Antje Sievers / 12.01.2016 / 20:00 / 16 / Seite ausdrucken

“Der arme Kleine, süß, irgendwie…Ja, so blöd war ich damals wirklich”

Ein gelber Zettel, auf dem einer der Täter der Silvesternacht von Köln die wichtigsten verbalen Kommunikationsstützen für seine Vorstellung von einem gelungenen Jahreswechsel notiert hatte, wurde von der Polizei sichergestellt. Was stand drauf? Im Wesentlichen zwei Sätze: „Ich will ficken“ und „Ich töte dich“. Auf Deutsch, mit der arabischen Übersetzung daneben. Können wir annehmen, dass hier ein hoch motivierter Idealflüchtling sich wissbegierig seine ersten Deutschkenntnisse aneignen wollte, womöglich ein Akademiker? Denn außer Deutsch und Arabisch verfügte er sogar noch über rudimentäre Englischkenntnisse, denn der Satz „Ich will ficken“ wurde auch als „Ich will fucken“ notiert. Ein Analphabet war er jedenfalls nicht.

Dieser Polizeifund ist kostbar, denn er ist in seiner Ehrlichkeit der Schlüssel zur Ursache der gewalttätigen Ausschreitungen in zahlreichen europäischen Städten.
Der erste Satz richtet sich an die indigenen Frauen, der zweite an die indigenen Männer. An beiden Sätzen gibt es nicht viel zu deuteln, die Aussagen sind ebenso primitiv wie eindeutig. Waren sie wirklich ernst gemeint? Ja, das waren sie. So mancher wird sich jetzt natürlich fragen, was ist denn los mit denen? Sind die völlig bekloppt? Man kann es auch freundlicher ausdrücken: Es sind Araber.

Mein letzter Aufenthalt in Ägypten liegt schon lange zurück. Es waren die achtziger Jahre, und in Kairo herrschten paradiesische Zustände. Man konnte vom Hotel zu Fuß zum Tahrir-Platz und zum Ägyptischen Museum gehen, ohne von einer Allah-Hu-Akhbar schreienden Menge vergewaltigt oder massakriert zu werden. Das war schön. Und die Ägypter waren gastfreundlich und kommunikativ. Aber nicht nur. Schon damals störte mich das Übergriffige, das angetascht werden und das Festhalten und Hineinzerren in Geschäfte. Ging man auf so etwas nicht begeistert ein, schlug die Stimmung schnell in Aggression um.

Und richtig, den bewussten Satz hörte man bei jedem Gang auf die Straße. Anfangs dachte ich noch, ich hätte mich verhört. Aber nachdem ich „Ich will ficken“ immer wieder auf Deutsch, Englisch, Italienisch und Französisch gehört hatte, wurde mir klar, dass ich mich nicht geirrt hatte. Gelegentlich hieß es auch „Willst du ficken?“ Naja, dachte ich damals. Den Burschen hat mal irgendeiner kräftig auf den Arm genommen und ihm erzählt: Pass auf, zu den Touristinnen muss du nur diese drei magischen Worte sagen, und sie reißen sich auf offener Straße die Kleider vom Leib, schmeißen sich in den Dreck, machen die Beine für dich breit und stöhnen, komm her, Ahmed, ich will dich.

Ich hatte sogar so etwas wie Mitleid. Der arme Kleine! Süß, irgendwie…Ja, so blöd war ich damals wirklich. Damals dachte ich auch, das Multi-Kulti kein Problem ist. Wenn wir nur alle immer schön lieb zueinander sind, dann wird das schon. Ich habe auch eine gute Entschuldigung dafür: Ich war erst fünfundzwanzig. Die nächsten Jahre brachten mir die Überzeugung ein, dass das ein fataler Irrtum war.

Beide Artikulationshilfen zeigen uns perfekt, was arabische Männer (ja, nicht nur einige, sondern die Mehrheit von ihnen, dazu stehe ich, und jetzt könnt ihr mich meinetwegen kreuzigen) von den Menschen halten, die ihnen ihr Land als Hort der Sicherheit und der Freiheit anbieten, die morgens brav aufstehen und acht Stunden arbeiten, damit von den Steuern Flüchtlingsunterkünfte, Sozialleistungen und Krankenversicherung für Millionen so genannter Schutzsuchender aufgebracht werden können: Die Frauen sind ungläubige, ehrlose Huren; die Männer sind weicheierige, schwanzlose Schwuchteln. Sag zu einer Frau, dass du ficken willst, und sie ist dabei. Sag zu einem Mann, dass du ihn töten willst, und er rennt heulend davon. Hier gehen die Frauen allein auf die Straße, unverschleiert und ohne männliche Begleitung, sie suchen sich selbst ihre Sexualpartner aus und sind extrem triebhaft, da nicht genital verstümmelt. Und die Männer, die all das nicht zu verhindern wissen, ja, die diese Verhinderung überhaupt nicht wollen oder anstreben, können nur durchgeknallte Irre sein. Beide, Frauen wie Männer, darf man behandeln wie Abschaum. Ich will ficken. Ich töte dich.

Was mir seit vielen Monaten große Sorgen bereitet ist, dass so viele Deutsche, allen voran unsere Politiker, so gar keine klare Vorstellung davon habe, was für Menschen sie ins Land holen und welche Wertvorstellungen diese mitbringen. Anders lässt sich das ungläubige Kinderstaunen über Massenschlägereien, Messerstechereien, Totschlägereien, Brandstiftungen, Vergewaltigungen, Belästigungen und Diebstähle innerhalb und außerhalb von Flüchtlingsunterkünften nicht erklären. Viele Deutsche leben offenbar in dem Wahn, Deutschland sei überall, und was in Berlin und Bochum funktioniert, das funktioniert genauso gut in Beirut und Bagdad. Die ganze Welt ist eine große, glückliche Familie; Menschenrechte, Religionsfreiheit, Toleranz, Frauenrechte und Homoehen gibt’s überall. Mit einer Ausnahme: Rassismus gibt’s nur in Deutschland.

Man unterstellt mir ständig, ich sei eine Rechte, eine Faschistin, eine Rassistin, eine Hetzerin. Bin ich alles nicht. Aber ich war dreißig Jahre lang Bauchtänzerin, und so hatte ich im Gegensatz zu so vielen Bescheidwissern wirklich täglich mit Muslimen, der orientalischen Kultur und der islamischen Parallelgesellschaft zu tun. Nicht zuletzt meine ägyptische Tanzlehrerin pflegte zu sagen: Wenn ein muslimischer Mann dich respektlos behandelt, dann musst du Respekt einfordern, sonst nimmt er dich nicht ernst. Du musst lernen, hart zu sein. Ihr Deutschen seid immer alle viel zu nett, deswegen werdet ihr bei uns auch nicht für voll genommen.

Ich habe ihre Ratschläge beherzigt und bin damit immer gut gefahren, während meiner Tanzkarriere und wann immer ich im Orient war, egal ob Kairo, Neukölln, Jerusalem oder Akko. In neunzig Prozent der Fälle kam ich mit extrem aggressivem Auftreten wesentlich weiter als mit feiger Zurückhaltung.

„Ich töte dich“ bekamen natürlich auch die Einsatzkräfte zu hören. Freundliche Polizisten, die helfen und deeskalieren wollen, ist man im Orient nicht gewohnt. Es ist ein kleiner Trost, dass sich inzwischen zumindest der Gedanke Bahn gebrochen hat, dass deutsche Polizisten eine Lachnummer für die Täter sind. Es könnte der Anfang eines Umdenkens sein. Ich sage es zwar ungern, aber ich sage es jetzt einfach mal: Deutsche Ordnungshüter werden erst für voll genommen werden, wenn sie unbarmherzig durchgreifen. Man muss sie fürchten.

In meiner Kindheit war das übrigens noch ganz normal, nicht nur Kinder hatten Angst vor der Polizei. In besonders angespannten Situationen und in Vierteln, in denen die derartige Vergehen an der Tagesordnung sind, sollte man den Einsatz der Bundeswehr in Erwägung ziehen. Israel fährt diese Strategie seit Jahren und hat damit gute Resultate erzielt. Ich bin die Letzte, die so was will, aber was ist gemeint, wenn jeder Politiker von „der vollen Härte der Gesetze“ schwadroniert? Umgesetzt würde so was so oder so nicht. Ich kann schon den Empörungschor hören: Polizeistaat! Militärdiktatur! Viertes Reich! Die ersten Silvestertäter haben die volle Härte schon hinter sich. Trotz Wiederholungstat gab es eine Woche Jugendarrest, abgegolten durch die Untersuchungshaft. Autsch.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Thomas Reschke / 13.01.2016

Ich fühlte mich in meinen Aufenthalt in Tunesien zurückversetzt. Ein Dejavu. Phantastischer Aufsatz!

Reiner Hoefer / 12.01.2016

Sehr geehrte Frau Sievers, Sie schreiben das großartig, und alles stimmt und ist richtig. Und Sie sind auch keine Rechte, Sie sind eine klar denkende Realistin. Aber ist ist schon rechts oder links in der heutigen allgemeinen Sprachverbiegung zum Zwecke Diffamierung und Hetze, darüber sollten Sie nicht lange nachdenken. Die Frage ist: Wer sagt so was. Das ist entscheidend. Mit freundlichen Grüßen Reiner Hoefer

Sandra Hanken / 12.01.2016

Sehr geehrte Antje Sievers, Sie schreiben mir aus der Seele! Ein Urlaub in 2001 direkt nach den Anschlägen in New York waren ein Augenöffner, nicht nur was “Ich will ficken” anbelangt. [...]“was arabische Männer (ja, nicht nur einige, sondern die Mehrheit von ihnen, dazu stehe ich, und jetzt könnt ihr mich meinetwegen kreuzigen) von den Menschen halten”[...] Hm. Folgt auf das Benennen von Fakten laut Bibel denn Tod durch Kreuzigen oder Steinigen? Bin ich überfragt. Das steht dort in jedem Falle: Korinther 11, 5. Trägt dagegen eine Frau keine Kopfbedeckung, wenn sie im Gottesdienst betet oder im Auftrag Gottes spricht, dann entehrt sie ihren Mann. Das wäre genauso, als wenn sie wie eine Dirne kahlgeschoren herumliefe. 6. Will eine Frau ihren Kopf nicht bedecken, kann sie sich auch gleich die Haare abschneiden lassen. Aber weil es jede Frau entehrt, wenn ihr das Haar kurzgeschnitten oder der Kopf kahlgeschoren ist, soll sie ihren Kopf bedecken. Da lob ich mir Art. 3 GG, statt “Männerehre”.

Franz von Hahn / 12.01.2016

Man braucht aber erstmal die Leute für sowas. Da bei der Polizei aber immer mehr gespart wird, sehe ich für härteres Durchgreifen schwarz.

Dr. Michael Rohrbach / 12.01.2016

Sehr geehrte Frau Sievers, was immer man Ihnen auch unterstellt… Sie sind bei klarem Verstand und fähig zu polemikfreier Analyse. Dennoch läßt die Lektüre Ihres brillianten Textes mich melancholisch zurück. Dank Klimawandel :-)  ist indes der deutsche Weißwein sensationell und vertreibt böse Gedanken.

Martin Schott / 12.01.2016

Auch wir waren auf unserer dreiwöchigen Studienreise von der Gastfreundschaft und Offenheit der Ägypter angetan. Das war in den 80ern, bevor die Muslimbrüder mächtig wurden und noch Jahre vor den ersten islamistischen Anschlägen auf Touristen usw. Mulmig wurde uns nur, als uns in einem Dorf ein paar Männer allen Ernstes anboten, die Frauen aus unserer Gruppe abzukaufen. Die Polizei patroullierte in den 50er und 60er Jahren noch paarweise durch die Straßen unserer Stadt. Und das, obwohl es so gut wie keine Kriminalität gab, jedenfalls nicht in der Qualität und dem Ausmaß von heute. Später konnte man zumindest noch Polizisten sehen, die sich im Auto durch die Fußgängerzone bewegten. Für die nahe Zukunft ist geplant, die einzige Dienststelle zu schließen und mit einer in ca. 25km Entfernung zusammenzulegen.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Antje Sievers / 22.10.2019 / 17:00 / 2

Die Künstlerin, die die Trauer lehrt

Gabriele von Lutzau: Mutter zweier Kinder. Ehefrau. Katzenliebhaberin. Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Der größte Rolling-Stones-Fan des Odenwaldes. Ehemalige Flugbegleiterin. Und heute vor allem Bildhauerin. Ihre Ausstellung…/ mehr

Antje Sievers / 06.08.2019 / 06:10 / 133

Das Psychogramm hinter den Schreckenstaten

Ein Afghane tötet seine Ex-Freundin mit nicht weniger als siebzig Messerstichen. In einem harmlosen Stuttgarter Wohnviertel wird ein Mann mit einem japanischen Schwert von seinem Mitbewohner regelrecht gemetzelt. In Hamburg wird…/ mehr

Antje Sievers / 12.07.2019 / 06:10 / 157

Vergewaltigungs-Kultur

Am 1. Juli wird in Hamburg eine junge Frau am U-Bahnhof Hagenbecks Tierpark von drei Männern attackiert. Es gelingt ihr, sich durch gekonnte Gegenwehr zu verteidigen und…/ mehr

Antje Sievers / 14.04.2019 / 15:00 / 10

Tradition als Lebenskunst

Italien, das Land, „wo die Zitronen blühn, im dunklen Laub die Goldorangen glühn“, versetzte bekanntlich nicht nur Goethe und Heine in wahre Glückstaumel von Entzücken…/ mehr

Antje Sievers / 26.02.2019 / 16:15 / 17

Die Zwangstaufe von Barmbek

Es muss in der sechsten Klasse gewesen sein. Im Religionsunterricht, in dem man zwar wenig über Religion, aber stets viel über den Lehrer lernen konnte.…/ mehr

Antje Sievers / 07.02.2019 / 15:00 / 19

Hanseatischer Antisemitismus

„In Hamburg sah ich die erschreckendsten, bedrückendsten Dinge, die ich je zu Gesicht bekommen hatte – mit Davidsternen und dem Wort „Jude“ bemalte Geschäfte, hinter halbleeren…/ mehr

Antje Sievers / 26.01.2019 / 14:00 / 35

Stellen Sie sich vor, Sie wären eine Frau

Niemand würde es Ihnen wünschen, aber stellen Sie sich mal Folgendes vor: Sie sind eine Frau und kommen im Morgengrauen nach Hause. Ihr Lebensgefährte reißt…/ mehr

Antje Sievers / 01.12.2018 / 17:00 / 15

Laila Mirzo: „Nur ein schlechter Muslim ist ein guter Muslim”

Dieser Tage sandte ich mein Buch „Tanz im Orientexpress – eine feministische Islamkritik“ an Laila Mirzo nach Linz in Österreich und es kam sogleich ein Buch zurück: Mirzos „Nur ein…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com