Ulli Kulke / 24.10.2012 / 17:43 / 0 / Seite ausdrucken

Da war doch noch was…das Dings, äh Klima

Al Gore twitterte und twitterte am vergangenen Montagabend, aber es half nichts. Die elektronischen Stoßgebete wurden nicht erhöhrt beim letzten TV-Duell von US-Präsident Obama und seinem Herausforderer Romney. Auch dieses letzte Streitgespräch vor der Wahl bestätigte dem früheren Vizepräsidenten und führenden Klimaalarmisten die für ihn unbequeme Wahrheit: Sein Thema spielte in diesem US-Wahlkampf überhaupt keine Rolle. Es blieb schlicht draußen vor, Klima, Klimawandel oder Klimaschutz wurden nicht mal erwähnt in den Streitgesprächen, weder von den beiden Spitzen, noch beim Duell ihrer Stellvertreter-Kandidaten. Al Gores Anhänger und die übrige Szene sprechen inzwischen entsetzt von „Climate Silence“.

Die Nichtbeachtung des Themas Klimawandel ist ein Novum in der jüngeren Geschichte selbst der USA seit 1988, als James Hansen, Direktor des Goddard Institut for Space Studies (GISS) der Nasa, im Kongress mit dem Thema großen Alarm schlug und damit seinem Institut Sinnstiftung, gehörige Aufmerksamkeit und Etatgelder beibrachte. Im Wahlkampf jenes Jahres spielte das Thema zum ersten Mal eine Rolle. Die Kandidaten für die Vizepräsidentschaft, Dan Quayle und Lloyd Bentsen legten beide deutliche Bekenntnisse zum Klimaschutz ab.

Auch wenn man die USA sicher keine Führungsrolle im Kioto-Prozess zuschreiben könnte, das Thema blieb wenigstens auf Bekenntnisebene ein Dauerbrenner der Wahlkämpfe seither. Schließlich erlangte es auch strategische Bedeutung, warnte doch zwischendurch sogar das Pentagon in einer eigenen „Studie“ (in Wahrheit war es eher eine Gedankensammlung) davor, dass die künftigen Kriege der Welt vor allem Klimakriege seien und die USA in Mitleidenschaft gezogen würden.

Auch vor vier Jahren war das Thema im Focus, sogar gleich in zwei TV-Duellen zwischen Obama und seinem damaligen Gegner McCain. Beide bekannten sich zu Minderungszielen beim CO2-Ausstoß, beide erklärten im besten Jargon der Katastrophenverkünder, wie schlimm der Klimawandel für die USA werden könne. Insofern ist es fast ungerecht, wenn der jetzige Kandidat Romney sich auf seinem Nominierungsparteitag allein auf Obamas Einlassungendamals bezog und zum Amüsement des Auditoriums daran erinnerte, wie grandios Obama 2008 die Welt retten wollte. Immerhin, da war das Thema wenigstens angesprochen, als Lacher, als Reminiszenz an die Zeit, da man darüber noch sprach.

Im Wahlkampf 2012 standen dieVorzeichen andersherum: Die Wirtschaftspolitik dominierte, dabei auch das allseitige Bekenntnis zur fossilen Energie. Natürlich war die Szene vorbereitet, stellte beim TV-Duell entsprechende Publikumsfragen. Doch die Moderatorin, der diese Fragen vorlagen, die sie aber links liegen ließ, erklärte laut einem Bericht des britischen Guardian später: „Klimawandel, ich hatte diese Frage. Aber, liebe Klimawandelleute, wir gehen davon aus, dass die Wirtschaft das wichtigste Thema war.“

Die Luft ist heraus aus dem Thema, natürlich auch, weil die ständigen Signale für den Weltuntergang, die die Großrechner der Forschung nach entsprechender Fütterung ausspucken, die Wähler offenbar nicht mehr interessieren. Womöglich ja auch, weil die Umfrageergebnisse die scheinbare Priorität des Themas nur vorgaukelten.

Fast schon gespenstisch, wie das Thema, das schließlich auch im Zusammenhang steht mit anderen, durchaus relevanten Umweltthemen, von der Agenda verschwindet, weil seine Protagonisten meinten, es überreißen zu müssen.

In den USA wird das Thema ignoriert. Im europäischen Teil der angelsächsischen Welt ist man jetzt womöglich schon einen Schritt weiter, jedenfalls wenn die britische Zeitung „Daily Mail“ Londons neuen Energieminister John Hayes Mitte Oktober richtig zitiert hat. Auf dem Parteitag der Konservativen vor zwei Wochen habe der zum Thema Klimaschutz und erneuerbarer Energien gesagt: „Die hoch eingeflogenen Theorien bourgeoiser linker Akademiker werden nicht die Interessen der Durchschnittsbürger an den Rand drängen, die Brennstoff für Heizung, Licht und Verkehr benötigen – wir brauchen eine Energiepolitik für die Masse der Menschen, nicht für Wenige.“

Der Alarmismus scheint zumindest gebremst, international. Auch hierzulande hat gerade die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften ein umfangreiches Grundsatzpapier zum Thema vorgelegt mit dem Tenor: Der Klimawandel würde uns nicht vor unlösbare Probleme stellen. Vor einigen Jahren noch ein undenkbares Statement.

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