Der Spruch: Den Sozialismus in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf, ist ein Zitat aus der Zeit des Sozialistengesetzes. Das ist keine Erfindung von Erich Honecker. Mit Ochs war Fürst Otto von Bismarck gemeint und mit Esel Wilhelm I. (der Kartätschenprinz oder auch Lehmann von liberalen Kreisen genannt)
Ich bezweifle, dass es heute von geistiger Größe zeugt, sich über Honeckers rhetorisch gepflegte Straßen-Kalauer der zwanziger Jahre lustig zu machen. Dass ein Mann wie Honecker ein führender deutscher Politiker werden konnte, gehört zu den größten Rätseln der jüngeren deutschen Geschichte. Selbst, wenn er nur eine Marionette gewesen wäre, fragt man sich doch, welches seine überzeugenden Qualitäten als Marionette gewesen sein könnten. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass er das Kapital nicht vollständig gelesen hatte, geschweige die vielen Marx/Engels- und Leninbände, die man normalerweise in der damaligen Zeit einem führenden Kader zumutete. Er war von einer verzweifelten Kleingeistigkeit, wahrscheinlich wäre er in Tränen ausgebrochen, wenn man ihn hätte zwingen können, öffentlich mit Oppositionellen zu diskutieren. Dieser unglückliche Diktator war wenig mehr als eine geschwollene Leber mit Klassenbewusstsein. Wie sehr also muss jemand von den heutigen Tendenzen der Gesellschaft nach links, ja und sogar zurück zum Gemeineigentum erschüttert sein, wenn ihm das “Ochs und Esel” als würdiger Aufguss von Gesellschaftskritik erscheint? Ich wünschte, wir hätte etwas mehr sozialistische Realität, meinetwegen auch national, dann könnten sich alle, die sich für rationalen Geister halten, sinngebend daran abarbeiten. Anstatt zur bloßen eigenen Performance auf historischen Witzfiguren herum zu turnen und dabei die eigene Arbeitsscheu einzunebeln.
Hehe, sehr schön! Und das auch noch in der seeligen Zeit, ich kann mich kaum halten vor Lachen.
Genau. Und der zweite Erguss beinhaltete, dass die (saarländische) Herkunft der (sozialistischen) Heimat DDR nicht widerspricht. Umgekehrt wird ein Esel daraus. Wie dumm!
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