Die Zukunft liegt ganz sicher nicht in einer neuen Spiritualität. Der Autor unterschätzt aber ganz massiv die Vorbedingungen, die das Christentum (unfreiwillig) bereit gestellt hatte. Das wesentlichste Element war die Trennung der weltlichen Welt und der spirituellen Welt. In diese Kerbe hinein konnte sich die Aufklärung festsetzen und entwickeln. Ohne das ist eine Aufklärung nicht vorstellbar und wir hätten Zustände, wie wir sie heute in islamisch dominierten Regionen immer noch haben. Die Idee der Gewaltlosigkeit. Auch das eine Vorbedingung, aus der heraus sich die Idee des staatlichen Gewaltmonopols entwickeln konnte. In islamischen Kulturen fast nicht vorstellbar. Die Religion hat schon einen gewaltigen Einfluss auf die kulturelle Entwicklung. Jemand erwähnte den jüdischen Einfluss… Stimmt wohl, das gilt aber erst in jüngerer Zeit. Die Eigenart, alles und jedes hinterfragen zu müssen, siehe Mischna und Talmud, hatte einen höchst positiven Einfluss auf die Entwicklung der westlichen und aufklärerischen Kultur. Es dauerte in der Neuzeit doch noch sehr lange, bis diese Traditionen Fuss fassen konnten.
Lieber Herr Heller, da geben Sie sich Mühe, die erstaunliche Entwicklung des Westens von seinem „2000 Jahre alten Mystizismus“ zu befreien und da kommt so ein Christ wie ich daher, und findet in Ihrem sehr interessanten und lesenswerten Text eine Erkenntnis im biblischen Sinne. Als nämlich der Apostel Paulus auf seiner Missionsreise nach Asien wollte, um dort den Menschen das Evangelium, also die Botschaft von der Auferstehung des Jesus Christus, zu bringen, wurde ihm mehrfach vom Geist Gottes verwehrt, dorthin zu gehen. Stattdessen erhielt einen deutlichen Ruf nach Europa. Nachzulesen in der Apostelgeschichte, Kapitel 16. Ich habe mich immer gefragt, warum Gott den Paulus unbedingt nach Europa schicken wollte. Dank Ihres Artikels habe ich nun einen möglichen Hinweis erhalten. Von Europa aus konnte sich, aufgrund seiner geographischen Lage und der dadurch bedingten, von Ihnen nachvollziehbar geschilderten, leichteren Erreichbarkeit anderer Erdteile, das Evangelium schneller über die Erde ausbreiten. Bingo! Herr Heller, die Wirkmächtigkeit des „2000jährigen Mystizismus“ kann niemand ausrotten, da der Mensch nunmal ein religiöses Wesen ist. Ich stimme Ihnen aber vollkommen zu, dass nicht das „Christentum“ mit all seinen Irrungen die Ursache für den rasanten Aufstieg des Westens gewesen sein konnte. Nicht das „Christentum“, sondern Jesus Christus selbst ist die Ursache von allem, was sich auf diesem Planeten bewegt. Sonst hätte er gelogen, als er behauptete, ihm sei „alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben“ (Mt. 28,18). P.S.: Das damit verbundene Theodizee-Problem ist ein Thema, welches die Speicherkapazität der achgut-Server sprengen dürfte. Darum lassen wir dieses Thema im Rahmen eines Kommentars mal offen ;-)
Werter Herr Heller, Sie vergessen bei aller Wahrheit eins, der Mensch ist nun mal ein hoffnungslos religiöses Wesen, aber auch ein, genauso hoffnungslos, vernunftaffines Wesen, genau deshalb war der Katholizismus mit seiner zwei Scherter Lehre, der Trennung von weltlich = Vernunft und geistig = Religion, so erfolgreich, trotz allem. Weil genau das uns nicht mehr klar ist, deshalb stehen wir so hilflos vor dem Islam, der alle Fragen des Lebens mit Kismeth, Allahs Wille, frag nicht so dumm., und Aggression beantwortet, und damit,. auch das begreifen wir nicht, eine Sicherheit bietet, die in der Globalisierung und Auflösung der Familien nicht mehr existiert. Die Grünen mit ihren Ökospinnereien sind ebenfalls der hilflose Versuch, angesichts des Gefühls Staubkorn auf einem Staubkorn am Rande des Universums zu sein, versuchen Sicherheit im Sinne von romantisch gedachtem Dorfleben zu geben. Ich denke es wäre wirklich hilfreich sich auf die alten christlich jüdischen Tugenden der Wertschätzung der Vernunft zu besinnen, aufzuhören den jeweils anderen zu verteufeln, sondern zu versuchen zuzuhören und im wissenschaftlichen Diskurs, die alte Methode des scholastischen Diskurses wieder zu beleben, die den einen Diskutanten verpflichtet die Position seines Gegners so darzustellen, dass der Gegner sagt “Ja genau so meine ich das!”. Anstatt wild herumzupöpeln, wie es ja im Falle der wichtigen Themen Klima, Energie, Migration, Technischer Fortschritt, aktuell geschieht.
Die Achse ist ein hervorragendes Portal für die Analyse politisch-gesellschaftlicher (Fehl-)Entwicklungen. In Sachen Religion, Kirche und Theologie fehlt hier leider noch eine ebenso ernsthafte und gebildete Stimme, wie wir sie etwa mit K.-R. May bei Tichy finden. Wer Mays Buch „Gehört Luther zu Deutschland?“ gelesen hat, weiß was ich meine. Im Übrigen ist Max Webers Analysen zur Kulturwirksamkeit insbesondere des protestantischen Christentums wenig hinzuzufügen. Auch Albert Schweitzers Jahrundertwerk „Kultur und Ethik“ macht deutlich, dass und warum Europas Aufstieg kein Zufall der Geschichte war, sondern (auch) sehr viel mit Religion, genauer: Christentum und Judentum zu tun hatte. Aber an dem Punkt werden die „Verächter der Religion“ (Fr. Schleiermacher) manchmal selbst zu „Gläubigen“, die nur noch sehen, was sie sehen wollen.
Ich kann keine Spiritualität in Gender und co. erkennen,genauso wenig wie in den Konfessionen. Das Römischen Geschäftsmodell hat seit dem 3ten Jahrhundert mit Mord und Folter den Atem des Geistigen zu unterbinden verstanden(Gnostiger), dann wurde auch noch der Geist aus der Dreieinigkeit entfernt. Erkenntnis(nicht Gehirndenken) so sind sich viele Geistes-forscher einig, entspringt einer Spirituellen Verbindung, und sie kann erst durch Moralität/Ethik/ erreicht und erhalten werden,das ist die innere Grundlage der vermeindlichen Christlichen Vormachtstellung die aber wieder durch Machtstreben Pervertiert wird. Den Christus nicht anzuerkennen ist eine Dummheit, wie ein bekannter Philosoph sagt.
@ Hermann Neuburg: Was Sie über das Hamburg des 16. Jahrhunderts schreiben mag für einen gewissen Zeitraum gegolten haben. Sicher ist aber, dass seit 1529 Kirchen- und Staatsrecht in Hamburg nahezu deckungsgleich waren und die Kirchspiele (zunächst vier, St. Michaelis kam später hinzu) den Stadtbezirken entsprachen. Die Bediensteten der Freien und Hansestadt mussten (für das 18. JH weiß ich dies definitiv) vor ihrer Einstellung eine Ergebenheitserklärung unterschreiben, in der sie sich ausdrücklich zum Luthertum und zur Hamburger Kirche bekannten. Juden, Katholiken, Calvinisten und andere protestantische “Abtrünnige” waren von diesen Ämtern ausgeschlossen. Dies änderte sich erst im 19. Jahrhundert, als dann (wie in Pastor seufzend bemerkte) die Staatsidee über das Luthertum obsiegte und (durch die Nachwirkungen der Franzosenzeit, Hamburg war ja ein paar Jahre Hauptstadt der französischen Provinz “Bouche de l’Elbe”) die Religionen - einschließlich des Judentums - gleichberechigt wurden, aber sich dem Staat unterordnen mussten.
Lieber Herr Peter Heller, wie immer ein grandioser Artikel von Ihnen! Ich bin manchmal ganz verzweifelt, wie selten wirklich “aufgeklärte”, faktenbezogene, geschichtlich gebildete Menschen sind! Die meisten sind wie eh und je magischem Denken unterlegen, diffamieren das wissenschaftlich orientierten Denken als zu “kurz” und bilden sich auf ihre Spiritualität - was immer das sein soll - noch etwas ein. Wie wohltuend, wenn da ein Mensch wie Sie daherkommt und klare, genau recherchierte Fakten auf den Tisch legt (z. B. Einfluss der geographischen Lage auf die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft). Klimatische Veränderungen waren in der Menschheitsgeschichte ebenso immer ausschlaggebend für Aufstieg und Fall ganzer Kulturen. Das Einzige, was uns weiterbringt, sind ein klarer Verstand und die Förderung von Wissenschaft und Bildung, die die Zwänge der Religion abwirft. Wie heißt es so schön: Der Lehrer zündet die Lampe an, der Pfarrer löscht sie aus. Und übrigens: Das Wirken eines angeblich liebevollen Gottes ist an nichts, aber auch an gar nichts abzulesen! Wer religiös ist, beweist eigentlich schon, dass es ihm am logischen Denken hapert. Wie kann man es als Bereicherung unserer Kultur empfinden, wenn wir nun einer noch dominanteren, Bildung und Wissenschaft ablehnenden Religion wie dem Islam Tür und Tor öffnen! Ich kann nur sagen: Auf ins Mittelalter!
Ich denke, das Christentum hat schon den prägenden Anteil an der zivilisatorischen Entwicklung des Abendlandes. Es ist das Fundament unseres Wertekanons, der durch die Aufklärung in die Moderne transportiert wurde. Wohin sind denn all die großen Kulturen Vorderasiens und Nordafrikas verschwunden? Der Islam bedeutete ihr Ende! Und was haben islamische Länder in den letzten zwei, drei , vier Jahrhunderten denn zum menschlichen Fortschritt beigetragen? Nichts!
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