Sie haben einen gigantischen Fehler im Text. Niemand sagt mehr “Es tut mir leid” - alle sagen “sorry”...
Wenn man sich heute über irgendetwas aufregt, wird einem schnell vorgeworfen, man sei emotional. Man wird zur Coolness genötigt, denn cool ist das Gegenteil von emotional: emotionslos. Man wird zur Maschine mit minimalen Emissionen. Die Zeichen der Zeit besagen, dass die Freiheit, der Handlungsspielraum immer weiter eingeengt wird. Political Correctness z.B. engt die Sprache extrem ein. Coolness engt die Artikulation insgesamt ein. Vielleicht ist Coolness der Versuch sich in eine enge Situation einzupassen, eine Antwort auf Unfreiheit. Eine Möglichkeit, sich seine Souveränität trotz fehlender Freiheit zu bewahren. Man nimmt sich noch weiter zurück als es die Enge zulässt und erhält dadurch Spielraum.
Und was genau ist nun eine echt coole Socke? So jedenfalls nannte Jens Spahn Jürgen Trittin. Ich habe keine Vorstellung davon, was das sein soll und ob es überhaupt ein anerkennendes Kompliment ist, denke ich doch bei einer Socke eher an etwas Altmodisches oder an ein ungut riechendes Stück Textil.
Klemperer meinte, dass die Zeit die Sprache ändert, die Sprache den Menschen und dieser die anderen. Die Begriffe cool und das Gegenteil kommen m.W. aus Amerika. Mit den Filmen, die dortige Zustände aufzeigen sollten. Nehmen wir “geil”. Das kommt aus Deutschland - Ost, denn ich war dabei, und habe die ersten Worte Anfang der Sechtiger benutzt. Damals war “Levi’s” die allererste Wahl, sie kam zuhause an, steif wie ein Brett, mit “blauem” Geruch… eben “geil”. All das ist heute nur geklaut oder geborgt. Das Un?wort des Jahres ” I bim” ist eine schwache Leistung. Es kommt aus Ecken, wo man Schreiben und Lesen nicht können muß und ggf. deswegen? ein Abitur nachgeschmissen bekommt. Oder gleich aus Osmanien.
Ich denke Sie sind auf dem richtigen Weg Herr Grell. Früher wollte man in den beiden totalitären Systemen Deutschlands der jüngeren Geschichte aus Angst vor Repressalien schlichtweg nicht auffallen, also als uncool gelten. Der Mechanismus heute ist etwas anders gelagert. Die vernetzte Jugend will als cool wahrgenommen werden, indem sie im Mainstreem schwimmend ihre Thumbs-up zu ernten versucht. Mit anderen Meinungen eckt da man nur an. Merkel, Maas und Co. haben das sehr gut erkannt und für sich zu nutzen verstanden.
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