Burkhard Müller-Ullrich / 28.02.2016 / 11:37 / 5 / Seite ausdrucken

Dem ollen Rushdie sein ewiges Kopfgeld

Es gibt Nachrichten, die sind nicht eilig, da lassen sich die Agenturen Zeit. Salman Rushdie beispielsweise löst bei vielen Redakteuren bloß noch ein Gähnen aus. Dieser olle Schriftsteller mit seiner blöden Fatwa, so denken sie, hat der nicht allmählich genug Publicity gehabt? Wie lange sollen wir uns noch damit beschäftigen? 27 Jahre ist es her, daß der iranische Staatschef zu Rushdies Ermordung aufgerufen hat – und ist ihm etwas zugestoßen? Gewiß, sein japanischer Übersetzer wurde getötet, sein italienischer Übersetzer und sein norwegischer Verleger haben Attentate knapp überlebt, genauso wie sein türkischer Übersetzer, auf dessen Hotel ein Brandanschlag verübt wurde, bei dem 37 Menschen starben. Aber wir wollen und können diese alten Geschichten ja nicht ewig aufwärmen.

Deswegen haben unsere großen deutschen Presseagenturen bis jetzt darauf verzichtet, die neueste Erhöhung des auf Rushdie ausgesetzten Kopfgelds auch nur zu erwähnen. Pünktlich zum Jahrestag des vor 27 Jahren ergangenen staatlichen iranischen Mordbefehls wurde die Belohnung um 600 000 Dollar auf nunmehr knapp vier Millionen aufgestockt. Zusammengekratzt haben das Geld 40 iranische Medienbetriebe, darunter die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars, die nicht nur 30.000 Dollar für die Beseitigung des englischen Schriftstellers gespendet, sondern darüber auch eine stolze Meldung verbreitet hat.

Das war am Valentinstag, dem 14. Februar, also vor genau zwei Wochen. Acht Tage später, am 22., berichtete die englische Nachrichtenagentur Reuters über diese Ungeheuerlichkeit, aber bei uns haben nur ganz wenige Zeitungen die Sache aufgegriffen – meist mit der Erklärung, es handele sich eigentlich um iranische Innenpolitik, um Rushdie gehe es nur am Rande.

In der Tat findet im Iran seit langem ein Machtkampf zwischen religiösen Hardlinern und Reformern statt, der mit der Wahl an diesem Wochenende einen neuen Höhepunkt erreicht. Aber ob Hardliner oder Reformer: auch der scheinbar so freundliche Präsident Rohani, der den Westen zur Aufhebung der Sanktionen gebracht hat und dem der Papst kürzlich die Hand schüttelte, vertritt ein Regime, in dem Homosexuelle gehenkt und Andersdenkende gefoltert werden, ein Regime, das die Vernichtung Israels anstrebt und diverse Terrororganisationen im Nahen Osten unterstützt.

Dieses Regime hat zwar verschiedene Gesichter, aber keines davon ist für den Weltfrieden im allgemeinen und für Salman Rushdie im besonderen irgendwie beruhigend. Denn mit seinen wechselnden Gesichtern verfolgt dieses Regime eine Agenda, die viel langfristiger ist als Geduld und Gedächtnis unserer Öffentlichkeit. Die müde Reaktion unserer Medien auf einen mit vier Millionen Dollar dotierten Mordaufruf, der noch nach 27 Jahren aufgefrischt und verstärkt wird, ist das schlimmste Alarmzeichen in Bezug auf die westliche Widerstandskraft.

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Michael Loewe / 01.03.2016

Wenn ungezogene Kinder nerven, ist es oft am effektivsten, wenn man sie einfach ignoriert. Die Islamisten sind ja in Wirklichkeit geistige Kleinkinder mit Rauschebärten. Säuglinge, die noch nicht annähernd gelernt haben, sich zu artikulieren und schon gar nicht, wie Erwachsene sachlich miteinander zu diskutieren. Jede islamistische Bombe ist wie der Schrei eines Kleinkindes, das sich unverstanden fühlt—unverstanden von der erwachsenen westlichen Welt. So langsam dämmert es den religiösen Fanatikern, wie zurückgeblieben die islamische Welt gegenüber dem Westen ist. Das Patentrezept, an das sie jahrhundertelang geglaubt haben—sich fünfmal am Tag auf den Gebetsteppich zu werfen und die übrige Zeit gottgefällig mit Koranzitaten und Befolgung sinnloser Regeln zu verbringen—erweist sich als unbrauchbar, denn die Menschen im bösen gottlosen Westen leben ein ungleich komfortableres, gesünderes und schöneres Leben, weil sie einen guten Teil ihrer Zeit sinnvoll nutzen um Probleme zu lösen. Was macht das islamistische Kleinkind, wenn ihm diese Erkenntnis dämmert? Richtig, es schreit. Es schreit vor Neid. Es schreit über seine eigenen Dummheiten und falschen Entscheidungen. Und wenn sich eine Bombe findet, schmeißt es eine Bombe. Unsere Säuglinge würden das auch tun, wenn sie denn Bomben hätten. Sind sie nicht süß, die kleinen Islamisten, in ihrer Verbohrtheit? Aber die ständige Wiederholung ihrer Gräueltaten reizt auch zum Gähnen. Die Luft ist raus, man zuckt nur noch mit den Achseln über die x-te Enthauptung und die täglichen Selbstmordanschläge. Lasst die Kleinkinder ihre Erfahrungen sammeln, irgendwann in der Pubertät werden ihnen die Dummheiten ihrer Kindheit peinlich sein. Das wird noch etwas dauern, aber so lange müssen wir uns in Geduld üben und uns derweil auf Schadensbegrenzung beschränken. Man kann es auch anders formulieren: je weniger Werbung man macht für die verbrecherischen Kopfgelder, desto eher verhindert man, dass sich jemand findet, der diese Verbrechen begeht. Und je weniger das Kopfgeld weltweit in den Medien verankert wird, desto weniger fühlt sich der Auslober des Kopfgeldes vielleicht daran gebunden, dieses auch wirklich auszuzahlen, selbst wenn sich ein Mörder gefunden hat. Und wenn die Auszahlung unsicher ist, findet sich immer seltener ein Mörder, der solche Taten umsetzt. Lasst uns den Fanatismus durch Nichtbeachtung austrocknen!

R. Helene van Thiel / 29.02.2016

Gut, daß Sie daran erinnert haben. Ich weiß noch, wie ich mich damals aufgeregt und ereifert habe. Und das Damoklesschwert schwebt immer noch ...

Regina Strickling / 28.02.2016

Sehr geehrter Herr Müller-Ullrich, Ihr Artikel ist sehr interessant und beängstigend. Ich frage mich allerdings, ob Homosexuelle im Iran wirklich “gehenkt” oder nicht doch eher “gehängt” werden. Mit freundlichen Grüßen!

Wolfgang Richter / 28.02.2016

Nachdem der höchst gelobte Papst dem freundlichen Reformer Rohani jüngst die Hand schüttelte, dürfen wir gespannt sein, wie dieser die Tatsache eines unter staatlicher Ägide aus dessen Herrschaftsbereich ausgesprochenen u. jetzt durch Erhöhung aktualisierten Kopfgeldes zur Tötung eines unliebsamen Geistes kommentieren wird. Gleiches gilt im übrigen für diverse Politikerkohorten, in dem Tross auch unsere SPD-Minister Steinmeier u. Gabriel unterwegs, die nach dem sog. Atom-Deal nicht schnell genug der iranischen Führung ihre Aufwartung machen, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit zum finanziellen Vorteil beider Seiten auszubauen gedenken.

Thomas Weidner / 28.02.2016

Na - ob dieser Twitteraccount noch lange existiert - daran abe ich ernste Zweifel…

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