Für eine Hochgrad-Intellektuelle ist ein Helge-Schneider-Konzert artifiziell fein ziseliert wie ein heiteres Shakespeare-Stück, selbstverständlich, und das kann nun einmal, auch beim besten Willen nicht, der niedere Pöbel im Konzert verstehen, würdigen schon gar nicht. Wie schön, daß es in Deutschland feinsinnige Über-Intellektuelle und Ober-Intelektuellinnen gibt, die das Konzert wortmächtig und belehrend für uns Niedere kulturkritische nach alter Adorno-Schule aufdröseln! Herzlichen Dank hierfür! Wir haben Helge nicht verdient, er sollte künftig nur noch vor deutschen Intellektuellen aufspielen, nach Vor- und Hauptprüfung an der Kasse! Ich werde mich daran halten und die anspruchsvollen Konzerte vermeiden, um dem Intellektuellengenuß nicht störend im Wege zu stehen. Was Sie andererseits so sehr vermissen, finden Sie hier bei uns in der Kleinstadt, zum Beispiel in Sondershausen – gute Erziehung, Ausdauer, Höflichkeit, angemessene Reaktionen im täglichen Miteinander auf den Straßen und Plätzen, in den Familien, in den Klassenräumen, überall. Sogar beim Frontalunterricht, niemand muß sich seinen Hals verrenken. Für uns hatten die in den großen Städten schon immer einen Riesenknall in der Birne. Ich sage nur Berlin, Hauptstadt der DDR! Auf Summerhill verzichten wir hier. Summerhill-Kultur sei den großen Städten der Sozialisten, Kommunisten und Sozialdemokraten, den großen Kümmerern geschenkt. Wir wissen noch immer kulturvoll, was sich gehört und was sich nicht gehört – in einem achtungsvollen, höflichen und friedlichen Miteinander!
Helge Schneider ist ja auch eher etwas für Erwachsene. Man sollte nicht jeden Jugendlichen in seine Konzerte lassen.
Danke für diesen Beitrag. Eigentlich müsste ich ihn kopieren und bei uns im Lehrerzimmer aushängen. Sie ahnen aber sicher, warum ich es doch nicht tun werde. Die Diskussionen könnte ich nicht ertragen. Eins der Standard"argumente” wäre: “Heute sind eben andere Zeiten.” Stimmt, nur bei Helge Schneider oder einem bayerischen Biergartenfest mit einer jungen Band, die erst Volks- und Blasmusik spielt und, wenns dunkelt, zur Rockband mutiert, scheint das vergessen zu sein. Ich habe mir mal erlaubt zu sagen, dass ADAS eine Zivilisitionskrankheit, ein Ergebnis schlechter Erziehung sei, unter anderem weil ich gelesen hatte, dass das bei Kindern in Afrika, die mit unserer Hilfe in Schulen lernen können, ebenso wie LRS nicht vorkommt. Die wollen lernen und danach spielen. So eifach kann das sein, auch in den ‘andere[n] Zeiten’.
Da gibt es auch noch die Proll-Brocken: definitiv auf jeden Fall krass bitter Neulich berichtete eine junge Reporterin im SWR über einen Kindermord. Erst saß sie in stylischen Klamotten auf einer Kinderschaukel, dann, beim Gespräch mit einer Bezugsperson der toten Kinder entfleuchte ihr ein cooles: “Das ist echt bitter”.
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