Ein „sonntaz“-Redakteur, 25, Felix heißt er, hat im Hausblog ein furchtbares Geheimnis enthüllt. Wir werden Zeuge eines quälenden Prozesses der Selbstentblößung, bis er endlich auf den Punkt kommt. Wird er etwa den fortgesetzten Missbrauch der kleinen Schwester zugeben?
Das Outing fällt ihm jedenfalls sauschwer: „Mir wäre lieber, das Thema wäre keins“. Doch jetzt muss alles raus: „Es geht um eine Mitgliedschaft in einer Partei.“ Verdammt, ist er womöglich klandestines Mitglied der NPD? Oder gar der FDP? Wird ihn demnächst die taz-Vollversammlung aber so was von zusammenscheißen?
Felix hat vorher gewusst: „Diesen Text sollte ich besser nicht schreiben. Er wird mir Wege verbauen und Dinge unmöglich machen. Er wird mir vielleicht Diskussionen einbringen. Er wird Kritikern Argumente geben, früher oder später.“
Nach fünf Absätzen der Befreiungsschlag: „Es wird guttun, diesen Satz zu schreiben, und es ist auch etwas Trotz dabei: Ich bin Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.“ Mehr noch: „Ich bin stolz, Sozialdemokrat zu sein.“ Zwar nur als Karteileiche (Felix zahlt keine Beiträge). Aber schlimm genug.
Puhhh. Sozialdemokrat! Als taz-Mitarbeiter! Ist dagegen das Grass’sche SS-Bekenntnis nicht so was wie das Geständnis, die Kehrwoche geschwänzt zu haben?
Jetzt mal sachte. Lieber Felix, Sie haben nichts Unrechtes getan! Drei Viertel aller deutschen Journalisten, dazu gibt´s seriöse Umfragen, sind Sozen, Grünlinge oder Anhänger der SED-Erben. Mit oder ohne Parteibuch, das ist wurscht. Auf ein felsenfestes, in sich geschlossenes Weltbild kommt es an. Das ist die Voraussetzung für erfolgreiches Wirken bei vielen Blättern, online-Portalen und, natürlich, bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Selbst als Steinzeitkommunist würden Sie, Felix, von unseren Medien nicht ausgegrenzt. Sondern dürften vielleicht sogar regelmäßig im Feuilleton der „FAS“ publizieren, flotte Schreibe vorausgesetzt. Fragen sie Dietmar Dath!
Erst recht aber benötigt man bei der taz einen einschlägigen Katechismus. Der muss ordentlich Öko enthalten, ein bisschen Frieden, reichlich Antiamerikanismus, ein Quantum Israelkritik, viel Freude an der bunten Republik usw. Immer dabei natürlich die Nummer mit der Schere zwischen Arm und Reich. Hat man als Sozi doch drauf, oder?
Na also. Kein Grund zur Panik.
http://blogs.taz.de/hausblog/2013/01/13/bekenntnis-ich-bin-taz-redakteur-und-parteimitglied/