Je suis Berlin? Nein, es gab nicht einmal einen Besuch an den Krankenbetten der Verletzten. Dank für diesen Beitrag.
Warum niemand auf die Straße geht, kann ich Ihnen aus Sicht einer “kleinen Bürgerin” genau beschreiben. Angst. Angst wenn man demonstriert, Repressalien ausgesetzt zu werden. Nein, für eine Demo gehe ich in Deutschland nicht ins Gefängnis. Aber alles andere kann mir passieren. Die “rechte Schublade” sind doch nicht nur beleidigende Worte. Die “rechte Schublade” bedeutet doch, das man z.B. seinen Arbeitsplatz verlieren kann. Wie oft gab es diese Nachrichten schon in den letzten Wochen. Irgendwer “liked” eine Aussage eines AFD-Politikers und wird entlassen. Ein Bäcker kritisiert Merkels Flüchtlingspolitik und verliert seinen Großauftrag an einer Schule. Sobald man etwas öffentlich sagt, keine “Hassrede”, sondern sachliche Kritik, steht man am Pranger. Siehe auch dieser Blog. Es gab genug dieser Beispiele, das mir Angst und Bange wird. Auch ich arbeite im sozialen Bereich, wo es eine “bestimmte” Meinung gibt zur Flüchtlingspolitik. Also beiße ich mir auf die Zunge. Zeige nicht, das ein Pfefferspray in meiner Handtasche ist. Lächle, wenn man mir mal wieder die Mär vom “netten Flüchtling” erzählt. (Ich wohne zufälligerweise neben einer Flüchtlingsunterkunft und habe da einen anderen Blick auf die Dinge). Ich halte meinen Mund. Aber innerlich….da gärt es. Ich werde nichts Dummes oder Illegales tun. Um Himmels willen. Trotzdem werde ich einen Weg finden, dagegen anzugehen. Und wenn ich nicht falsch liege, geht es vielen meiner Mitbürgern genauso. Oder meinen Sie wirklich, das alle ängstlichen Frauen still und leise zuschauen, wie man ihnen die Freiheit nimmt? Und die Männer sich beiseite drehen und nichts tun? Sicher nicht! Nicht auf lange Dauer. Der Widerstand wächst, aber er wird intelligent sein. (Nicht schreiend wie Pegida)
Was soll man dieser Analyse dieser Gesellschaft noch hinzufügen? Sie ist für mich so erschreckend, weil sie sich mit meiner Erfahrung im Kollegen- und Bekanntenkreis absolut deckt. Berlin wurde nicht thematisiert, allenfalls kamen einige Kolleginnen nach ein paar Tagen mit einem verschämten “Ich traue mich nicht mehr alleine in die Stadt”. Mir scheint, die Gesellschaft ist - eingeschüchtert durch die Ideologie der partial-faktischen politischen Korrektheit - zu den drei Affen mutiert, die weder zu hören, zu sehen noch zu sprechen wagen. Ich habe Freunde und Familie in Frankreich, Großbritannien und in Taiwan. Hier wird noch(!) offen gesprochen. Aus ihren Aussagen zu uns Deutschen und dem was hier vorgeht spricht Unglaube, Verwirrung und auch Angst. Bezeichnend ist die Aussage eines Freundes aus London: “Was hat man Euch in Eurer Bier getan. Ihr habt sie nicht mehr alle!”
Mein Eindruck: Normale, eher unpolitische, Menschen merken, dass “Widerstand” oder Protest sehr unerwünscht ist, und bestraft werden würde. Jeder versucht auf seine Art klar zu kommen. Man redet sich die Sache zurecht (“Es wird mir schon nichts passieren.”). Und man versucht einigermaßen sein “normales” Leben weiter zu leben. Ein ganz wichtiges Motiv ist meiner Meinung auch, dass man nicht “außerhalb” stehen will, was hier heißt “rechts” zu sein. Ich glaube, die Mainstreammedien haben leider noch einen sehr großen Einflußt darauf, zu vermitteln, was “erlaubt” und was “nicht erlaubt” ist. Und die Medien liefern dann Ventil-Empörungen, wo es dann erlaubt ist, sich zu “empören”: Seien es die “bösen Banken”, oder die “böse Industrie” oder der “böse Trump”. Es hat mein Menschenbild etwas zurecht gerückt. Es erinnert mich auch an die Erzählungen von Elisabeth Mann in “Die Manns”. Dort erzählt sie, wie sie schon ein paar Wochen nach dem Machtertritt Hitlers von Freundinnen geschnitten wurde. Die ganze Protestkultur von früher (Anti-Atomkraft, Friedensbewegung, ...) wurde von den linken Medien eher unterstützt. Diese Unterstützung fehlt jetzt komplett. Im nachhinein gesehen war dieser Protest von damals eher harmlos, weil er eben von einem Teil des Establishments unterstützt wurde.
Lieber Herr Meschnig, hier in Frankreich gab es nach jedem (!) der Attentate ein Staatsbegräbnis für die Opfer. Nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo gingen drei Millionen Franzosen auf dem Place de la Nation auf die Strasse. Geben Sie mal “https://www.youtube.com/watch?v=9RsMN7X_JVs” in die Suchmaschine ein oder “hommage pour les victimes des attentat…”. Von deutschen Medien wurde dieses Gedenken in Frankreich totgeschwiegen. Das Parlament sang die Nationalhymne in Gedenkfeiern, nicht wie bei uns eine widerwillig verdruckste Schweigeminute ohne mediales Echo nach öffenlichen Protesten. Die Etablierten wollen zur Tagesordnung übergehen und weiterwursteln bis zum nächsten Massenmord. Sie selbst sind ja wohlbeschützt.
Na ja, was man hier alltäglich erlebt, trägt nicht dazu bei zu denken, die Polizei hilft einem, wenn man Deutsche ist. Ich habe schon häufiger versucht, bei der Polizei eine Anzeige zu starten… vergeblich… Ich wußte den genauen Namen des Angreifers nicht, kannte jedoch seine Mutter… Da wollte bei mir die Polizei nichts unternehmen..
Habe gestern “den” Tatort gesehen und muss heute noch lachen über die Aussage des Ermittlers: “wer sich in Deutschland nicht an Sprielregeln hält, bekommt Ärger” - welcher Falschparker kann da nicht zustimmen?! Hat mich als “West-Berlinerin”, die DDR-Fernsehen sehen konnte an den “Schwarzen Kanal” erinnert - ich fragte mich regelmäßig, ob der Eddi von Spitzelmn wirklich glaubte, was er von sich gegeben hat
Dem ist nichts hinzuzufügen, Danke für diesen mutigem Artikel und auch, was er impliziert!
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.