Michael Miersch / 20.02.2007 / 11:59 / 0 / Seite ausdrucken

David Hume über den Klimawandel

Ein Gastbeitrag von Eva Ziessler:
Eine durch den Menschen verursachte Klimaerwärmung konstatierte auch schon der schottische Philosoph und Historiker David Hume im Jahre 1742. Der ausgewiesene Kenner antiker Quellen zeigte, dass sich ganz Westeuropa seit der Zeit der Alten Römer signifikant erwärmt hatte: So beschrieb der Dichter Juvenal (1. Jh. n. Chr.) eine abergläubische Magd, die im Winter jeden Morgen zum Tiber geht, ein Loch in das Eis schlägt, um dann zur Läuterung dreimal ins Wasser einzutauchen. Nach Horaz (1. Jh. v. Chr.) sind die Straßen Roms den ganzen Winter lang eis- und schneebedeckt. Heute dagegen, so zitiert Hume einen zeitgenössischen Franzosen, „friert der Tiber in Rom genauso wenig zu wie der Nil in Kairo“ und „die Römer sprechen von einem harten Winter, wenn der Schnee zwei Tage liegen bleibt und sich an einem dem Nordwind ausgesetzten Springbrunnen nachts ein paar kleine Eiszapfen bilden.“
Und auch in anderen Teilen Europas sah es damals nicht besser aus. Die Rhone, der Rhein und alle anderen Flüsse Galliens waren im Winter monatelang mit einer so dicken Eisschicht bedeckt, dass sie mit Stroh bestreut und als Straßen- und Brückenersatz für ganze Armeen benutzt wurden, schrieb der römische Historiker Diodorus Siculus im 1. Jahrhundert v. Christus. Laut Strabo gediehen nördlich der Pyrenäen selbst 200 Jahre später weder Feigen noch Oliven, und alle Versuche, Wein anzubauen, seien kläglich gescheitert, weil die Trauben nie reif wurden. Sogar die nördlichen Teile Spaniens waren wegen der unwirtlichen Kälte nur dünn besiedelt.
Für Hume, den Liebhaber französischer Weine und Agrarprodukte, der selbst jahrelang in Frankreich gelebt hatte, war die Klimaerwärmung damit offensichtlich. Im Gegensatz zu unseren heutigen Klimakatastrophenpredigern sah er den Temperaturanstieg allerdings – allein schon aus Gourmetgründen – als durchaus positiv (an das mögliche Abschmelzen der Polkappen und die Überflutung seines Weinkellers in Edinburgh hat er wohl nicht gedacht). In einem Punkt aber war Hume mit den heutigen Klimaforschern einig: Für die Erwärmung ist der Mensch verantwortlich.
Und wie hat der Mensch das bewerkstelligt? Für Hume gibt es da nur eine Erklärung: Durch das Abholzen der Urwälder und deren Umwandlung in Agrarland entfällt die schattenspendende Wirkung der Bäume, welche vorher „die Sonnenstrahlen vom Erdboden ferngehalten“ hätten – Prost!

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