Deutschlands führende Politiker behaupten ja neuerdings gerne, daß sie mit Geld umgehen können, Julia Klöckner zum Beispiel, wenn sie sagt: „Der Bund hat gut gewirtschaftet.“ Die ehemalige Weinkönigin hört sich dann an wie ein Kind, daß mit heiligen Ernst Einkaufsladen spielt, und weil das so niedlich ist, freuen sich alle Umstehenden über ihren Geschäftssinn und klopfen ihr auf die Schulter. Schließlich möchte ihr niemand den Spaß verderben.
Natürlich wissen alle, daß der Bund überhaupt nicht wirtschaftet, sondern ausschließlich von den Steuergeldern jener lebt, die er ständig bevormundet. Und alles, was sich sagen läßt, ist: 2015 hat der Staat seine Bürger offenbar derart effizient ausgequetscht, daß ein bißchen was übrig geblieben ist.
Viel ist das nicht bei einem Bruttoinlandsprodukt, das jährlich so zwischen drei und vier Billionen Euro liegt – aber immerhin „12,1 Milliarden Euro Haushaltsüberschuß, die Deutschland dank Globalisierung und EU und der Arbeit seiner Bürgerinnen und Bürger erwirtschaftet hat“, wie „die tageszeitung“ jubelt.
Die taz weiß auch, dass der Zaster schnell weg muß, dass der Staat das Geld „jetzt ausgeben muß – und am besten gleich noch mal das Doppelte und Dreifache. “Wir brauchen in der aktuellen Situation keine Schuldenbremse. Wir brauchen eine Schäublebremse“, schreibt das Blatt und findet, dass, wenn man schon mal dabei ist, auch noch der Hartz-IV-Satz und der Mindestlohn erhöht werden könnte: „Wir müssen die kartoffeligen Rassisten und die Kölner Sexisten mit Geld zuscheißen, so wie der gute alte Helmut Kohl das immer getan hat, wenn Not an Mann war. Denn nur das lindert ihre Furcht.“
Weil keine Idee zu blöd ist, um von unseren Volksvertretern nicht umgehend in die Tat umgesetzt zu werden, habe ich nachgeguckt, wie das mit den Bilanzen so aussieht in Deutschland. Und was soll ich sagen? Das Land hat Schulden. Ich weiß nicht, ob sich das schon herumgesprochen hat, und es soll hier jetzt auch nicht auf Heller und Pfennig ankommen: Es sind weit mehr als zweitausend Milliarden Euro.
Wo all das Geld geblieben ist, ist kein Geheimnis. „In den Demokratien der Gegenwart missbrauchen Parteien und Regierungen das Geld der Steuerzahler zu dem gleichen Zweck wie einst Könige: um ihre Herrschaft abzusichern“, schreibt der Wirtschaftsjournalist Günter Ogger in seinem sehr lesenswerten Buch „Die Diktatur der Moral“ (dtv): „Nur ein Zehntel des Bundeshaushalts, der mehr als 300 Milliarden Euro umfaßt, fließt in Investitionen für Infrastruktur, Bildung etc.; der große Rest dient, sofern er nicht für Gehälter und Pensionen der Staatsdiener sowie den Schuldendienst draufgeht, der Umverteilung. Allein die Sozialausgaben, mit denen sich die Volksparteien Wählerstimmen und Ruhe im Land erkaufen, machen über die Hälfte des gesamten Etats aus.“
Die Damen und Herren benötigten es, kurz gesagt, bislang zum Großteil nur für sich selbst und die Schulden, die sie angehäuft haben. In Zukunft wird das nicht mehr ganz so einfach. Nun müssen auch noch die frommen Verbündeten vom Bosporus alimentiert werden, damit sie Merkels Arbeit an der Grenze erledigen.
Und natürlich müssen die vielen jungen Männer durchgefüttert werden, die die Kanzlerin im Überschwang ihrer Gefühle eingeladen hat. Von denen sind zudem noch nicht alle im Land – wenigstens müssen, wenn sie es endlich alle geschafft haben, die Fluchtursachen nicht mehr beseitigt werden.
Natürlich gibt es nur ein Land auf der Erde, das so ein Aufgabe zu meistern in der Lage ist. Es heißt Bundesrepublik Schlaraffenland.
Früher hieß es über dieses „allerbeste Land so auff Erden ligt“:
Wer dölpisch ist vnd gar nichts kan / der ist im Land ein Edelmann / vnd der nichts kan als schlaffen ein / essen / trincken / tantzen vnd spielen / den macht man bald zum Grafen.
Wer der allerfaulst wird erkandt / ist ein König über das gantze Land / er hat ein groß Einkommen / deß Lands Art vnd Eygenschafft / habt jhr also vernommen.
Der sich will machen auff die Reyß / vnd derselb den Weg nicht weißt / der mag ein Blinden fragen / ein Stumm ist jhm auch gut darzu / thut jhm nicht vnrecht sagen.
In der neuen Version hört sich das Märchen so an:
„Dem Land geht es gut, die Steuermilliarden sprudeln, und nichts wäre hilfreicher, als die Tage damit zu verbringen, jene, die hier bleiben, weil sie es dürfen, schnell zu wertvollen, fleißigen Mitgliedern unserer Gesellschaft zu machen.“