Ulli Kulke / 27.10.2012 / 21:58 / 0 / Seite ausdrucken

Hockeyschläger-Mann möchte Nobelpreisträger sein

Zweifelhaft genug war es, dass der Friedensnobelpreis 2007 an den Weltklimarat IPCC ging. Eine umstrittene Entscheidung spätestens seit 2009 der Email-Verkehr führender IPCC-Größen gehackt wurde und sich so offenbarte, wie sehr einige Mitglieder ihren wissenschaftlichen Auftrag der UN als Lizenz zum Vertuschen und zum Verunglimpfen von Kritikern ihrer allzu apokalyptischen Phantasien missverstanden.

Jetzt kam auch noch heraus, dass einer der prominentesten Angehörigen des Rates, die 2009 im Zentrum der „Climategate“-Affäre standen, den Friedensnobelpreis auch als ganz eigene, persönliche Auszeichnung zu Unrecht reklamierte und öffentlich damit hausieren ging. Weil er an IPCC-Berichten mitgeschrieben hatte, behauptete Michael Mann in seiner Vita fröhlich, „teilt er sich den Friedensnobelpreis mit anderen Autoren“ des Weltklimarates (etwa so, wie sich seinerzeit Arafat, Peres und Rabin den Preis teilten). So jedenfalls stand es auf der Homepage des Professors der Pennsylvania State University. Er in der Klimaforschung nicht irgendwer, sondern bekannt als Erfinders der berühmt-berüchtigten „Hockeyschläger-Kurve“, jener Grafik, die uns weismachen soll, die globale Temperatur auf der Erde sei seit Menschengedenken immer sauber gleich geblieben, bis der Mensch vor zwei Jahrhunderten angefangen habe, Schornsteine in die Welt zu setzen. Seither aber sei die Temperatur laut Mann steil nach oben geschossen ­– eine Grafik mithin, die aussieht eben wie ein liegender Hockeyschläger, und die die vielfältigen natürlichen Ursachen von Klimaschwankungen weitgehend in Abrede stellt.

Zugrunde liegt der Grafik die Analyse von einigen wenigen Baumringproben aus Sibirien, die gerade passten (andere legte er beiseite). Dennoch begründete ihre Aussage die ganze Philosophie des IPCC zumindest mit. In den letzten Jahren ist sie allerdings immer stärker in Frage gestellt worden, gilt in weiten Kreisen mittlerweile als widerlegt, auch weil sie das mittelalterliche Klimaoptimum – bei dem es mindestens so warm war wie heute – genauso aus der Statistik wegschliff wie die Kleine Eiszeit danach. Nach den „Climategate“-Enthüllungen gestanden sogar die größten Warner vor dem Hitzekollaps der Erde – wie etwa Phil Jones – ein, die derzeitige Temperaturentwicklung sei in den letzten eintausend Jahren womöglich gar nicht einmal so beispiellos.

Aber Michael Mann nannte sich stolz Nobelpreisträger. Als Autor. Kollege von seinem Namensvetter Thomas Mann gewissermaßen, passte ja.

Ein kritischer Journalist hat jetzt einmal nachgefragt beim Nobelpreis-Komitee in Oslo, ob das noch mit rechten Dingen zugehe. Von dort aber kam klipp und klar die Antwort (die man hier lesen und sich auch anhören kann): Nein, das sei überhaupt nicht in Ordnung. Niemand aus dem Weltklimarat dürfe behaupten, er sei Preisträger, auch nicht Teilpreisträger. Allein die Organisation habe die Auszeichnung erhalten, aber keiner der Autoren.

Und siehe da: Michael Mann hat jetzt seit heute, Samstag früh, die Vita auf seiner Homepage geändert. Aus dem anmaßenden “He shared the Nobel Peace Prize with other IPCC authors in 2007” wurde jetzt: “He contributed, with other IPCC authors, to the award of the 2007 Nobel Peace Prize.“ Das hätte der verhinderte Preisträger vielleicht noch akzeptieren können. Gewurmt haben dürfte ihn aber, wer dort angerufen hatte beim Nobelpreis-Komitee. Das war nämlich ein Journalist des konservativen „National Review Online“. Ausgerechnet jenes Magazins, gegen das er gerade eine Klage in Erwägung zieht. „National Review“ hatte kritisch über seine Rolle bei Climategate berichtet und auch seine Hockeysschläger-Grafik deutlich hinterfragt, was ihn offenbar mächtig wurmte.

Man darf gespannt sein, wie sich ein möglicher Prozess Mann gegen National Review Online entwickelt. Es könnte schon sein, dass sich eine Klage Manns in ein spektakuläres Eigentor verwandelt. Bislang haben die akademischen Untersuchungen der Climategate-Affäre kein grobes Fehlverhalten der IPCC-Forscher ergeben, was die Szene schon erheblich wunderte. Sollte der Professor aus Pennsylvania an seinen juristischen Plänen festhalten, könnte indes seine Rolle und die mancher Kollegen im IPCC noch einmal gehörig unter die Lupe genommen werden.

Womöglich „verliert“ Mann auf diese Weise nicht nur seinen Nobelpreis, sondern kann seine Hockeyschlägerkurve endgültig gleich mit einpacken.

Zuerst erschienen auf Ulli Kulkes Blog bei der WELT

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