Verehrter Herr Weisgerber, Ihre Vorschläge verhallen nicht nur in der SPD, sondern in allen etablierten Parteien. Man wälzt den Stein des Sisyphos, wenn man ein ums andere Mal darauf hinweißt, keine Scheindebatten zu führen, sondern kontrovers die Probleme des Landes (Europas) zu diskutieren, die ja hinlänglich bekannt sind. Daß aber diese eigenartige Ruhe (Müdigkeit?, Bequemlichkeit?, Nachlässigkeit, Verdrängung?) im Lande herrscht, daß zwei Drittel bis drei Viertel der Wähler der Kanzlerin eine gute Arbeit attestieren und daß weiterhin fleißig “Bienchen” im “Muttiheft” gesammelt werden (von der Anpassung des Denkens an gesellschaftliche Standards über die Botmäßigkeit gegenüber den “moralischen Autoritäten” bis hin zur Aneignung moslemischer Lebensregeln), bestärkt mich in meinem Glauben, daß in Deutschland das Verständnis für die Aufklärung nicht einmal einer Normalverteilung unterliegt, sondern die Kanzlerin schlicht und ergreifend die Fleischwerdung deutscher Dämlichkeit darstellt. Daß nämlich ihre politische Irrfahrt nahezu apathisch von den Bürgern beobachtet wird, wieder einmal von einem Bundestagswahlkampf vernebelt wird und insbesondere vom Feuilleton getragen wird, läßt leider nur diesen Schluß zu.
“Die Integration in die Mehrheitsgesellschaft”. Was bitte schön soll das sein? Alles und nichts - Zumindest nichts, daß den Aufwand von Integrationsbemühungen rechtfertigen sollte. Und eine Integration in eine Gesellschaft, deren Prinzipien ein ums andere Male “neu verhandelt” werden können, ja sollen lt. Frau Ö.- Ist eine solche Integration erstrebenswert? Na also - ein solches Modell gehört entsorgt. Und die Schöpfer*in eines solchen Gesellschaftsexperiments? Sagen wir mal, die gehört ihrer hehren Aufgaben entbunden.
Exil-Kubaner und Vietnamesen brauchen keinen Integrationsbeauftragten. Warum wohl? Und warum muß ein Inegrationsbeauftragter immer ein Mohamedaner sein?
Hallo Gunter, Du schimpfst in verschiedenen Artikel über die Zustände im Lande, ohne die Konsequenzen zu ziehen. Ich bin wegen dieser Zustände und Beschimpfung wie “Pack” und ” Schande für Deutschland” nach 25 Jahren SPD - Mitgliedschaft aus der SPD ausgetreten und weil die Gewerkschaften in das gleiche Horn blasen, nach 61 Jahren Mitgliedschaft in der IG Metall auch gleich dort. Die Beiträge für beide Organisationen erhält jetzt die AfD!
“Es ist auch gänzlich unklar, ob Frau Özoguz eine spezifisch türkische Kultur ebenso vehement zur Disposition stellt.” Gesagt hat sie m.W. nicht, dass keine türkische Kultur existiere. Ich glaube auch nicht, dass sie diese Überzeugung hat. Und hätte sie es gesagt, hätten sie die türkischen Interessenvertreter in Deutschland und die Erdoganisten in der Türkei derartig zur Minna gemacht, ebenso das deutsche Feuilleton – das hätte sie sich nicht getraut. Aber mit den Deutschen kann man’s ja machen.
Das Ironische an der SPD ist, dass sie die einzige der relevanten Parteien ist, die Deutschland im Namen führt. Ach ja, die AfD tut das auch, aber genau aus dem Grund tut sich die SPD so schwer, zu ihrem D zu stehen. Und wie schwer sie sich tut! Um maximal vom D abzurücken, wird Europa-Martin als Spitzenkandidat aufgestellt und das Wort Deutschland nur in Begleitung von Adjektiven wie “weltoffen”, “bunt” oder “tolerant” in den Mund genommen. Oder gleich zum Nullum erklärt, siehe Frau Özoguz. Die SPD sollte wenigstens den Schneid haben, und ihren Namen ändern, z.B. in SPW (Sozialdemokratische Partei der Weltoffenheit) oä. Aber vermutlich hat man Angst, dass SPD eine gut eingeführte Marke ist, die man nicht einfach aufgibt, auch wenn man den Bedeutungsgehalt der Marke gar nicht mehr vertritt. Ein Paar Traditionswähler gibt es noch, und die darf man nicht verprellen. Sonst könnte die 5% Hürde doch gefährlich nahe kommen.
Danke für diesen Text! Das “Muttiheft” als virtuelles Analogon zum Ungesagten, weil unsagbaren, ist eine herrliche Idee!
Sehr geehrter Herr Weißgerber, ich gehöre wie Sie, wenngleich immer nur als Wähler und nicht als Gewählter, zu denen, die von dieser Partei namens SPD “entsorgt” wurden, und ich verfolge seitdem mit Staunen, aber auch einem Rest Bedauern den Niedergang dieser Partei. Ihren Rat an Herrn Schulz, mit einer Distanzierung von Frau Özuguz ein Signal zu senden, halte ich für sehr gut, aber niemand wird ihn hören. Denn kein einziger SPD-Politiker hat es ja überhaupt für Wert befunden, Frau Özuguz für ihre Verhöhnung der deutschen Wähler (denen sie ein gut alimentiertes Leben verdankt) in die Schranken zu weisen. Jetzt, in letzter Minute, Frau Özuguz’ wohlkalkulierte Provokation zu thematisieren, wäre unter diesen Umständen der Gipfel des Opportunismus. Überhaupt wäre jede nähere Einlassung mit dieser Dame für die SPD gefährlich, denn bekanntlich ist sie stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD, und was sie WIRKLICH im Schilde führt, wäre geeignet, den Wähler zu beunruhigen. Sie schreiben, es müsse der SPD um die Mehrheitsgesellschaft gehen. Mit dem Schrumpfen der klassischen Industriearbeiterschaft ist der SPD nicht nur ihre traditionelle Klientel, sondern auch jede Idee davon abhanden gekommen, wie eine von ihr repräsentierte gesellschaftliche “Mehrheit” überhaupt aussehen soll. Das gilt jedoch nicht nur für die SPD, sondern auch für die CDU (deren katholisch-bürgerliches Stamm-Milieu sich ja ebenfalls auflöst). Das Leitbild von SPD und CDU als ehemaligen Volksparteien (und von Linken und Grünen sowieso) läuft gar nicht mehr auf eine soziologisch identifizierbare Mehrheit hinaus, sondern nur noch auf die buntgescheckte, multiethnisch-multikulturelle, komplett atomisierte Gesellschaft; lauter Minderheiten, von denen man HOFFT, dass sie am Ende doch noch irgendeinen gemeinsamen Nenner finden (“Einheit in Vielfalt” und das ganze, von reinem Wunschdenken geprägte blablabla). Die einzige verbindende soziologische Klammer, die sich in der Programmatik der SPD noch auffinden lässt, ist die des Transferempfängers, möge er jung oder alt, schwarz oder weiß, gebildet oder ungebildet sein. Hier, in dem von staatlichen Zuwendungen abhängigen Individuum, erblickt man die eigentliche Ziel-Klientel, während die arbeitende Mitte ohne Ende geschröpft werden soll. Dass dies ein Programm für den ökonomischen Niedergang ist, versteht sich von selbst.
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