Antje Sievers / 13.12.2013 / 22:27 / 11 / Seite ausdrucken

Das Elend der Prostitution und seine feingeistige Verbrämung

Es ist erstaunlich, was für Debatten seit der von der Zeitschrift „Emma“ angestoßenen Kampagne zur Abschaffung der Prostitution allerorten geführt werden. Prostitution, dass ist ein Thema, bei dem alle mitreden wollen. Am meisten allerdings die, die am wenigsten Ahnung haben. Wir sind doch alle ein bisschen Kiez. Bestimmt? Es galt in Hamburg schon immer die Regel, dass ein Künstler auf St. Pauli hausen muss, weil man angeblich nur dort im richtigen Leben wohnt und sich so die Streetcredibility verschafft, die man mit einer Eigentumswohnung in Harvestehude nun mal nicht so leicht hätte. Ich hatte auch jahrelang meinen künstlerischen Standort auf St. Pauli - allerdings hatte ich in meiner Jugend schon soviel Tuchfühlung mit Schmutz, Armut und Drogensucht, dass das von feingeistigen Intellektuellen so geschätzte Milieu bei mir kein Wohlgefühl auslösen konnte. Mit Prostituierten kam ich dennoch häufiger in Kontakt, auch mit deren Angehörigen und mit den Sozialarbeiterinnen, die die ganze Drecksarbeit machten, von der Hu-renromantiker immer nichts wissen wollen. Ich hörte Geschichten, bei denen einem die Haare zu Berge stehen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass man über die Anzahl von Prostituierten sowie die Freiwil-ligkeit oder Unfreiwilligkeit ihrer Tätigkeit wenig verlässliche Daten erheben kann, da Sexarbeit auch nach ihrer Legalisierung im Verborgenen blüht. Man kann daher allein von Schätzwerten ausgehen, die auf Erfahrung beruhen. Selbstverständlich ist es für Polizisten, Sozialarbeiter, Me-diziner und besonders die Angehörigen von Prostituierten kein großes Geheimnis, dass bei acht-zig bis neunzig Prozent der Huren von Freiwilligkeit keine Rede sein kann. Wenig aussagekräftig ist auch die Zahl der offiziell als Prostituierte zur Sozialversicherung angemeldeten Arbeitneh-mer in Deutschland: Vierundvierzig. Konkrete Zahlen lassen sich allerdings für die Minderheit von Prostituierten nennen, die im „Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen“ organisiert sind: Etwa hundert. Diese Handvoll Escortladies, Puffbetreiberinnen und Dominas werden momentan ständig als leuchtendes Beispiel für die wunderbare Welt der freiwilligen Prostitution angeführt. Das ist genauso falsch, wie Aiman Mayzek oder Axel Ayub Köhler stän-dig als Sprachrohr für rund fünf Millionen überwiegend unorthodoxe Muslime in Deutschland zu benutzen.

Ich bestreite nicht, dass es Frauen gibt, die sich freiwillig prostituieren. Ich kannte mehrere sol-cher Frauen. Eine war, wie die meisten Pro-Prostitutionslobbyistinnen, Domina. Sie war Lesbe und totale Männerhasserin. Männer bezahlten sie dafür, sich von ihr demütigen, quälen und blutig schlagen zu lassen. Ich weiß, dass das in unseren permissiven Zeiten keine beliebte Ansicht ist, aber eine gesunde Sexualität zwischen Männern und Frauen sieht für mich anders aus. Eine andere wurde Escortlady, weil sie ihrem spießigen Elternhaus eins reinwürgen wollte.

Einen soliden Dachschaden, mit Verlaub, hatten sie alle beide. Es ist kein Wunder, dass die Pro-Prostitutionslobby sich überwiegend aus dieser Gruppe rekrutiert. Es gibt auf ihren Internetprä-senzen Foren, in denen Sexarbeiterinnen sich austauschen können. Beim Thema „Ausstieg aus dem Beruf“ gibt es mit Abstand die meisten Besucherinnen. Allerdings verbitten sich dort die Moderatorinnen in strengem Ton die Bezeichnung „Ausstieg“ – das klinge zu negativ. Man wird eben nicht zufällig Domina. Das, womit Dominas ihr Geld verdienen, hat obendrein nicht einmal ansatzweise etwas mit dem normalen Alltag der meisten Huren zu tun. Schon allein deswegen ist diese Gruppe nicht repräsentativ. Man muss die Talkrunde „Schluss mit käuflichem Sex: Kann man Prostitution verbieten?“ bei Maischberger erlebt haben, um den Stand der ganzen verloge-nen Debatte vor Augen zu haben: Als Alice Schwarzer erwähnte, was bei Prostituierten zur Tagesordnung gehört, nämlich analer und oraler Sex, verzogen ausgerechnet Puffbesitzer Armin Lobscheid sowie Domina Amber Laine angeekelt den Mund. Dass ihnen diese Begriffe vorkommen müssen wie ein Ansinnen aus fernen Welten ist kein Wunder, da sie persönlich mit solchen Sauigeleien nichts zu schaffen haben. Der Puffbetreiber kassiert nur mehrere Millionen Euro Miete im Jahr – was in den vermieteten Zimmern geschieht, ist ihm offenbar ein Rätsel. Und eine Domina muss nicht mal ihre Kunden berühren, schon gar nicht sich selbst berühren lassen. Die prominente Prostituierte Domenica Niehoff umriss 1988 in einem Interview, was einmal die traditionelle Arbeit einer Hure ausmachte: Oralsex und Geschlechtsverkehr – beides selbstver-ständlich mit Kondom. Das war’s. So etwas Intimes wie Küsse – lange Zeit ein Tabu für Prostituierte -  gab es schlicht nicht.

Seit der Legalisierung der Prostitution im Jahr 2001 werden sämt-liche Praktiken von Huren erwartet und eingefordert; häufig ohne Kondom und für so wenig Lohn wie noch nie zuvor. Selbst Edelhuren wie Escortladies müssen heute all diese Dienste an-bieten, wenn auch für mehr Geld: Vier Stunden mit einer Edelhure kosten achthundert Euro. Die Hälfte davon kassiert ihre Agentur. Und dann gibt es noch die unüberschaubare Gruppe der Pros-tituierten, die sich in Modellwohnungen, Bordellen, Laufhäusern, Flat-Rate-Puffs oder auf dem Fernfahrerstrich ihre Brötchen verdienen. Niemand kann sagen, wie viel Freiwilligkeit bei ihrer Arbeit eine Rolle spielt. Freiwilligkeit ist relativ – man denke nur an die freiwilligen Kopftuchträgerinnen. Ich kannte eine Frau, deren siebzehnjährige Tochter zwei Jahre lang von ihrem sogenannten Loverboy auf den Strich geschickt wurde. Das Mädchen hätte heilige Eide auf die Frei-willigkeit seiner Tätigkeit geschworen. Alles andere wäre auch fatal für das Geschäft gewesen. Schließlich liebte sie ihren Zuhälter und hätte alles für ihn getan. So sind die Frauen. Ihre Freier glaubten natürlich ebenfalls, dass sie das, was sie tat, freiwillig tat. Und obendrein richtig gern. So sind die Männer. Dieser Nepp funktioniert schon seit Tausenden von Jahren. Die Hure wird nun mal dafür bezahlt, dass sie Lust vortäuscht, wo keine vorhanden ist. Klappern gehört zum Handwerk. Bei Prostituierten ist Zeit Geld. Sie arbeiten nach dem Prinzip „Je eher daran, je eher davon“. Zwanzig Minuten kalkuliert eine Prostituierte in einem Bordell pro Freier ein. Das sind drei Freier in der Stunde, an einem Achtstundentag vierundzwanzig; an einem Zwölfstundentag, in Laufhäusern nicht unüblich, sechsunddreißig. Ich weiß nicht, wie dämlich man sein muss, um zu glauben, auf diese Art würde eine Frau sich sexuell selbst verwirklichen.

Diese Mutter tröstete sich mit der unter Huren und ihren Angehörigen sehr verbreiteten Vorstel-lung, dass Ihre Tochter einen ganz wichtigen Dienst an der Gemeinschaft erfüllte. Sie hätte das Martyrium auf sich genommen, andere Frauen vor den Nachstellungen notgeiler Vergewaltiger zu beschützen. An diesen absurden Gedanken klammerte sie sich wie eine Ertrinkende an einen Zahnstocher. Es war erschütternd, sich das anzuhören, noch erschütternder, es anzusehen. Als die Tochter endlich den Ausstieg aus diesem ganz normalen Beruf geschafft hatte, hatte die Mutter ihren Job und ihre Gesundheit eingebüßt und war nur noch ein seelisches und körperliches Wrack. Aber wen interessiert es schon, was Prostituierte, ihre Angehörigen oder Lebenspartner durchmachen? Georg Diez bestimmt nicht, der auf Spiegel-Online Alice Schwarzer Lustfeindlichkeit vorwirft - einer Frau, die schon für die Befreiung weiblicher Sexualität gekämpft hat, als Diez noch nicht mal schreiben und lesen konnte. Insofern kann man ihm vielleicht nicht vorwer-fen, dass er das nicht mitgekriegt hat. Aber bei der Prostitution geht es ohnehin nicht darum, die Lust von Frauen zu befriedigen. Vielleicht weiß er das nicht. Selbst Frauenorientierte Puffbesit-zerinnen bieten keine männlichen Huren an (sie haben es versucht), da die Nachfrage nach ihrer Erfahrung gegen Null geht. Es geht also um die Lust der Männer. Und die muss befriedigt wer-den. Solange es nicht die eigene Tochter macht, selbstverständlich. Oder die verehrte Frau Mut-ter. Oder die Schwester. Oder die Freundin. Oder die Ehefrau.

Das ist das große Problem mit den Verteidigern der heilen Hurenwelt: Ihre Realitätsferne. Diese Welt liegt für sie weit, weit außerhalb ihres pseudoliberalen LaLaLandes. Zum Glück.Da sind selbst die Bordellbesitzerinnen noch ehrlicher, die zwar vom Hurenberuf als einem ganz wundervollen, lukrativen Frauenjob schwärmen, aber zugeben, dass sie sich diese Zukunft auf gar keinen Fall für ihre Tochter wünschen. Das Gerede von der Normalität dieses Berufs ist nichts als selbstverliebte Heuchelei. Seit der Kaiserzeit hat sich an der Doppelmoral des deut-schen Spießbürgertums nicht das Geringste geändert. Eine Art von Beistand, auf den Huren gut verzichten können.

Leserpost

netiquette:

Jochen Seelig / 14.12.2013

Die Allesgutfinder setzen eben alles gleich: da keiner gern zur Arbeit geht, wird normale Arbeit gleichgesetzt mit Prostitution. Interessanterweise wird damit zumindest zugegeben, daß es sooo toll nicht sein kann, verschwitzte Männer abzulecken. Es mag Frauen geben, denen das nichts oder nicht viel ausmacht, aber wie die Autorin richtig bemerkt: käme die Tochter eines der Prostitutionsgutfinder zu ihnen und würde eine “Karriere” als “Sexarbeiterin” ankündigen, was würden ein Herr Diez oder ein Herr Begemann wohl zu ihren Töchtern sagen? Vielleicht praktische Tips mit auf den Weg geben? Prostitution wird in der überwältigenden Mehrzahl der Phälle von Männern in Anspruch genommen. Vielleicht sollte erstmal darüber gesprochen werden. Lösungen? Vielleicht gibts keine.

Wolfgang Hennes / 14.12.2013

Selten soviel Mist gelesen. Gleich der erste Satz: “Kampagne zur Abschaffung der Prostitution” Blödsinn! Es handelt sich um eine “Kampagne zum Verbot der Prostitution”. Ein Verbot der Prostitution hat mit der Abschaffung der Prostitution in etwa genauso viel zu tun, wie das Verbot harter Drogen mit der Abschaffung harter Drogen: nämlich genau gar nichts. Es können sich dann zwar wieder ein paar Biedermann-Saubermänner und -frauen freuen, anderen ihren ganz persönliche Vorstellung von “suaberer Sexualität” aufgezwungen zu haben - das war es aber dann auch schon! Auch der Satz: “Seit der Legalisierung der Prostitution im Jahr 2001 werden sämtliche Praktiken von Huren erwartet und eingefordert;” Ist das jetzt wirklich im Ernst? Daran soll die Legalisierung der Prostitution Schuld sein? Glauben Sie wirklich, dass das VORHER etwa nicht so war? Im Ernst jetzt? Auf welchem Planeten haben Sie vor 2001 gelebt? “Ich kannte eine Frau, deren siebzehnjährige Tochter zwei Jahre lang von ihrem sogenannten Loverboy auf den Strich geschickt wurde. “ “siebzehnjährige Tochter”? Prostitution Minderjähriger war damals schon, ist heute noch und wird in Deutschland immer illegal sein. Und was hat es in diesem Fall gebracht? - Wenn man Ihren Worten glauben Schenken darf, hat es nichts verhindert: Insofern ist das von Ihnen hier angebrachte Argument, doch das schönste Beispiel, was diese ganze Kampagne bewirken wird: ABSOLUT NICHTS. “Das Mädchen hätte heilige Eide auf die Freiwilligkeit seiner Tätigkeit geschworen. .... Schließlich liebte sie ihren Zuhälter und hätte alles für ihn getan. So sind die Frauen.” Ja, so sind die Frauen eben. Zu blöd, um zu wissen, was sie wirklich wollen. Da braucht es einen starken Staat, der es Ihnen sagt. Im nächsten Schritt verbieten wir Ihnen, sich in den falschen Typen zu verlieben, denn offensichtlich war ja der loverboy die eigentliche Ursache des Problems. In anderen Kulturen hat man dafür arrangierte Ehen. Denn die Anderen wissen eigentlich immer besser als du selbst, was gut für Dich ist.

Angelika Eberl / 14.12.2013

Sehr geehrte Frau Sievers, danke für diesen Text. Mir sind in letzter Zeit auch mehrere Artikel oder Meinungskolumnen aufgefallen, die in gefährlicher Weise die Prostitution als “Job wie jeden anderen” verharmlosen, von “Selbstbestimmung” und “Freiwilligkeit” faseln - und eine aggressive Häme gegenüber Alice Schwarzer verbreiten.

Martin Friedland / 14.12.2013

Noch zur Ergänzung: natürlich gibt es auch hier männliche Prostituierte für Frauen: diese nennen sich Callboys, Begleitservice etc. und machen das gleiche wie Callgirls usw. Dies müsste die Autorin eigentlich wissen, spätestens die Puffbetreiberin dürfte es ihr gesagt haben.

Max Erdinger / 14.12.2013

Selten einen engstirnigeren Artikel gelesen. Die Prostitution ist ein Funktionsprinzip unserer Gesellschaft in vielerlei - nicht nur in sexueller - Hinsicht. Ich weigere mich schlicht und einfach, mir schon wieder die heilige Mumu als besorgniserregendes Exclusivdetail der allgemeinen Vernuttung menschlicher Sexualität andienen zu lassen. Wenn wir schon über ein Prostitutionsverbot reden, dann gefälligst auch über die einbeinigen Hinkeliesen dieser Welt, die es hinbekommen, sich bei der Scheidung von den McCartneys dieser Welt gierig die Taschen mit deren Millionen vollzustopfen. Oder wir reden auch über die Seelen derjenigen, die sich für einen Hungerlohn prostituieren, um im Schlachthof jahrein-jahraus nichts anderes zu tun, als im Akkord immerfort nur zu töten. Oder über diejenigen, die sich - durchaus zum Wohle ihrer Frauen und Kinder - dadurch prostituieren, daß sie in Kläranlagen tauchen. Oder wir reden über diejenigen, die ihr Berufsleben - gehetzt von ihren Disponenten, per GPS überwacht von ihren Chefs, gehetzt und gejagt von der Polizei und der BAG - einsam und allein in den Führerhäusern des internationalen Speditionsgewerbes fristen. Alles keine Prostitution, oder was? Es ist eine alte Weisheit, daß Männer Sex wollen, weil sie Sex wollen - und daß Frauen über den Sex alles das bekommen, was ihnen wichtiger ist als Sex. So jedenfalls wurde das von Esther Vilar formuliert und ich kann nicht erkennen, inwiefern sie damit falsch gelegen haben soll. Und da soll ich mir einen Kopf darüber machen, ob es ausgerechnet die Gruppe derjenigen Frauen besonders schwer hat, der man es durchaus auch als ihr geschlechtsspezifisches Privileg auslegen könnte, mit nichts anderem als ihrer Wohlgestalt einen Lebensunterhalt zu verdienen? - Ich weigere mich! Überhaupt geht mir diese weibliche Rosinenpickerei ganz gewaltig auf den Keks. Dauernd dieses egozentrische, nur auf das eigene Geschlecht bezogene Jammern über die Übel dieser Welt. Hat die Autorin schon mal darüber nachgedacht, sich über die rein männlich belegten Zinksärge zu beschweren, die aus Afghanistan zurückkommen? Hat sie sich schon einmal über die Tatsache echauffiert, daß die Lebenserwartung von Männern im Jahr 1920 lediglich ein Jahr unter der von Frauen gelegen hat, - heute aber sechs? Bis Oberkante Unterlippe steht mir diese lästige weibliche Angewohnheit, noch jede männliche Erfindung, seien es der Buchdruck, das Radio, das Fernsehen oder das Internet, dazu zu benutzen, sich über die Mangelerscheinung Mann aufzuregen. Frauen sind nunmal unser Leben. And life is a bitch.

Astrid Dziadek / 14.12.2013

Danke, Antje Sievers, für diesen tollen Text, der die ganze Wahrheit ausspricht!

Frank Holbers / 14.12.2013

Und warum gehen Polizei und Justiz nicht gegen diese Straftaten wie Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Zwangsarbeit, Raub vor? Die Möglichkeiten dazu bestehen doch jetzt schon, unabhängig davon, ob Prostitution erlaubt oder verboten ist. Die Straftäter, die man jetzt nicht belangen kann, werden auch dann nicht erwischt werden, wenn sie im Untergrund arbeiten würden. Diese zwanghafte Gleichsetzung Prostitution = Körperverletzung + Freiheitsberaubung usw. ist doch von Grund auf falsch und heuchlerisch. Da, wo diese schreckliche Kombination auftritt gibt das Strafgesetz jetzt schon genügend Handhabe, um eingreifen zu können. Wenn aber Prostitution freiwillig und ohne Zusammenhang mit Straftaten ausgeübt wird (ja, so etwas gibt es tatsächlich!), warum sollte es dann verboten werden? Oder sollen mit diesen Gesetzesvorschlägen nur die Machtposition der (Ehe-)Frauen gegenüber den Männern noch weiter gestärkt werden? Dazu würde die Idee passen, nur(!) die Freier bestrafen zu wollen, während die Frauen, die sich für diese dann kriminelle Handlung anbieten, straffrei ausgehen sollen. Damit würden dann natürlich auch die möglichen Zuhälter nicht belangt werden. Es böte sich für diese dann sogar ein neues Geschäftsfeld: Erpressung der straffällig gewordenen Freier. Schöne neue Welt!

Markus Freuler / 14.12.2013

Die ewig gleiche Vorgehensweise, die Fanatiker so gerne praktizieren. Man stellt durch nichts begründete Behauptungen auf (“90% der Huren machen das nicht freiwillig”), und versucht, Gegner moralisch ins Abseits zu stellen. Hat beim Rauchverbot schon funktioniert, funktioniert bei der Kernkraft, der Gentechnologie, wieso sollte der Nannystaat nun nicht auch dieses “Problem” mittels Verbot in den Griff bekommen. Dazu noch etwas Männerfeindlichkeit -lediglich Freier sollen bestraft werden, Huren nicht (man stelle sich dieses Vorgehen einmal beim Drogenhandel vor)- und fertig ist der Kuchen für die moralisch überlegene Staatsvergotterin. Gerne wird ja die Freiwilligkeit in Abrede gestellt, weil Huren wirtschaftlich “keinen anderen Ausweg sähen”. Ei der Daus, ich kenne einige Leute, die arbeiten gehen, weil sie sonst wirtschaftlich keinen Ausweg sehen. Alles Opfer! Abgesehen davon, was machen denn diese Frauen, wenn die Prostitution verboten ist? Verhungern die dann? Und was machen eigentlich Männer, die sich in der selben Situation sehen, wie die von leicht gestörten Paternalistinnen zu Opfern auserkorenen Frauen? Die haben ja zum grössten Teil nicht mal die Chance, sich zu prostituieren, schlicht deshalb, weil die Nachfrage zu klein ist. Sind das nicht die wahren Opfer? Übrigens, liebe Frau Sievers, ist Ihnen auch schon in den Sinn gekommen, dass genau die Personengruppen, die Sie benennen, gute Gründe haben, Freiwilligkeit zu bestreiten? Es ist für Angehörige angenehmer, zu behaupten, die Tochter werde zur Prostitution gezwungen als sich einzugestehen, dass sie es freiwillig macht. Sozialarbeiterinnen könnten die Grundlage für ihren Job verlieren, etc. Und den Lacher an sich bringen Sie ganz nebenbei: Als weiteren Beweis, dass Prostitution ganz böse ist, erwähnen Sie, dass sich nur vierundvierzig Huren bei der Sozialversicherung angemeldet haben. Ja so eine Überraschung aber auch. Jetzt wollen sich doch tatsächlich die meisten Huren nicht vom Staat ausnehmen lassen wie Lieschen Müller! Wer hätte denn so etwas gedacht! Wenn diese Zahl etwas beweist, dann dass nicht alles, was sich Politikerinnen einfallen lassen, besonders schlau ist.

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