Das fromme Wunschdenken

Wer seinen Anspruch auf sittliche Hegemonie mit der Prägung durch eine als überlegen empfundene spirituelle Offenbarung begründet, deklariert sich selbst zu Unrecht als aufgeklärt. Leider ist es hierzulande trotzdem beliebt, sich in der Auseinandersetzung mit dem fundamentalistischen Islam auf eben diese Argumentation zu berufen. Natürlich hat die muslimische Welt jene unter dem Begriff „Aufklärung“ subsummierten emanzipatorischen Prozesse in großen Teilen noch immer nicht vollzogen. Natürlich sind Staaten mit langer christlicher Tradition tendenziell freier, fortschrittlicher, wohlhabender und volkswirtschaftlich stärker als islamisch geformte. Aber in diesem Zustand einen Beleg für die segensreichere Wirkung des Christentums zu sehen, ist ein Irrtum.

Korrelationen belegen keine Kausalitäten. Der Status einiger bemerkenswert unchristlicher und deswegen nicht weniger moderner Länder, man denke an Japan, Südkorea oder Taiwan, verlangt eine andere Erklärung. Die Errungenschaften bedeutender Zivilisationen aus vorchristlicher Zeit dürfen ebenfalls nicht ignoriert werden. Bis in das ausgehende Mittelalter hinein ist zudem kaum auszumachen, wer im globalen Vergleich in Führung lag. Wo standen die europäischen Mächte damals wirklich, verglichen mit den arabischen, persischen oder indischen Kulturräumen? Hatte der christliche Westen vor dem Beginn der Neuzeit jemals einen Vorsprung gegenüber Ostasien, insbesondere gegenüber China? Es steckt wohl doch etwas anderes hinter unserer gegenwärtigen Vormachtstellung, als ausgerechnet ein zweitausend Jahre alter Mystizismus.

Es ist etwas geschehen, im Europa des ausgehenden fünfzehnten und beginnenden sechzehnten Jahrhunderts. Etwas höchst Wirkungsvolles, das den Westen in den vergangenen fünfhundert Jahren an die Spitze katapultierte. Ereignet hat es sich nicht, weil unsere Ahnen katholischer oder klüger waren als der Rest ihrer Welt. Europas Vorteil bestand in seiner geographischen Lage. 

Das Primat der Geographie

Von Anfang an bildeten Europa und Ostasien die Endpunkte des längsten möglichen Landhandelsweges auf diesem Planeten. Eine Strecke, die mehr Menschen aus einer größeren Vielfalt unterschiedlicher Völker berührte, als es beispielsweise im Afrika südlich der Sahara, in Nord- oder Südamerika, in Australien oder Ozeanien möglich gewesen wäre. Nirgends konnte der Handel daher eine größere Wirkung entfachen, mehr Wohlstand generieren, mehr Innovationen induzieren und diese weiter verbreiten, als auf der eurasischen Landmasse. Deswegen entwickelten sich Kulturen auf anderen Kontinenten langsamer. Deswegen hatten Cortez und Pizarro stählerne Schwerter und Rüstungen, Musketen und Kanonen, Azteken und Inka aber nicht. 

Obwohl sich Römer und Chinesen nur sporadisch direkt begegneten, handelten schon sie über zahlreiche Zwischenstationen intensiv miteinander. Die Seidenstraße blieb die Hauptachse des Fortschritts für mehr als anderthalb Jahrtausende. Nicht zufällig fiel die kurze spätmittelalterliche Blüte des arabischen Raums in den Zeitraum, in dem die Reitervölker der asiatischen Steppen die nördliche Route durch Raub und Plünderung verschlossen und sich der Handel nach Süden verlagerte, auf den Nahen Osten und den Indischen Ozean. Auf die küstennahen Gewässer des letzteren, um genau zu sein, denn regelmäßig für längere Zeiträume weit jenseits landgestützter Versorgungsinfrastrukturen zu operieren, war für die damaligen Seefahrer zu riskant. Bis sich ein kleines, kaum eine Million Einwohner zählendes Königreich am Rande der bekannten Welt aufmachte, dies zu ändern. 

Sechs unterschiedliche technische Traditionen für den Bau hochseetauglicher Schiffe lassen sich unterscheiden und fünf davon, ausgenommen lediglich der polynesische Katamaran, gelangten den Portugiesen zur Kenntnis. Wo sonst als am südwestlichen Zipfel Europas hätten denn die jeweils besten Merkmale mittelmeerischer Galeeren, arabischer Dauen, chinesischer Dschunken, wikingischer Langschiffe und hanseatischer Koggen miteinander verknüpft werden können? Zu Karavellen, Naos und Karacken, deren Fähigkeit, mit kleiner Besatzung und großer Zuladung hoch am Wind zu segeln, den Portugiesen die Expansion in die einzigen Richtungen ermöglichte, die ihnen offen standen. Nur der Weg hinaus auf das freie Meer, entlang der afrikanischen Küste nach Süden oder über den Atlantik in bislang unbekannte Regionen, war ihnen nicht von anderen Mächten versperrt. Nur die Umschiffung Afrikas oder gar die Entdeckung einer Passage in westlicher Richtung boten ihnen die Option, den Gewürzhandel mit Indien und Indonesien direkt zu kontrollieren und alle Zwischenhändler auszuschalten. Spanier, Niederländer, Franzosen und Engländer eiferten aus gleichem Antrieb den Portugiesen in rascher Folge nach. Aus Karacken wurden Galeonen, aus Eisen gegossene Geschütze ersetzten solche aus Bronze. Die Weiten der Ozeane gehörten fortan dem Westen. 

China, die einzige Supermacht jener Zeit, hatte schlicht Pech. Nicht nur, weil es sich genau in dieser entscheidenden Phase nach innen wandte und den Seehandel über größere Entfernungen trotz der zunächst erfolgreichen Expeditionen seines berühmten Admirals Zheng He vorübergehend einstellte. Sondern auch, weil der Pazifik sehr viel größer und sehr viel schwieriger zu meistern war als der Atlantik. Deswegen kamen die Europäer eher in der neuen Welt an. 

Wo unbeabsichtigt eingesetzte Biowaffen die Eroberung wesentlich unterstützten. Nirgends hatten sich Infektionskrankheiten wie Grippe, Masern oder Windpocken so ungehindert unter so vielen Menschen verbreitet wie auf dem eurasischen Kontinent. Immer und immer wieder rollten neue Epidemien über die Völker hinweg, angefacht durch ständige Kontakte entlang der Handelswege, durch Feldzüge und Wanderungsbewegungen. Die Pioniere, die aus Europa nach Amerika aufbrachen, trugen daher zahlreiche Erreger mit sich, gegen die sie selbst ein trainiertes Immunsystem aufbieten konnten. Die Ureinwohner aber standen den Mikroben ohne Abwehrkräfte gegenüber. Christliche Augenzeugen des sich nach der Ankunft der Europäer in Süd- und Mittelamerika abspielenden Massensterbens erkannten darin ein himmlisches Zeichen. Eine Äußerung göttlichen Willens, durch die Inbesitznahme, Ausplünderung und Missionierung als moralisch gerechtfertigt, ja geradezu geboten erschienen. In Wahrheit handelte es sich wieder nur um einen durch die Spezifika der europäischen Geographie unterstützten Effekt, der die Expansion des Westens erleichterte. 

Durch Expansion zum Fortschritt

Ohne geeignete Werkzeuge ist es nicht möglich, seine eigene Unmündigkeit zu erkennen, geschweige denn, ihr zu entkommen. Allein als Abfolge philosophischer Konzepte hätte sich die Aufklärung niemals entfaltet. Erst mit dem Beginn der Neuzeit stand ihr der geeignete Nährboden zur Verfügung. 

Der Buchdruck wäre ohne das über die Seidenstraße von China nach Deutschland gelangte Papier kaum wirksam gewesen. So aber verbreitete er sich über das Netzwerk der innereuropäischen Handelswege ebenso schnell, wie fünf Jahrhunderte später der Computer, und zerschlug Informations- und Deutungshoheiten mit vergleichbarer Kraft. Die Herrschaft über das offene Meer – nicht realisierbar ohne den chinesischen Kompass, das chinesische Schießpulver und das Zusammenführen vieler Schiffbaukonzepte – sorgte für eine dominante Stellung im Welthandel und dadurch ungeahnten Wohlstand. Neue Produkte, neue Ideen und neues Wissen fluteten Europa. Kolonien in der ganzen Welt boten neue Wachstumschancen und manche davon wuchsen selbst zu neuen Mächten europäischen Charakters heran. Die navigatorischen Bedarfe der Schifffahrt schließlich lenkten einen großen Teil der nun verfügbaren Mittel in die Förderung der Astronomie, der Mutter aller empirischen Naturwissenschaften.

Diese drei Funken gemeinsam zündeten den Antrieb, durch den der Westen im weiteren Verlauf der Geschichte immer ein wenig weiter war als der Rest der Welt, wissenschaftlich, technologisch, kulturell und eben auch gesellschaftlich. Deswegen vermochte die Aufklärung in Europa und Amerika kräftiger zu wirken als in den islamischen Regionen. Deswegen schafften es westliche Staaten, ihre Religionen eher zu domestizieren und deren Dogmen weitgehender zu marginalisieren als muslimische Gemeinwesen. Von den theologischen Besonderheiten des Christentums hing dies nicht ab. Nein, die drei Zündfunken trafen in Europa zuerst aufeinander, weil die Verteilung von Land und Wasser auf der Erde die dafür notwendige Voraussetzung bot. Selbst die Opferung eines Stiers für Jupiter oder Odin vor Antritt seiner ersten Fahrt hätte Kolumbus nicht daran gehindert, früher als die Chinesen in Amerika an Land zu gehen. Die Landkarte gab es so her, nicht der Wille irgendwelcher Götter. 

Die Zukunft liegt nicht in neuer Spiritualität

Heute nun stehen wir erneut an einem vergleichbaren historischen Wendepunkt. Das Primat der Geographie existiert nicht mehr, hinweggefegt ausgerechnet durch Innovationen aus dem Westen, durch globale Informations- und Kommunikationsnetze, durch Flugzeugturbinen und durch Dieselmotoren in Schiffen, Eisenbahnen und Lastkraftwagen. Die gegenwärtige Umwälzung, die nach dem Zweiten Weltkrieg erst behäbig begann, in den letzten drei bis vier Jahrzehnten aber enorm an Tempo zulegte, entspricht in ihrer Geschwindigkeit und in ihrer Bedeutung der des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts. Der Osten, insbesondere China, hat bereits erheblich aufgeholt, wenn er uns in einigen Aspekten nicht schon übertrifft. Alle anderen Regionen werden über kurz oder lang folgen.

Und ausgerechnet in dieser Phase kastrieren wir uns in Europa selbst durch eine erneute Hinwendung zur Spiritualität. Wir suchen unser Seelenheil in metaphysischen Vorstellungen von Nachhaltigkeit und Klimaschutz, finden Erfüllung in Mülltrennung und Fleischverzicht, beten Gendersterne und Globuli als neue Götzen an. 

Da fällt es fanatischen, kompromisslos die Moderne bekämpfenden Muslimen natürlich leicht, uns in die Defensive zu drängen. Wecken diese doch bei manchen Zeitgenossen heimliche Bewunderung für ihre von jeglicher Skepsis ungetrübte Konsequenz. Wir wollen zwar nicht die Scharia bei uns einführen, wollen keine Geschlechtertrennung und auch keine Kinderehen. Aber wir trachten nach vollständiger Unterwerfung unter anderen Mumpitz, gestützt durch absolute Ignoranz gegenüber allen begründeten Zweifeln.

Und wie man letztere effektiv etabliert, dafür bietet die radikale Ausrichtung an einem adäquat ausgelegten Koran ein gutes Beispiel. Folgerichtig besteht hierzulande die große Neigung, der fremden Frömmelei die uns bekannte entgegen zu setzen. Dabei verfallen wir nur zu gerne dem Irrtum, das Christentum hätte uns in der Vergangenheit die Oberhand gesichert und könne dies daher auch in Zukunft leisten. Aufgrund dieser Fehleinschätzung drohen wir den Fehler zu wiederholen, der China vor fünfhundert Jahren ins Hintertreffen brachte. Wer lieber nach Vergebung für seine „Sünde Kohlendioxid“ sucht, indem er Abbitte durch die Aufnahme einer Unmenge von als „klimaflüchtig“ deklarierten Migranten leistet, holt sich einen Religionskrieg ins Land und wird dem Aufbruch von Amerikanern und Chinesen zu neuen Ufern nur als passiver Zuschauer beiwohnen können.

Sicher, unentdeckte Küsten, an denen ungekannte Schätze verborgen sind, gibt es auf der Erde nicht mehr. Aber in der Digitalisierung, in der Kernphysik, in Bio-, Nano- und Gentechnologien, also dort, wo der Ökochrist den Teufel vermutet, harren noch immer große Räume ihrer Erforschung und Nutzung. Dort findet sich, was nötig ist, um wieder aufzubrechen. Diesmal aber locken nicht die Weiten der Ozeane, sondern die unseres Sonnensystems. Geeignete „Karavellen“ gibt es schon, wenn auch viele davon bislang nur als Konstruktionszeichnung existieren. Mond, Mars, Asteroiden und die Trabanten von Jupiter und Saturn warten eigentlich nur noch auf lohnende Geschäftsmodelle. Und das Finden solcher fiel uns Europäern zum Glück schon immer leichter als das Beten. 

Foto: Jean-noël Lafargue FAL via Wikimedia Commons

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R. Gremli / 18.06.2018

Die Zukunft liegt ganz sicher nicht in einer neuen Spiritualität. Der Autor unterschätzt aber ganz massiv die Vorbedingungen, die das Christentum (unfreiwillig) bereit gestellt hatte. Das wesentlichste Element war die Trennung der weltlichen Welt und der spirituellen Welt. In diese Kerbe hinein konnte sich die Aufklärung festsetzen und entwickeln. Ohne das ist eine Aufklärung nicht vorstellbar und wir hätten Zustände, wie wir sie heute in islamisch dominierten Regionen immer noch haben. Die Idee der Gewaltlosigkeit. Auch das eine Vorbedingung, aus der heraus sich die Idee des staatlichen Gewaltmonopols entwickeln konnte. In islamischen Kulturen fast nicht vorstellbar. Die Religion hat schon einen gewaltigen Einfluss auf die kulturelle Entwicklung. Jemand erwähnte den jüdischen Einfluss… Stimmt wohl, das gilt aber erst in jüngerer Zeit. Die Eigenart, alles und jedes hinterfragen zu müssen, siehe Mischna und Talmud, hatte einen höchst positiven Einfluss auf die Entwicklung der westlichen und aufklärerischen Kultur. Es dauerte in der Neuzeit doch noch sehr lange, bis diese Traditionen Fuss fassen konnten.

Michael Fasse / 18.06.2018

Lieber Herr Heller, da geben Sie sich Mühe, die erstaunliche Entwicklung des Westens von seinem „2000 Jahre alten Mystizismus“ zu befreien und da kommt so ein Christ wie ich daher, und findet in Ihrem sehr interessanten und lesenswerten Text eine Erkenntnis im biblischen Sinne. Als nämlich der Apostel Paulus auf seiner Missionsreise nach Asien wollte, um dort den Menschen das Evangelium, also die Botschaft von der Auferstehung des Jesus Christus, zu bringen, wurde ihm mehrfach vom Geist Gottes verwehrt, dorthin zu gehen. Stattdessen erhielt einen deutlichen Ruf nach Europa. Nachzulesen in der Apostelgeschichte, Kapitel 16. Ich habe mich immer gefragt, warum Gott den Paulus unbedingt nach Europa schicken wollte. Dank Ihres Artikels habe ich nun einen möglichen Hinweis erhalten. Von Europa aus konnte sich, aufgrund seiner geographischen Lage und der dadurch bedingten, von Ihnen nachvollziehbar geschilderten, leichteren Erreichbarkeit anderer Erdteile, das Evangelium schneller über die Erde ausbreiten. Bingo! Herr Heller, die Wirkmächtigkeit des „2000jährigen Mystizismus“ kann niemand ausrotten, da der Mensch nunmal ein religiöses Wesen ist. Ich stimme Ihnen aber vollkommen zu, dass nicht das „Christentum“ mit all seinen Irrungen die Ursache für den rasanten Aufstieg des Westens gewesen sein konnte. Nicht das „Christentum“, sondern Jesus Christus selbst ist die Ursache von allem, was sich auf diesem Planeten bewegt. Sonst hätte er gelogen, als er behauptete, ihm sei „alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben“ (Mt. 28,18). P.S.: Das damit verbundene Theodizee-Problem ist ein Thema, welches die Speicherkapazität der achgut-Server sprengen dürfte. Darum lassen wir dieses Thema im Rahmen eines Kommentars mal offen ;-)

toni Keller / 18.06.2018

Werter Herr Heller, Sie vergessen bei aller Wahrheit eins, der Mensch ist nun mal ein hoffnungslos religiöses Wesen, aber auch ein, genauso hoffnungslos, vernunftaffines Wesen, genau deshalb war der Katholizismus mit seiner zwei Scherter Lehre, der Trennung von weltlich = Vernunft und geistig = Religion, so erfolgreich, trotz allem. Weil genau das uns nicht mehr klar ist, deshalb stehen wir so hilflos vor dem Islam, der alle Fragen des Lebens mit Kismeth, Allahs Wille, frag nicht so dumm., und Aggression beantwortet, und damit,. auch das begreifen wir nicht, eine Sicherheit bietet, die in der Globalisierung und Auflösung der Familien nicht mehr existiert. Die Grünen mit ihren Ökospinnereien sind ebenfalls der hilflose Versuch, angesichts des Gefühls Staubkorn auf einem Staubkorn am Rande des Universums zu sein, versuchen Sicherheit im Sinne von romantisch gedachtem Dorfleben zu geben. Ich denke es wäre wirklich hilfreich sich auf die alten christlich jüdischen Tugenden der Wertschätzung der Vernunft zu besinnen, aufzuhören den jeweils anderen zu verteufeln, sondern zu versuchen zuzuhören und im wissenschaftlichen Diskurs, die alte Methode des scholastischen Diskurses wieder zu beleben, die den einen Diskutanten verpflichtet die Position seines Gegners so darzustellen, dass der Gegner sagt “Ja genau so meine ich das!”. Anstatt wild herumzupöpeln, wie es ja im Falle der wichtigen Themen Klima, Energie, Migration, Technischer Fortschritt, aktuell geschieht.

Christoph Behrends / 18.06.2018

Die Achse ist ein hervorragendes Portal für die Analyse politisch-gesellschaftlicher (Fehl-)Entwicklungen. In Sachen Religion, Kirche und Theologie fehlt hier leider noch eine ebenso ernsthafte und gebildete Stimme, wie wir sie etwa mit K.-R. May bei Tichy finden. Wer Mays Buch „Gehört Luther zu Deutschland?“ gelesen hat, weiß was ich meine. Im Übrigen ist Max Webers Analysen zur Kulturwirksamkeit insbesondere des protestantischen Christentums wenig hinzuzufügen. Auch Albert Schweitzers Jahrundertwerk „Kultur und Ethik“ macht deutlich, dass und warum Europas Aufstieg kein Zufall der Geschichte war, sondern (auch) sehr viel mit Religion, genauer: Christentum und Judentum zu tun hatte. Aber an dem Punkt werden die „Verächter der Religion“ (Fr. Schleiermacher) manchmal selbst zu „Gläubigen“, die nur noch sehen, was sie sehen wollen.

H.Rode / 18.06.2018

Ich kann keine Spiritualität in Gender und co. erkennen,genauso wenig wie in den Konfessionen. Das Römischen Geschäftsmodell hat seit dem 3ten Jahrhundert mit Mord und Folter den Atem des Geistigen zu unterbinden verstanden(Gnostiger), dann wurde auch noch der Geist aus der Dreieinigkeit entfernt. Erkenntnis(nicht Gehirndenken) so sind sich viele Geistes-forscher einig, entspringt einer Spirituellen Verbindung, und sie kann erst durch Moralität/Ethik/ erreicht und erhalten werden,das ist die innere Grundlage der vermeindlichen Christlichen Vormachtstellung die aber wieder durch Machtstreben Pervertiert wird. Den Christus nicht anzuerkennen ist eine Dummheit, wie ein bekannter Philosoph sagt.    

Peter Rosé / 18.06.2018

@ Hermann Neuburg: Was Sie über das Hamburg des 16. Jahrhunderts schreiben mag für einen gewissen Zeitraum gegolten haben. Sicher ist aber, dass seit 1529 Kirchen- und Staatsrecht in Hamburg nahezu deckungsgleich waren und die Kirchspiele (zunächst vier, St. Michaelis kam später hinzu) den Stadtbezirken entsprachen. Die Bediensteten der Freien und Hansestadt mussten (für das 18. JH weiß ich dies definitiv) vor ihrer Einstellung eine Ergebenheitserklärung unterschreiben, in der sie sich ausdrücklich zum Luthertum und zur Hamburger Kirche bekannten. Juden, Katholiken, Calvinisten und andere protestantische “Abtrünnige” waren von diesen Ämtern ausgeschlossen. Dies änderte sich erst im 19. Jahrhundert, als dann (wie in Pastor seufzend bemerkte) die Staatsidee über das Luthertum obsiegte und (durch die Nachwirkungen der Franzosenzeit, Hamburg war ja ein paar Jahre Hauptstadt der französischen Provinz “Bouche de l’Elbe”) die Religionen - einschließlich des Judentums - gleichberechigt wurden, aber sich dem Staat unterordnen mussten.

Gertraude Wenz / 18.06.2018

Lieber Herr Peter Heller, wie immer ein grandioser Artikel von Ihnen! Ich bin manchmal ganz verzweifelt, wie selten wirklich “aufgeklärte”, faktenbezogene, geschichtlich gebildete Menschen sind! Die meisten sind wie eh und je magischem Denken unterlegen, diffamieren das wissenschaftlich orientierten Denken als zu “kurz” und bilden sich auf ihre Spiritualität - was immer das sein soll - noch etwas ein. Wie wohltuend, wenn da ein Mensch wie Sie daherkommt und klare, genau recherchierte Fakten auf den Tisch legt (z. B. Einfluss der geographischen Lage auf die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft). Klimatische Veränderungen waren in der Menschheitsgeschichte ebenso immer ausschlaggebend für Aufstieg und Fall ganzer Kulturen. Das Einzige, was uns weiterbringt, sind ein klarer Verstand und die Förderung von Wissenschaft und Bildung, die die Zwänge der Religion abwirft. Wie heißt es so schön: Der Lehrer zündet die Lampe an, der Pfarrer löscht sie aus. Und übrigens: Das Wirken eines angeblich liebevollen Gottes ist an nichts, aber auch an gar nichts abzulesen! Wer religiös ist, beweist eigentlich schon, dass es ihm am logischen Denken hapert. Wie kann man es als Bereicherung unserer Kultur empfinden, wenn wir nun einer noch dominanteren, Bildung und Wissenschaft ablehnenden Religion wie dem Islam Tür und Tor öffnen! Ich kann nur sagen: Auf ins Mittelalter!

Martin Müller / 18.06.2018

Ich denke, das Christentum hat schon den prägenden Anteil an der zivilisatorischen Entwicklung des Abendlandes. Es ist das Fundament unseres Wertekanons, der durch die Aufklärung in die Moderne transportiert wurde. Wohin sind denn all die großen Kulturen Vorderasiens und Nordafrikas verschwunden? Der Islam bedeutete ihr Ende! Und was haben islamische Länder in den letzten zwei, drei , vier Jahrhunderten denn zum menschlichen Fortschritt beigetragen? Nichts!

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