@Daniel Tellmann Nimmt man die Geldsumme, die die Krankenkassen an die Kassenärztlichen Vereinigungen und damit an die niedergelassene Ärzteschaft zahlen, und dividiert sie durch die Zahl der Versicherten, so erhält man einen Betrag von ca. 125 € pro Quartal (inklusive ambulanter Operationen) - und das bei durchschnittlich 17 Arztbesuchen pro Jahr. Spottbillig für das, was unser Gesundheitssystem leistet. Suchen Sie diese Effizienz mal in einem anderen Land - Sie werden keines finden.
Sehr geehrte Kommentatoren, 450.000 Opfer (USA plus EU) der Medizin jährlich und dennoch keine wirkungsvolle Schutzmaßnahmen gegen nebenwirkungsreiche Übertherapien seitens Ärzteverbände oder Gesundheitspolitik in Sicht. Ich kann ja den Unmut verstehen, wenn jetzt ein Arzt schreibt, der Patient soll es selbst richten. Nach 20 Jahren Vorstandsarbeit in Fachgesellschaften oder Leitlinienkommisionen kann ich Ihnen jedoch versichern, wir Ärzte werden es in näherer Zeit nicht hinbekommen. Das ist die Realität und eine für mich zutiefst frustrierende Erfahrung. Die Gründe kann ich an dieser Stelle nur stichwortartig aufzählen: falsche finanzielle Anreize, Forschung nur noch mit Drittmitteln, Hochschulranking, Impact Factor, weitverbreiteter Wirklichkeitsverlust an den medizinischen Hochschulen bis hin zum Narzissmus und den üblichen menschlichen Schwächen, die vor dem hippokratischen Eid selten halt gemacht haben. Deswegen setze ich auf die Patienten. Mit ein klein wenig Grundwissen (dafür braucht es tatsächlich nicht viel) ist es nicht schwierig die richtigen Fragen zu stellen und vor allem die Art und Weise der ärztlichen Antwort als Grundlage guter Entscheidungen zu nehmen. Abgesehen vom sinnvollen Selbstschutz, könnte dies ab einer kritischen Masse das System tatsächlich gehörig unter Druck setzen. Ein Assistenzarzt hat Nachteile zu erwarten, wenn er von seinem Chef Nachweise einfordert. Ein Patient, der die psychologische Hürde seiner traditionellen Rolle überwunden hat, hat vielmehr Macht. Denn ohne seine Zustimmung läuft nichts - noch ist es so. Viele Grüsse Gunter Frank
Die Zahl ist beeindruckend: 150 Milliarden Euro gibt der Steuerzahler in den Gesundheitsfonds hinein; das ist ein nennenswerter Bruchteil des gesamten Bundeshaushaltes. Warum wurde dieser Fonds überhaupt eingerichtet? Was ist er denn anderes als ein Mittel, die riesigen Subventionen des Bundes an das Gesundheitssystem zu verschleiern? Ein Dukatenesel, der von den Krankenkassen gehalten und vom Volkskongress in Berlin gefüttert wird. Wenn ich mich recht entsinne, hatte die Ärzteschaft darauf gedrängt, ihn einzurichten. Es ging damals darum, die Ärztehonorare zu erhöhen, wogegen die Krankenkassen sich sträubten. Also hat man sich zu Lasten eines Dritten, des Steuerzahlers, geeinigt. Dieser zahlt, die Kassen verteilen die Beute, indem sie die ärztlichen Leistungen ausweiten – ohne natürlich das eigene Wohlergehen zu vernachlässigen, siehe Glaspaläste und sehr, sehr ordentliche Vorstandsbezüge. Und jetzt soll es der Steuerzahler in seiner Rolle als Patient wieder richten? Wer hat denn den Eid des Hippokrates abgelegt? Der Patient oder der Arzt?
Zunächst einmal: Vielen Dank für diesen Beitrag! Ich hatte ihn schon heute Nachmittag gelesen. Seit dem geht er mir durch den Kopf und ich weiß dennoch immer noch nicht, was ich dazu meinen möchte. Ich hab schon eine ganze Seite mit meiner Polemik gefüttert, doch weiß ich, niemals ist sie so treffend wie die von Herrn Broder. So beschränke ich mich also auf eine Frage: Wie kommen Sie auf die Idee, den Patienten in diese Verantwortung fordern zu wollen? Wer soll denn dem, in der Breite Ihrer Anforderung formuliertem Anspruch, gerecht werden? Mit mir hätten Sie ja Glück. Ich habe eine solide mikrobiologische und pharmakologische Kenntnis, ich kann sogar mit dem Fremdwort für Mediziner „Zoonosen“ was anfangen. Darüber hinaus weiß ich wie Pferde-oder Hundebesitzerinnen ticken können und daraus, dass, wenn ich ihr Pferd oder ihren Hund erfolgreich behandeln will, mir Zeit nehmen muss, jene ...häufig in irgendeiner Weise frustrierten Frauen erkennen muss. Psychologie also. Andererseits weiß ich auch, dass ich vor den Kadi gezerrt werde, nur, weil es notwendig war, Haare an der vermeintlich falschen Stelle zu rasieren. Ja, natürlich…ich bin auch der Meinung, dass allein ich für mein Leben verantwortlich zeichnen will. Aber nehmen sie doch mal bitte den durchschnittlichen Mensch unserer Gesellschaft. Der ist also mittlerweile davon geprägt: Kräutertee ist alles! Antibiotika und Impfstoffe der Feind. Was soll der mit Ihrer, vermutlichen, Checkliste? Gehen wir mal weiter davon aus, dass ohnehin alles ...Nachwachsende…biologisch ungebildet ist. Immerhin bleibt ja der Aufschrei auf die Bildungsreform…oder wie das heißt…in BW unbemerkt. Wir werden es also zunehmend mit Menschen zu tun haben, die zwar meinen zu wissen was Tierschutz ist, aber ohne jegliche Ahnung biologischer Grundkenntnisse sind. Was also sollen die mit Ihrer Checkliste anfangen wollen? Ich denke also Ihre Gedanken sind ehrenwert (ob ich mir Ihr Buch kaufen werde, weiß ich noch nicht). Sie gehen aber am Leben vorbei. Und vor allem gehen sie, meiner Meinung nach, am Anspruch vorbei! Ich habe es noch nie verstanden, warum der Berufsstand der Ärzte sich nicht längst erhoben hat, angesichts der politisch vorgegebenen Einschränkung der Therapiefreiheit.
“Der Schlüssel liegt im Zugang zu hochwertigen Informationen, mit denen Patienten in die Lage versetzt werden, Erfolgsaussichten und Nebenwirkungsrisiken einer Behandlung selbst einzuschätzen.” Der gesundheitliche Preis, den ich für diese bereits erlangte Erkenntnis bezahlen mußte, ist hoch. Das Gesundheitswesen hat sich derart kommerzialisiert und das große Unglück ist, dass viele schwarze Schafe, die mehr an Ihren Praxisumsatz als an den Patienten denken, im Windschatten eines Berufsstandes arbeiten können, dem die Menschen noch weitestgehend ehrbare Motive unterstellen. Bis Ärzte sich den Ruf von Bankberatern und Gebrauchtwagenverkäufern erarbeitet haben, werden leider noch Jahrzehnte vergehen und bis dahin viele an Nebenwirkungen und Komplikationen zu leiden haben und gestorben sein. Natürlich ist es naheliegend, dass ein Arzt sich bei den Vorwürfen lieber auf “das System” beschränkt und meint, dass ein Arzt den Einfluß der “bösen” Pharmalobby nicht abzuschütteln vermag und dazu noch ein Gesundheitssystem eingerichtet wurde, dass das Kranksein belohnt. Das ist alles sehr erhellend, dennoch halte ich eine weitere Ursache für die desolate Situation, dass Ärzte mit ihrem Nimbus der Unfehlbarkeit kaum die erforderliche Fähigkeit zur Selbstkritik besitzen, um Mißstände zu beseitigen. Ich hätte mir vom Autor gewünscht, dass er hier an das Gewissen der Ärzteschaft appelliert. Kein selbständiger Arzt ist bei den Gehältern und Gehaltsperspektiven gezwungen 100 Patienten am Tag durch seine Praxis zu schleusen und jeden Patienten wie eine anonyme Nummer zu behandeln. Kein Arzt ist gezwungen als aller erstes gleich eine Operation anzuempfehlen, wenn konservative Methoden zunächst einmal ausprobiert werden könnten. Ich könnte die Beispiele unendlich fortsetzten. Wo ist Ihr Aufruf das ärztlich-ethische Bewusstsein für den Hippokratischen Eid zu stärken? Wenn sich Ärzte und Patienten auf Augenhöhe begegnen könnten, würden Sie gemeinsam an einem Strang für eine bessere Medizin ziehen können.
Ich wohne ja nicht in Deutschland und so ein Verkrankungssystem gibt es hier nicht. Aber auch anderswo gibt es Überbehandlung, weil viele Patienten das geradezu verlangen. Wir haben hier im Ort die Wahl zwischen zwei Kinderärzten. Der eine ist lieb und nett und toll mit den Kindern, beliebt bei den Eltern und jedes Mal, wenn man dort war, bekommt man einen Stapel Rezepte mit auf den Weg. Der andere ist etwas schroff und nicht so beliebt. Der Besuch dort ist deutlich schneller vorbei (genau wie die Wartezeit davor) und man kommt meist mit einem versöhnlichen “Das wird schon wieder” und ohne Zettelberg wieder aus dem Sprechzimmer. Nun raten Sie mal, zu welchem Arzt wir lieber gehen.
Gibt es ein Leben vor dem ersten Herzinfarkt? Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Mt 11,28 In den überfüllten Wartesälen der Arztpraxen sehen wir die entzückende Realität, daß die Heilserwartung aus einer Art göttlichen Quelle ungebrochen ist. Nur die unwiderlegbar negative Krankheitsanalyse entfacht in uns einen unbezwingbaren Lebenswillen, hin zum erlösenden Heimgang zum Herrn. Unsere kundigen Gönner in der Parallelgesellschaft, sitzend im 26. Stockwerk einer Gesundheitskasse, mit unverstelltem Blick über ihre geniale Schöpfung , erfreuen sich eines sanften Schmunzelns. Munter bleiben
Die Medizin verlangt also den aufgeklärten Patienten. Überdies könnten alle nicht-medizinischen Probleme durch den aufgeklärten Bürger bewältigt werden.
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