Fred Viebahn / 06.04.2007 / 09:38 / 0 / Seite ausdrucken

Das Wort zum Karfreitag: Jesus zum Anbeißen

http://www.esquire.com/the-side/opinion/chocolatejesus032807

Mmmm… Jesus, in nackter Dornenkronenpracht und ganz und gar aus süßer Schokolade, so hängt er lebensgroß am unsichtbaren Kreuz. Angesichts dieses Kunstwerks läuft einem entweder das Wasser im Munde zusammen oder es bleibt einem die Spucke weg. Hmm… bei aller Begierde auf was Süßes ist mir der mannhafte Realismus der mehr nordisch denn mediterran geratenen Skulptur doch wohl zu unappetitlich.

Leider schrien organisierte religöse Intoleranzapostel (zur Abwechsung waren’s diesmal Katholizisten statt der üblichen Islamisten und Fundamentalisten) so heftig Zeter und Mordio, daß der Galerist im letzten Moment feige den Schwanz einzog und die Ausstellung absagte:

http://www.star.niu.edu/articles/?id=35999

Ich kapier’s nicht: Im Katechismusunterricht wurde uns früher doch eingebleut (im wahrsten Sinne des Wortes, wenn einer von uns dem Herrn Kaplan nicht in stillster Andacht lauschte), daß während des Gottesdienstes der Priester am Altar Jesu Fleisch in Brot verwandele (und Blut in Wein, aber in den Genuß kamen wir leider nie): “Dies ist mein Fleisch, mein Blut…” Bei solch häppchenweiser Menschenfresserei (oder ist es Gottesfuttern?), bei der wir knieend die pappigen Hostien—diese christliche Verhöhnung der leckeren jüdischen Matze, die’s beim Letzten Abendmahl gab—auf der Zunge zergehen zu lassen hatten, überwältigten mich schon im zarten Kindesalter die Zweifel am gesunden Menschenverstand der Erwachsenen. Die Idee mit Blut zu Wein war ja an sich nicht schlecht, wenn sich auch nur die Pfaffen solch Labsal gönnen dürfen. Schokolade hätte mich damals vielleicht bei der Stange gehalten, und ich wäre treuer Diener einer genüßlich genießenden Kirche geworden—da wäre ich heutzutage vielleicht der Papst, oder wenigstens ein blutrünstig weinseliger deutscher Kardinal.

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