Gunnar Heinsohn / 02.03.2014 / 10:47 / 4 / Seite ausdrucken

Call Putin’s bluff!

Nicht sechsstellig wie in einem 22-Millionenvolk wie Syrien mit drei oder vier Söhnen pro Frau in den jetzt kämpfenden Jahrgängen oder in den 1990er Jahren in einem gleichstarken Algerien, ja nicht einmal fünfstellig , sondern schlimmstenfalls vierstellig werden die Opferzahlen anfallen, wenn die Ukraine öffentlich die Verteidigung ihrer Grenzen erklärt und dafür mobilisiert. Wenn Putin 2.000 oder 3.000 Mann verliert – zumeist einzige Kinder ihrer Eltern –, hat er Mütter vor dem Kreml, die um ihre Söhne weinen. Phrasen über ewige slawische Brüderschaft werden ihren Schmerz nicht lindern.

Ja, es stehen 140 Millionen Russen gegen nicht einmal 50 Millionen Ukrainer, von denen ihrerseits viele Russen sind. Doch beide Nationen gehören zu den sterbenden Völkern mit 1,5 oder weniger Kindern pro Frauenleben. Weil sie Verluste nicht aushalten können, werden sie, wenn überhaupt, so kurz wie möglich kämpfen. Jeder Gefallene löscht eine Familie aus. Immerhin aber ist die Ukraine zehnmal stärker als Georgien, das kinderarm wie Russland im August 2008 davonläuft, weil es nur ein Dreißigstel der russischen Bevölkerung hat und nicht ein volles Drittel wie Kiew mit fast sieben Millionen Wehrfähigen. Wer dort Entschlossenheit zeigt, kann allein dadurch größeres Blutvergießen vermeiden. Gerade weil der Angegriffene mehr Recht hat, muss der potentielle Aggressor haarscharf kalkulieren, wie viele der raren Eigenen er verlieren kann, während er zugleich internationales Recht bricht.

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Daniel Briner / 02.03.2014

Ihre Rechnung hat wohl noch einen Genauigkeitsfehler; Kriege werden ja heute quasi via Playstation mittels Drohnen ausgefochten, inklusive Mittagspause zuhause, danach zurück an die interaktive Front, am nächsten Bildschirm in der Kaserne in Moskau.

Andreas Mertens / 02.03.2014

Als ob Ströme von Blut und Berge von Leichen jemals Gewaltherrscher davon abgehalten hätten, ihre mörderischen Ambitionen umzusetzen. Es werden nicht Putins oder Janukowitschs Kinder sein, die in Zinksärgen heimkommen. Die sitzen weit weg vom Gefecht und machen auf Fettlebe. Sollte dann alles in Scherben gehen, geht es mit dem Privattjet ins befreundete Ausland wo wohlgefüllte Nummernkonten warten.

Philipp Meister / 02.03.2014

Ich sehe es anders. Dieser Reproduktion-Verlust-Maßstab gilt nur für demokratische liberale Länder. Beispielsweise hat Nordkorea, das auch eine negative Reproduktionsquote besitzt kein Problem große Teile der Bevölkerung um zu bringen. Zurück zum Pokerspiel, Putin kennt diesen Zusammenhang, bzw. weiß er, dass der Westen die Hosen voll hat und nur Bluffen wird (s. a. Ihre Reproduktionstheorie). Der wird versuchen einen großen Teil des Ukrainekuchens abzugreifen, wobei er sich auch im Recht sehen wird, denn die Mehrheit auf der Krim und in den Ostgebieten sind Russen, bzw. russischsprachig. Für die Ukraine ist der Verlust der Krim eine Win-Win-Situation. Sie würden gleich zwei unliebsame Minderheiten los, die Russen und die Krim-Tataren.

Roland Tluk / 02.03.2014

Sehr geehrter Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn, ich mag ihre Thesen, auch wenn sie einer eklatanten Fehlannahme unterliegt: Der Glaube an den Kampf zwischen Mann und Mann. Seit einigen Jahrhunderten entscheiden nicht die Masse an Männer über Sieg oder Niederlage, sondern die Masse an (technologischen) Material. Die moderne Technologie eines heutigen Infanterists macht eine nahezu beispiellosen Effektivität aus. Eine kleine Gruppe wird dadurch taktisch zum Überlegensheitfaktor, weil sie auch über entsprechende Massenvernichtungswaffen verfügt. Sie sollten sich also keine Sorgen um die Russen machen. Die überrennen die Ukraine, bevor die Ukraine überhaupt merkt, was los ist. Zumal effektive strategische Kriegsführung, wie der “Blitzkrieg” ganze Länder in wenigen Tagen einnehmen kann ohne merkenswerte Verluste auf beiden Seiten. Es zählt nicht die Anzahl der wehrfähigen Männer, sondern die technologische Überlegenheit. Beispiel: Der Irak wurde einfach aus einer Höhe bombardiert, die der Irak gar nicht erreichen konnte. Anders Verhält es sich im barbarischen A-symetrischen Krieg. Letztendlich gewinnt die überelegende Macht zweifelslos, aber mit Verlusten, die die zivile Normalbevölkerung zurecht hinterfragt. Beispiel: Afghanistan. Mit freundlichen Grüßen Roland Tluk

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