ in arabischen Ländern nicht verwunderlich, die Klarheit der Aussagen hätte dennoch überrascht. „Das Problem ist schwieriger, als von manch einem angenommen.“

Eine verzerrte Vorstellung eines „bunten, offenen“ Deutschlands

Was macht man nun mit diesen Menschen? Nicht nur mit den Geflüchteten, sondern auch mit jenen, die hier geboren sind und ihren Antisemitismus in der Gegengesellschaft konserviert haben? Das sind die Fragen, denen wir uns stellen müssen, und die Antwort kann gerade auch aufgrund der deutschen Geschichte nicht in noch mehr Zuwanderung aus dem islamischen Kulturkreis bestehen. Eine Zuwanderung, die wie auch zuvor vornehmlich in die islamische Gegengesellschaft erfolgen wird. Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir ein Land sein, indem wir und vor allem auch unsere jüdischen Mitbürger in Frieden und in Sicherheit leben können, oder wollen wir weiter zu Lasten aller eine verzerrte Vorstellung eines „bunten, offenen“ Deutschlands leben.

Berlin hat wieder einmal gezeigt, dass das mit dem Mut und dem Anspruch, der eigenen Vergangenheit Rechnung zu tragen, so eine Sache ist. Dass das „antifaschistische Volk“ in immer kürzeren Abständen und auf mehreren Ebenen zunehmend über seine eigene Doppelmoral stolpert, die es ihm unmöglich macht, Dinge beim Namen zu nennen und wirkliche Konsequenzen daraus zu ziehen. Dies wäre jedoch angesichts der jüngsten antisemitischen Eskalationen mehr als angebracht.

Wir müssen endlich einsehen, dass es keine Schande ist, Migranten, die unserer Gesellschaft, ihrem Frieden und der Sicherheit ihrer Bürger schaden, nicht aufzunehmen. Dass es keine Schande, sondern unser Recht ist, eine religiöse Minderheit zu kritisieren, der es ein Leichtes ist, andere mit dem Rassismusvorwurf zu überziehen, während die eigenen Auswüchse von Rassismus und Antisemitismus innerhalb der Community zum guten Ton gehören. Dass die einzige Schande darin besteht, dass wir keine Verantwortung gegenüber jener Minderheit im Land zeigen, für die wir tatsächlich historisch gesehen eine besitzen.

Anabel Schunke ist Autorin und freie Journalistin. Sie schreibt für verschiedene Portale, etwa EMMA Online oder die deutsche Huffington Post.

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Rudolf Petersen / 16.12.2017

Sehr geehrte Frau Schunke, es war 1969, als Jean Améry in der Zeit auf den linken Antisemitismus bei den Studenten-Randalen aufmerksam machte (- “Die Barrikade vereint mit dem Spießer-Stammtisch gegen den Staat der Juden”, ZEIT 25. Juli 1969). Die Verbindung zwischen mordenden Anarchos der RAF und palästinensischen Judenhassern ist seither manifest, bis heute mit Verbindungen in die linke und grüne Partei hinein. Es gehört zu der Blindheit der ehemaligen Massenparteien, dass dies nicht klar benannt wird, sondern dass Antisemitismus auch von CDU und SPD immer noch als ausschliesslich am rechten Rand verortet wird. Etliche der bei Merkel so beliebten grünen Kader sind aus meiner Sicht Antisemiten, meinen dies mit dem Etikett Israel-Kritik bis zum Boykott zu tarnen. Amery schrieb 1969: “Doch neu ist in der Tat die Ansiedlung des als Anti-Israelismus sich gerierenden Antisemitismus auf der Linken. Einst war das der Sozialismus der dummen Kerle. Heute steht er im Begriff, ein integrierender Bestandteil des Sozialismus schlechthin zu werden, und so macht jeder Sozialist; sich selber freien Willens zum dummen Kerl.” (...) “Der Staat Israel ist heute so wenig ein Bollwerk des Kapitalismus, wie er es war, als die ersten Pioniere dort den Boden umgruben, so wenig wie die arabischen Staaten vernünftigerweise als progressistisch angesehen werden können. Die Linke macht, das ist der Jammer, die Augen zu.” Mir geht es nicht um die Linken, sie mögen in ihrem Selbstmitleid und ihrer Borniertheit vergammeln. Mir geht es darum, dass der grösste Teil der deutschen Medien gedankenlos antiisraelische, das heisst antisemitische Propaganda betreibt. Danke, Frau Schunke, dass Sie das aufdecken.

meyergudrun3qt-online.de / 16.12.2017

Liebe Frau Schunke, Sie haben völlig recht, außer mit der Annahme, das Problem sei erst jetzt völlig unverhüllt und hochaggressiv in Deutschland angekommen. Tatsächlich zog schon 2014 ein randalierender islamisch-rechtsextremer Mob durch Köln (?) und brüllte:“Juden ins Gas”. Das war noch schlimmer als die Ausschreitungen, um die es gegenwärtig geht oder gehen sollte. Damals gab es in der politischen Arena noch keinen Trump, dem man die Folgen einer verfehlten. traumtänzerischen eigenen Asyl-  und Islampolitik in die Schuhe schieben konnte - um deutlicher zu werden, Israel und israelfreundliche amerikanische Politiker hatten im Sommer 2014 gar keine “Provokation” geliefert., mal beiseite, dass es abstrus ist, den Juden in Deutschland oder Frankreich, wo die Situation besonders schlecht ist, irgendeinen moralischen Strick aus den Fehlern israelischer und amerikanischer Politiker zu drehen Dennoch säuselte nach anfänglichem und allzu hörbarem Schweigen die politkorrekte mediale Landschaft ziemlich einhellig, die armen, benachteiligten .... äh, ein Teil der Bevölkerung oder der Menschen in Deutschland, hätten ihren Protest gegen die entsetzlichen Indigenen und unser grauenhaft rassistisches System in zugegeben etwas hilfloser Weise ausgedrückt. Wer anderer Meinung war, musste ja RECHTS sein. Diesmal verlas unsere unerhörte Kanzlerin einen Kommentar, demzufolge sie und die Regierung Antisemitismus und “Fremdenhass”  in einem Satz und Atemzug “verurteilten”, während von einem Ermittlungsauftrag an reale Staatsanwälte und Richter keine Rede war. Wie auch? Jeder, der/die weiß, wie unsere Meinungsmaschinierie funktioniert und was man alles unter “Fremdenhass” versteht, der/die weiß auch, dass es ganz unmöglich ist, krassesten, aber rechtgläubigen Antisemitismus zu bestrafen, ohne dabei in eine “Intoleranz” und einen “Fremdenhass” zu verfallen, die im nächsten Augenblick voll nazi sein sollen. Außer der unfassbaren idelogischen Einäugigkeit bis Blindheit unserer Volksvertreter und Qualitätsjournalisten kommt hier noch ein altgewohnter Mechanismus zum Zuge: Nach jedem Angriff aus einer totalitären und gleichzeitig einflussreichen Ecke fallen die Demokraten übereinander her, anstatt sich gemeinsam zu wehren. Man braucht kein Goebbels zu sein, um das Spielchen zu beherrschen. Wenn nur ein Propagandagenie das könnte, wäre die Gefahr weit geringer. Tatsächlich reichen aber schon völlig unbegabte Schwätzer und Schreier, um diesen internen Kampf der Angegriffenen in Gang zu halten. Die bei uns herrschende Farbe ist Grün und gibt ihre Position erfolgreich mit “links” oder besonders gern mit “linksliberal” an, obwohl unsere “Linken” inzwischen in keiner einzigen Frage mehr links sind. Im 18.Jahrhundert, als das, was wir “öffentliche Meinung” nennen, gerade aufkam, war man links, wenn man für mehr Freiheit, Toleranz und Menschenrechte war. Im späten 18. Jahrhundert kam der Gedanke an eine Demokratie, im 19. der an Arbeiter- und manchmal auch schon an Frauenrechte auf. Außerdem war die Linke jahrhundertelang immun gegen Rasseideologien, obwohl die Stalinisten und Maoisten eine Abstammung von Adeligen, Bürgerlichen oder etwas größeren Bauern als “schlechte Klassenzugehörigkeit” denunzierten und oft verfolgten, so dass die Klassenzugehörigkeit der Vorfahren zur Rasse mutierte. Allerdings lässt sich zu Recht fragen, ob diese Gruppen überhaupt noch links waren. Wenn nicht, und dafür gibt es Argumente, blieb es bis ca. 1990 bei der linken Resistenz gegen den rassehaften Krankheitserreger. Heute ist das anders. Schon seit 1918 dominieren totalitäre Ideologen und Systeme die Reste dessen, was mal links war. Inzwischen, also schon nach dem völligen Ausverkauf linker Ideen und Vorschläge, gilt man als links, wenn man, wie die taz in einer Schlagzeile, rausplärrt: “Gender & race = Revolution”. Sobald das Schlagwort “Revolution” dahergekrakeelt wird, gehen auch die letzten Lichtfunken aus. Seit 1918 hat es eine Revolution nach der anderen gegeben, die nationalsozialistische und die ihr tief verwandte islamische schon eingerechnet, und seitdem hat keine einzige die Verhältnisse auch nur so relativ erträglich gelassen, wie sie waren. Nach diesen Erfahrungen, und nicht anhand irgendeiner Ideologie, sollte “Revolution” ein ähnlich schmutziges Wort wie “arische Rasse” sein. Das Gegenteil ist der Fall, und die “Rasse” wird uns inzwischen auch noch von “links” aufgedrängt. Der ungeheuer originelle Unterschied zu den Nazis - soweit überhaupt einer besteht - liegt in unterschiedlichen politiven und negativen Zeichensetzungen. Eine deutsche oder “arische” (tatsächlich ein Wort aus der indischen Geschichte und vor allem aus der Sprachwissenschaft) “Rasse” war mal gut, heute ist sie bäh-bäh. Nicht zwingend im indischen, aber im deutschen Kontext. Der offene und unverzichtbare Hass gegen die Juden im rechtsextrem-indigenen, rechtsextrem-islamischen und “links"extrem-indigenen Milieu ist nicht etwa zufällig. Alle totalitären, gegenwärtig aktuellen Ideologien und ebenso ihre Varianten im 20. Jahrhundert, streben eine gesinnungstreue, schwerstpatriarchale und tribalistische Gesellschaft an (auf den Tribalismus lässt sich verzichten, wenn er sich gegen das noch wichtigere totalitäre Prinzip richtet). Die Juden gelten aber als ziemlich gleichschaltungsresistente Minderheit, die in einer komplizierten Mischung aus Matri- und mäßigem Patriarchat lebt und dazu noch eher international, also anti-tribalistisch denkt. Es ist nicht erstaunlich, dass die Ideologen sie für brandgefährlich und deshalb bösartig halten. Und noch etwas, das Karl Lagerfeld am prägnantesten ausdrückte: wir können nicht Millionen Juden vergasen und dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde ins Land holen.

Marc Blenk / 16.12.2017

Liebe Frau Schunke, man hat die Muslime als die Vollstrecker der Wiedergutmachung für so ziemlich alles adoptiert, was vermeintlich der Westen und insbesondere Deutschland historisch auf dem Kerbholz hat. Wir haben es zu tun mit der für alle autochthonen Deutschen verbindlichen Form moralischen Ablasshandels und der uralten autoaggressiven Fixierung der Nachkriegslinken, die im identitären gesellschaftlichen Selbst das Böse sieht.  Man erinnere sich an die RAF. Nachdem der ‘deutsche Arbeiter’ den wildgeworden linken Bürgersöhnchen und Töchterchen die Gefolgschaft verweigerte, haben diese beleidigt als Konsequenz ersatzweise die Elenden der Welt zu proletarischen Ersatzschäfchen gemacht und gleichzeitig der eigenen ‘faschistischen’ Bevölkerung den Krieg erklärt. Nicht zufällig haben sie in der Solidarität mit den Palästinensern auch ihren Antisemitismus unbekümmert unterbringen können.  Was früher südamerikanische Guerilla und die PLO war, ist heute der Islam, mit dem man sich solidarisiert und den man zur Religion der Unterdrückten erklärt und somit sankrosankt macht. Natürlich ist das völliger Humbug und nichts weiter als eine seltsam verschwurbelte Konstruktion. Vorbei auch die Zeiten, wo die Linke religionskritisch war und bspw. noch die Rolle der katholischen Kirche in Afrika kritisiert hat. (Pilllenverbot). Kaum eine Stimme erhebt sich heute mehr gegen die Bevölkerungsentwicklung in der islamischen Welt und Afrikas, welche die Basis bildet für eine Politik, wo Migration als Waffe eingesetzt wird. Die Haltung der deutschen linken - und linksliberalen Milieus zielt bewusst oder halbbewusst auf die Zerstörung der eigenen Kultur, die als Grund allen Übels gilt. Letztlich liegt die Schuld weniger bei den antisemitischen Muslimen , als bei der antisemitischen linken - und linksliberalen Einwanderungspolitik, die massenhaft die Feinde speziell der Juden (aber auch Christen, Agnostiker, Atheisten, Bhuddhisten, Hindus…) ins Land geholt hat.

Frank Müller / 16.12.2017

Gibt es von Frau Schunke auch ein weniger selbstdarstellerisches Bild?

A. Kehrwald / 16.12.2017

Chapeau! Danke für die klaren und ideologiefreien Worte. Ein Jammer fürs deutsche Pressewesen, dass diese in ihrer Klarheit nur hier erscheinen. Mein lebenslanges links sein wird in den letzten Jahren extrem strapaziert. Für mich gehört dazu immer das Eintreten gegen Faschismus, Rassismus, für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit. Und zwar ohne Ansehen auf Herkunft, Religion und Geschlecht. Die heutige Linke hat dazu wohl andere Ansichten und steht leider nun in der Reihe derjenigen, die ich immer bekämpft habe. Verdammt absurd. Dazu gehört auch, dass ich nun auf solchen Seiten meine Infos hole, statt bei der Zeit, dem Spiegel oder der taz. Was ist da eigentlich passiert? Das hätte ich gerne mal analysiert, Ich bin da nämlich genauso ratlos wie mittlerweile in der Wahlkabine.

Hans-Peter Kimmerle / 16.12.2017

Sehr geehrte Frau Schunke ! Vielen Dank für diesen hervorragenden Artikel. Es ist erschütternd zu sehen,  wie Frau Merkel, die als deutsche Bundeskanzlerin die Sicherheit Israels zur deutschen Staatsräson erklärt hat, die antisemitischen Umtriebe der islamischen “community” beschweigt und sie auch noch von ihrem Regierungssprecher klein reden lässt. Die deutschen Nachkriegsgenerationen der Normalbürger haben ihre Lektion aus dem Holocaust gelernt. Der wie Gewitterwolken aufziehende Neo-Antisemitismus ist ganz klar importiert und er ach so friedlichen Religion des Islam zuzuschreiben. Hier müssten unsere “Beschwichtigungs-Politiker”  ansetzen. Darauf werden wir aber vergebens warten.

Armin Reichert / 16.12.2017

Und nicht den “Antisemitismus” der AfD vergessen! Ganz schlimm, eher noch schlimmer, so hetzt jedenfalls Josef Schuster in der WELT.

Stefan Leikert / 16.12.2017

Vielen Dank, Frau Schunke! Sie schreiben es auch - Dinge beim Namen nennen, um wirklich,wirksame Konsequenzen ziehen zu können -, und ich sehne mich danach, daß das anhaltend und systematisch getan wird. Natürlich gibt es immerwieder Artikel und Bücher und Reden dazu, aber es dringt nicht durch, wirkt eben nicht besonders. Was meinen wir eigentlich mit den Worten und Begriffen? Da gibt es keine selbsverständliche, gemeinsame Grundlage, weshalb wir nicht voran kommen mit der Debatte. Hier auf der “Achse” ist man sich doch sehr bewußt darüber, aber liest man Artikel und Kommentare z.B. auf Zeit-online möchte man verzweifeln. Ich fürchte, es fehlt an der geeigneten Organistation…kann mir da jemand weiter helfen?

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