Die Demokraten waren in großer Sorge. Wenn Präsident Obama wiederum eine so zerstreut-lustlose Debatte hinlegen würde, wäre seine Präsidentschaft erledigt gewesen. Jeder in den USA hatte deswegen erwartet, dass die zweite Debatte gestern Abend es Obama ermöglichen sollte, im Rennen zu bleiben. Es ist gelungen.
Das vorher festgelegte Setting, das sog. Townhall- Format mit einer offenen Diskussionsarena, kam Obama entgegen, Romney hat nicht so große Bühnen- Popstar- Qualitäten. Besonderes Augenmerk lag auf der Moderatorin des Abends, Candy Crowley von CNN. Sie hatte schon vorher angekündigt, dass sie, anders als das Format es vorsieht, nicht nur die Bürger zu Wort kommen lassen wollte, sondern sich entschieden in die Debatte einmischen werde. Crowley arbeitete während der Debatte an der Bevorzugung Obamas fleißig mit. Wie schon in der ersten Debatte bekam Obama 10% mehr Redezeit, Romney wurde von Crowley ständig unterbrochen und bekam von dem als „neutral“ bezeichneten Publikum doppelt so viele offensive Fragen wie Obama. Dies hatte man auch im Romney- Lager nicht anders erwartet, so weit so gewöhnlich also.
In der Ankündigung der Debatte hieß es, es gäbe „eine Mischung aus außen- und innenpolitischen Themen. Den ganzen Abend gab es aber nur eine einzige Frage zur Außenpolitik. Und die, das wussten alle, würde schwer werden für den Präsidenten. Beim Thema Benghazi läuteten alle demokratischen Alarmglocken, es ging um alles, nämlich darum, den A**ch des Präsidenten zu retten. Dort intervenierte Candy Crowley am deutlichsten.
Herausforderer Mitt Romney sagte: „Sie behaupten hier, Sie hätten am Tag nach der Attacke im Rosengarten gesagt, ‘dies war ein Akt des Terrors’ (act of terror). Es war also keine spontane Demonstration, meinten Sie es also gerade so?“ Obama: „Bitte fahren Sie fort, Governour.“ Romney: „Ich will das offiziell (for the record) festhalten, weil der Präsident 14 Tage brauchte, bis er es einen ‘Akt des Terrors’ nannte.” Obama: „Holen Sie sich das Manuskript (meiner Rede von damals).“ Candy Crowley: „Das hat er tatsächlich gesagt“ Zwischenruf Obama: „Können Sie das ein bisschen lauter sagen, Candy?“ Gelächter und Applaus aus dem Publikum, Candy Crowley: „Er hat es einen „Akt des Terrors“ genannt.“ http://www.youtube.com/watch?v=z6QLfwq4q04
Romney zeigte sich darauf verunsichert. Anders als ein Newt Gingrich, verpasste er es, diesen Moment eine deplazierte Einmischung der Moderatorin zu nennen. Und darüber hinaus den Kontext von Obamas Äußerung zu zerpflücken und die Aussage damit als unwahr darzustellen. Denn das Manuskript der Rede Obamas im Rosengarten zeigt, dass die Formulierung im größeren Zusammenhang des 11. September 2001 steht („No acts of terror will ever shake the resolve of this great nation”). http://www.whitehouse.gov/the-press-office/2012/09/12/remarks-president-deaths-us-embassy-staff-libya
Romney verpasste es, Obama in die Ecke zu drücken; dass Obama am Tag darauf seine Botschafterin bei der UNO, Susan Rice, zu allen sechs nationalen Kabelsendern schickte, wo sie Benghazi sechsmal als Resultat des Mohammed- Videos bezeichnete; dass neun Tage später, in der Talkshow von David Letterman, Benghazi für Obama immer noch ein spontaner Protest von Filmkritikern war.
Romneys Bekräftigung seines ursprünglichen Argumentes: „Die Regierung wies darauf hin, dass dies eine Reaktion auf einen Film war, eine spontane Reaktion, und sie brauchte lange Zeit, bis sie zugab: dies war Terrorattacke von einer Terrorgruppe“ wirkte nach Crowley’s Intervention wie Erbsenzählerei. Crowley hatte, wie Charles Krauthammer es gestern sagte, die Debatte „erfolgreich kontaminiert“. Obama und Crowley wussten, sie mussten nur diesen Moment, in dem 72 Millionen Menschen zusahen, überstehen, denn wer macht sich schon die Mühe, ein Redemanuskript nachzulesen. Die Wirkung von Crowley’s Tat lässt sich z.B. in der deutschen Presse nachlesen, wo der Vorzeigepudel der pawlowschen Obama-Verehrung, Marc Spiegel-Pitzke, Romneys Aussage zu Benghazi den größten Patzer der gesamten Debatte nennt. http://www.spiegel.de/politik/ausland/wer-war-besser-obama-und-romney-im-tv-duell-a-861705.html
In der Nachdebatte auf CNN gab Crowley dann zu, dass Romney recht hatte. Zuvor hatten fast alle Presseorgane sie massiv kritisiert und Romney’s Argument bestätigt, auch viele linke Publikationen (Washington Post, Politico, AP). Doch was störte sie ihr Geschwätz von geradeeben, sie hatte ja erreicht, was sie wollte.
Etwas anderes zu Benghazi wurde aber in der Debatte von Obama nun selbst bestätigt: am Tag nach der Attacke, dem 12. September, nahm er nicht persönlich am Treffen des Nationalen Sicherheitsrates in Washington teil. Er sagte: „Als wir erfuhren, dass das Konsulat in Benghazi überrannt (overrun) worden war, telefonierte ich mit meinem Nationalen Sicherheitsteam und gab ihnen drei Anweisungen….“ Detailliert erklärte er den Zuhörern im Saal und an den Fernsehgeräten, wie besorgt und entschlossen er reagierte. Am Telefon, denn von dem Meeting sprach er nicht. Gerade waren ein Botschafter und drei seiner Mitarbeiter ermordet worden, und Präsident Obama flog nach Las Vegas, zu zwei Wahlkampfveranstaltungen.