Sehr geehrter Herr Rietzschel, die Rückkehr des Ritualmords in westliche Gesellschaften gibt es schon länger - üblicherweise verklausuliert als “Ehrenmord” bezeichnet. Es geht dabei darum, dass ein Mitglied eines Klans stellvertretend die “Sünden” des Klans durch sein vergossenes Blut “wegwaschen” muss. Es ist kein Zufall, dass dieses Ritual über eine Religion nach Europa rückimportiert wurde, die vehement den einen, weltbekanntesten und weltgeschichtlich relevantesten Ritualmord, nämlich den an Jesus dem Nazarener, der sich freiwillig als “Lamm Gottes” am “Stamm des Kreuzes” “schlachten” ließ (um ein aus der Mode gekommenes Kirchenlied zu zitieren) vehement verleugnet. Denn dieses eine Opfer, ein “Gottesselbstopfer” wurde dargebracht, um ein und für alle Mal den menschlichen Ritualmord mit seinem unendlichen Kreislauf von Rache und Gegenrache zu durchschlagen (René Girard). Da diese frisch importierte Religion, die das Gottesselbstopfer, ja selbst seine Möglichkeit, seit jeher leugnete, inzwischen offiziell zu Deutschland gehört ist es auch nur konsequent, dass der Ritualmord nun auch in die noch Mehrheitsgesellschaft integriert wird. Eine frühe, noch relativ unblutige Variante besteht darin, dass Eltern, deren Kinder (vor allem Söhne) zu Opfern von ritualisierter Gewalt durch Angehörige der neu zu Deutschland gehörenden Religion geworden sind, eben von diesen ihren zu Opfern gewordenen Kindern verlangen, sich für die ihnen angetane Gewalt bei ihren Peinigern zu entschuldigen. In anderen Fällen werden diese Opfer dadurch dargebracht, indem man ihre Mörder konsequent verschweigt und stattdessen die Toten als Opfer einer unerklärten und unerklärlichen geheimen Kraft erklärt, die angeblich “von rechts” komme. Diese Form des Menschenopfers ist inzwischen kollektiv anerkannt, indem man die zukünftigen Mörder der eigenen Söhne (und Vergewaltiger der eigenen Töchter) jubelnd ins Land einlädt, ihnen mit zahlreichen Geschenken und Gaben zu verstehen gibt, dass sie tun und lassen können was sie für richtig halten, und sie vorauseilend von ihren zukünftigen Tagen als “schuldlos” weil dafür nicht verantwortlich erklärt. So ist die Opferung der eigenen Kinder schon beschlossene und bejubelte Sache. Dazu braucht es keine Arenen und Löwen mehr, das wird jetzt und in Zukunft umstandslos an jeder U-Bahnhaltestelle, jedem Bahnhof, ja jeder beliebigen Straßenecke erledigt. Und so schließt sich der Kreis, die Anike ist - in zugegebenermaßen unendlich vulgarisierter Form - zurückgekehrt, 2000 Jahre christlicher Kultur-und Zivilisationsgeschichte ist an ihr Ende gekommen…. der Traum der Nationalsozialisten in der Nachfolge Nietzsches, die verhasste “Sklavenreligion” mit ihrem Empathiekult für die Schwachen und Schuldlosen ist endlich in Erfüllung gegangen, und endlich wissen wir: der “Untergang” von 1945 war gar kein Untergang, sondern nur eine kleine Pause im Welttheater gewesen, die Enkel der Täter bringen das Geschäft konsequent zu Ende - nur dass statt der “Aufnordung” von damals heute die “Aufsüdung” im Sinne Schäubles erfolgt….
Noch perverser als die Inszenierung durch einen Haufen durchgeknallter Linksradikaler und die (bestenfalls) Gleichgültigkeit des politischen und medialen Establishments gegenüber einer derartigen Obszönität ist das eiskalte Kalkül, mit dem die Initiatoren ihre Eigenwerbung durchziehen. Diese Kreaturen (nein, nicht die Tiger) wissen ganz genau, dass ihnen der Staat, den sie so sehr hassen, vor der Vollendung ihrer als “Kunst” ausgegebenen Scheußlichkeit in den Arm fallen muss und wird. Darüber hinaus wird sich der Besitzer der Tiger kaum damit einverstanden erklärt haben, seine Tiere für das “Happening” zu opfern, denn wenn es den Irren von Berlin ernst wäre und die Polizei griffe ein, könnte das für die Tiere (deren artgerechte Haltung man unter solchen Umständen wohl bezweifeln darf) tödlich enden. Es ist in jedem Fall zu hoffen (wenn auch nicht zu erwarten), dass die “künstlerische” Widerwärtigkeit ein handfestes juristisches Nachspiel haben möge. Dass es nicht zur Verfütterung von Menschen an die Tiger kommen wird, davon ist auszugehen. Nötigung eines Verfassungsorgans ist allerdings auch kein Kavaliersdelikt und kann unangenehme Konsequenzen haben. Für in Gefangenschaft gehaltene Tiger sind von Gitterstäben gesäumte Ambiente mittlerweile begrüßenswerterweise aus der Mode gekommen; für den einen oder anderen Politkriminellen wäre eine solche Unterbringung vielleicht ein Anlass, das Vakuum zwischen den Ohren einmal gründlich durchzulüften.
Ich stimme der dezidierten Kritik von Thomas Rietzschel voll und ganz zu und möchte meinen Eindruck hinzufügen, dass heutzutage die ehemals etablierten Parteien ihre ehemaligen Wähler in eine außerparlamentarische Opposition treiben, während die Unkultur des staatlich gesponserten politisch korrekten Zeichensetzens um sich greift. Das ist unter demokratischen Verhältnissen weder mutig noch erforderlich. Es dient vielmehr der erpresserischen Umgehung demokratischer Entscheidungen und vor allem der hypermoralischen Selbsterhöhung der Veranstalter. Kunst und/oder Satire werden von Aktivisten missbraucht, um auch die ärgste Geschmacklosigkeit zu rechtfertigen und Kritik einzudämmen.
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