Ein neues Problem mit dem Islam hat sich in England angemeldet, seit ein Londoner Busfahrer sein Fahrzeug samt Fahrgästen wortlos an den Straßenrand lenkte, ausstieg, seinen Gebetsteppich ausrollte, seine Schuhe auszog, niederkniete, sein Gebet sprach, aufstand, seine Schuhe anzog, seinen Gebetsteppich aufrollte, wieder einstieg und wortlos weiterfuhr.
Wie sollen wir mit dieser neuen Situation umgehen, praktisch und weltanschaulich?
Im wunderbar chaotischen London mag ein plötzlich zum Gebet aussteigender Busfahrer noch angehen. Dort fahren die Busse ohnehin jenseits des Fahrplans, dafür aber so oft, dass Pünktlichkeit nur eine untergeordnete Rolle spielt. Selbst wenn jeder moslemische Busfahrer anfinge, seiner Gebetspflicht auf so vorbildiche Weise nachzukommen - es würde sich alles ein wenig nach hinten verschieben und das wär’s dann. Und für die nichtmoslemischen Fahrgäste könnte die kleine Pause - es sind ja nur zwei bis vier Minuten - lehrreich sein. Zwar fand ein wartender Fahrgast die Sache bizarr und unangenehm. Aber wo sonst kann man mit so geringem Aufwand und quasi von einem Logenplatz aus so tiefe Einblicke in das moslemische Gebetsverhalten gewinnen? Ja, die fromme Unterbrechung kann sogar seelisch aufbauend sein: Die Fahrgäste können die Zeit zur inneren Einkehr, möglicherweise selbst zu einem Gebet, und sei es nur zu einem Stoßgebet, nutzen.
Dies wäre natürlich auch in Deutschland ein möglicher Bonus einer solchen neuen Busfahrergebetskultur. Aber hätte ein ordentlicher deutscher Fahrplan genug Spielraum, um solche moslemischen Variationen aushalten? Und was wäre mit den Straßenbahnen, die sich nicht einfach an den Straßenrand steuern lassen? Sie stünden mitten auf der Fahrbahn, während der Fahrer sein Gebet auf den Schienen verrichtet! Könnte der Mann überhaupt konzentriert beten bei dem Hupkonzert, das sofort die Folge wäre? Kaum. Obendrein wären unschöne Zwischenfällen zu befürchten. Man müsste wohl eine Gebetspolizei bereitstellen, um Zusammenstöße zwischen straßenbetenden Moslems und eiligen Abendländern zu vermeiden. Kurz: Was auf der Insel gerade noch verkraftbar scheint, ist wohl nicht kontinentfähig.
So weit diese keineswegs unwichtigen, aber letzten Endes doch nur praktischen Probleme.
Bedeutender sind selbstverständlich die weltanschaulichen Fragen, die plötzlich im Raum stünden. Wie würden wir mit der Bus- und Bahngebetsproblematik streitkulturell umgehen? Käme es zur Lagerbildung? Gäbe es ein Lager liberaler Dulder, zum Appeasement, wenn nicht gar zur Selbstverleugnung neigender Bus- und Bahngebetsversteher? Und gäbe es auf der anderen Seite ein Lager der Fahrplanfundamentalisten, die das moslemische Bus- und Bahngebet als eine Kampfansage an die abendländischen Verkehrsverhältnisse radikal ablehnen?
Hoffen wir, dass wir in Deutschland nie dieser weltanschaulichen Zerreißprobe ausgesetzt werden.
Die Londoner Verkehrsbetriebe versuchen, bisher, pragmatisch zu reagieren. Der Mann soll gefälligst in der Pause beten, heißt es dort. In der Pause? Das sagt sich so leicht. Ein frommer Moslem betet morgens, mittags, nachmittags, frühabends und spätabends. Das wären fünf Pausen. Welcher Verkehrsbetrieb hält so viele Pausen aus?
Nein, ich neige als gelegentlicher Buspassagier aus egoistischen Gründen dazu, einer drohenden Bus- und Bahngebetspauseninflation energisch und vorbeugend entgegenzutreten, auch wenn das als unangemessene Islamkritik verstanden werden kann. Ich meine, ab sofort sollte jeder Busfahrer, bevor er eingestellt wird, nach seinen Gebetsgewohnheiten gefragt werden. Das muss sich ja nicht auf Moslems beschränken sondern kann alle Bekentnisse umfassen.
Es soll nicht der Eindruck erweckt werden, dass nur ein Moslem auf die Idee kommen könne, während der Fahrt seinen Bus samt Fahrgästen an den Straßenrand zu lenken, auszusteigen, seinen Gebetsteppich auszurollen,seine Schuhe auszuziehem, sich niederzuknien, zu beten, den Teppich wieder aufzurollen, einzusteigen und wortlos weiter zu fahren.