Das ist ein genial guter Kommentar von Herrn Wiedemann, ich habe mich schiefgelacht, trotz allem Ernst der Geschichte, Sehe alles exakt wie er.
Ich kann die Schlussfolgerungen des Verfassers nachvollziehen, wenn man das Gedicht losgelöst vom Kontext betrachtet. In dem Fall wären auch all die Beteuerungen auf die Meinungsfreiheit obsolet, die ja ihre Schranken im “Recht der persönlichen Ehre” (Art. 5, Abs. 2 GG) findet. Zudem könnte man so manchem SPD-Vertreter Heuchelei vorwerfen, der sich als Gralshüter der FDGO aufspielt. Wo war das prinzipientreue Engagement für die Kunstfreiheit, als Kurt Beck die TITANIC eine einstwillige Verfügung erstritt, nachdem er sich mit dem gleichnamigen “Problembären” verwechselt sah? Weswegen soll ein türkischer Ministerpräsident - trotz seines autoritären Führungsstils - nicht die gleichen Rechte genießen? Doch ich sehe ein Missverständnis, wenn man - rein textimmanent betrachtet - die Stimme des Gedichts mit Jan Böhmermann gleichsetzt. In seiner ZDF-Show zitiert er jene Verse, um die Grenzen der Strafbarkeit zu verdeutlichen. Gewissermaßen handelt es sich bei seiner “Schmähkritik” um eine zeitgenössische Variante der romantischen Ironie. Im künstlerischen Akt spiegelt sich das künstlerische Schaffen wider, das damit als scheinhaft enttarnt. Das Gedicht stellt doch nur den Teil eines Spiels mit dem Publikum dar, das mit Sendebeginn begonnen hat. Böhmermann inszeniert seine Schelte. Er gibt keinen Autor des Gedichts an, sondern zitiert es lediglich - mit dem Wissen,, dass die Zuhörerschft die Anspielungen auch versteht. Und hierin sehe ich die Ironie, die als Teil der Satire im Sinne Tucholskys “alles darf”.
Danke, ich sehe es auch so.
Verehrter Erich Wiedemann, ich möchte Ihnen von Herzen danken, dass Sie den Mut haben, sich so dezidiert kritisch zu der Böhmermann-Lobhudelei zu äußern. Freilich ist der agent provocateur nicht naiv in diese Staatsaffäre geraten. Er ist beileibe kein Anfänger im Mediengeschäft und genießt es, eine Plattform bei den öffentlich- Rechtlichen zu haben. Der Affront richtet sich doch eindeutig gegen die Bundeskanzlerin. Sie direkt zu schmähen, fehlte ihm dann offenbar doch der Mut - oder die Genehmigung…
Vielen Dank für diesen Artikel! Beihnahe hätte ich an meinem Verstand gezweifelt. Andauernd ist die Rede von Kunst, Freiheit des Wortes und Satire. Auf öffenlichen Toiletten habe ich schon bessere Wand “Gedichte” lesen können. Für meine Generation war Satire intelligent mit hintergrüdigem, augenzwinkerndem Charm der unbequeme Wahrheiten thematisierte. Der eigentlich Schuldige ist bei der Redaktion der Sendung zu suchen. Während man alle Sendungen auf mainstream und political correctness trimmt, ist es scheinbar erlaubt einen Kübel persönlicher, beleidigener Jauche auf einen fremden, demokratisch gewählten Staatschef zu schütten. Infantiler, analfixierter Müll ist keine Satire und Erdogan ist kein Demokrat!
Lieber Herr Wiedemann, zu Ihrer These :-). Ich glaube, da überbewerten Sie den Sachverstand und Politikfähigkeit unserer Medien. Falls nicht müßte man dann ja davon ausgehen, daß Merkel Böhmermann angestieftet hat, damit ihre geliebten “Schutzsuchenden und Reisende” wieder ungehindert einreisen können und sie quasi den ungeliebten Deal mit Erdogan beerdigen kann. Außerdem würde es dann auch die Solidaritätsnoten der Merkel Medien erklären. Liebe Grüsse
Das Problem ist in dieser Causa eindeutig, man verweigert dem Un-Sympath Erdogan jegliche Rechte, die man einem “Normalbürger” selbstverständlich gewähren würde. Daß sich Herr Erdogan gegen diese primitiven Diffamierungen des Herrn Böhmermann wehrt, finde ich völlig o.k. Des Pudels Kern ist ja, dass hier überhaupt keine Satire vorliegt. Es geht hier ja überhaupt nicht um die Einschränkung der Meinungsfreiheit, es geht schlicht um eine massive Beleidigung, die entsprechend gerichtlich geahndet werden kann und sollte. Ich verstehe auch nicht, warum Herr Bellut (ZDF Programmdirektor) diese Sache so eskalieren läßt. Ein Anruf bzw. eine Entschuldigung bei der türkischen Botschaft, eine mittlere Spende für eine gemeinnützige, türkische Einrichtung ( z.B. Kindergarten) und die “Kuh wäre vom Eis”.
Sehr sehr schön, dass dieses “Gedicht” noch mal von Ihnen zur Anschauung abgebildet wird. Ich habe hier an anderer Stelle schon mal geschrieben, dass man sich auf Grundrechte nicht schrankenlos berufen kann, da auch andere - man höre und staune - schützenswerte Rechtsgüter ihr eigen nennen dürfen. Und die Sudelei nun als Kunst zu bezeichnen schlägt dem Fass in der Tat den Boden raus. Ihr Vergleich mit dem “Onanisten” und Ovid - einfach nur klasse! Es trifft den Nagel auf den Kopf! Also bleibt die Frage nach dem warum ? Warum schiebt man Jan Böhmermann in diese Märtyrerrolle? Sind es wirklich politische Interessen? Der Flüchtlings-Deal mit Erdogan? Oder geht es gewissen Teilen von Politik und Medien (“Lügenpresse”, “Staatsfunk”) vielleicht doch darum, ihr reichlich ramponiertes Image wieder aufzupolieren, sich zum Retter der Grundrechte aufzuschwingen und/oder vielleicht auch von anderen Schauplätzen abzulenken?
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