Die Weisheit des Ostens. Vielfach wird Erstaunen darüber geäußert, daß PEGIDA im Osten Deutschlands stark geworden ist, obgleich dort viel weniger Muslime leben als im Westen. Das trifft zwar zu, aber dafür haben die Mitbürger im Osten noch selbst die Diktatur miterlebt - mit ihren Lügen, mit ihrer Manipulation der öffentlichen Meinung, mit der Unterdrückung Andersdenkender, der Ausgrenzung unbequemer Bürger bis hin zu Gefängnis und Zuchthaus - und haben deshalb ein besseres Gespür für die zunehmend totalitären Tendenzen der deutschen Politik, ihre Weigerung, lebenswichtige Themen zu diskutieren, ihre fast reflexartige Praxis, alle Kritiker unter irgendeinem Label zu diskriminieren oder schlicht als “Schande” etc. zu beschimpfen. Bürger der ehemaligen DDR sehen vielleicht deutlicher, wie sich aus den Altparteien allmählich eine neue “sozialistisch-islamistische Einheitspartei Deutschlands” herausbildet, unter deren Dach die Altparteien dem Namen nach weiterexistieren (wie die CDU Ost), und daß sich analog auf dem Medienmarkt eine neue “Hamburg-Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland” konstituiert, die noch unter den alten Namen Spiegel, Zeit, FAZ etc. firmiert, sich in ihrer Meinungsmache aber immer weniger unterscheidet. Was wir von unseren Landsleuten in der ehemaligen DDR lernen können, ist das Mißtrauen gegenüber den Regierenden und die Ablehnung jeder Art von Manipulation. Vor allem ab er können wir von ihnen lernen, wie das Volk von seinem Widerstandsrecht Gebrauch machen kann. “Alle Gewalt geht vom Volk aus”. Das klingt wie ein Spruch aus alten Zeiten. Die Bürger der DDR haben uns gezeigt, welche ungeheure Sprengkraft er entwickelt, wenn das Volk für seine Rechte auf die Straße geht.
Der Autor verwechselt Konservativismus mit Ressentiments und verklärt PEGIDA zu einem unorganisierten Konstrukt, das im Laufe der Zeit unweigerlich zu einem ernst zu nehmenden Teil im politischen Diskurs aufstreben könnte. Sein Wort in Gottes Ohr, aber die Realität hat mit dieser Weichzeichnung bislang herzlich wenig zu tun. Wenn selbsternannte Patriotische Europäer (WTF is this?) gegen eine irgendwie geartete “Islamisierung des Abendlandes” – in Dresden!! – mit einer in ihrer Stummheit sehr wohl organisierten Form durch die Strassen zieht und jede Form der Kommunikation mit der Presse oder einen Live-Auftritt im TV strikt ablehnt, dann sollten eigentlich bei seriösen politischen Beobachtern die Alarmlampen auf “Hab acht”-Stellung gehen. Und spätestens bei Ansicht der Biographien der Cheforganisatoren und deren Einträgen auf Facebook (“Eselwemser”) ist Skepsis und Distanz eigentlich Pflicht. Wer in Dresden aus der bürgerlichen “Mitte” derzeit auf die Strasse geht sucht nicht nach Identifikation oder seinen Platz im “globalen Konzert”, sondern verlegt den Anti-Islam-Stammtisch an die frische Luft. Was in Neukölln vielleicht irgendwie nachvollziehbar wäre, wirkt in Dresden einfach nur lächerlich. Dazu besudelt man das Andenken an die fantastischen Montagsdemos von vor 25 Jahren durch die Verwendung des damals noch honorigen Schlachtrufs. Da kann der Autor noch so fantasie- und geistvoll dran ruminterpretieren. Es hilft nichts. Das wirklich unangenehme an diesen schlichten Gemütern ist, daß die weniger schlichten Gemüter unter den Stammtisch fallen und dadurch substantielle Kritik nicht zum Ausdruck kommen kann. Es gibt zwar (noch) keine Migrationskrise, aber angesichts dramatischer Veränderungen auf der Welt stellen sich grosse Herausforderungen, die die Politik bislang nonchalant übergangen hat. Und da der Islam bekanntermassen zu Deutschland gehört muss man sich die Frage stellen warum man es zulässt, daß eine friedliche Religion, die in den falschen Händen zu einer mörderischen Waffe werden kann, so dermassen unkritisch mit dieser Problematik umgehen darf. Was man vor Urzeiten von der katholischen Kirche erfolgreich verlangt hat, kann heute auch von den Islamgelehrten in Deutschland verlangt werden. So ist das, wenn man dazugehört. Zu den Rechten kommen stets auch Pflichten. PEGIDA spielt all denjenigen in die Karten, die die Fragen rund um Einwanderung, Asyl oder auch Islam abseits des “Volkes” besprochen haben wollen. Sie zeigen mit dem Finger auf Dresdens Strassen und befinden das “tumbe” Volk für unfähig mit solchen Thematiken seriös umzugehen. Und so lange man den “Patriotischen Europäern” da hinein kriecht wo die Sonne nicht hin scheinen kann, gibt es diesbezüglich nur wenig Gegenargumente.
Zwischenzeitlich ist es in Deutschland eine Schande, Angst zu haben, ängstlich zu sein. Die Ängstlichen werden verspottet und beschimpft. Man unterstellt ihnen Phobien. Wenn das nicht reicht, werden die Meinungsmacher, denen die Ängste anderer Menschen ansonsten schnuppe sind, plötzlich selbst Träger von Ängsten und sehen überall nur noch Rechts-oder Linksradikale. Doch ist es eine Schande, Angst zu haben? Stoßen wir den, der Höhenangst hat, vom Hochhaus, oder den vor den Zug, der sich vor schnell vorbeifahrenden Zügen fürchtet? Wohl nicht. Man nimmt sich ihrer an. Betreut sie und versucht, zumeist über einen langen Zeitraum, ihnen die Ängste zu nehmen. Anders wird mit denjenigen verfahren, die sich um ihr Land sorgen, um den Erhalt schwer erkämpfter Werte und um die Demokratie. Ihnen wird unterstellt, sie würden sich ihre Ängste nur einbilden oder simulieren. In Dresden gehen Menschen aus sehr unterschiedlichen Gründen auf die Straße. Längst wirkt die Behauptung lächerlich, das wären in einer Vielzahl Ausländerfeinde oder Feinde von Menschenrechten. So lächerlich wie die Feststellung, Sachsen hätte ja einen so geringen Ausländeranteil, dass es keinen Grund für derartige Demonstrationen gäbe. Nun ja. Noch sprengt sich in Dresden auch nicht täglich jemand in die Luft und doch erscheint es äußerst sinnvoll, so etwas zu kritisieren, ehe jemand auch dort auf die Idee kommen sollte. Das Empfinden der Menschen, ihre täglichen Erlebnisse in der objektiven Realität, geraten immer mehr in Widerspruch zu dem, was ihnen von der Politik und den Medien vorgesetzt wird. Sie stellen fest, dass sich ihre Umwelt immer mehr verändert und erkennen darin nur begrenzt eine Bereicherung. Wenn sich immer mehr Menschen fremd im eigenen Lande fühlen, dann ist es an der Zeit, die Ursachen hierfür zu hinterfragen. Kein Volk der Welt ist dazu bereit, seine Kultur bis zur Unkenntlichkeit zu verändern, doch genau auf diesem Wege befinden wir uns. Das entspringt nicht der Boshaftigkeit von Ausländern bzw. Migranten. Das basiert auf einer kollektiven Verantwortungslosigkeit von Verantwortungsträgern, die davon ausgehen, man könne alles dem Selbstlauf überlassen. Ohne Verantwortungsgefühl, Verantwortung und Verantwortlichkeit, wird es aber in einigen unserer Städte bald aussehen wie in Timbuktu. Wollen wir das? Blicken wir beispielsweise nach Marseille, da können wir sehen, woraus sich berechtigte Sorgen ableiten. Die Politik sollte sich sorgfältig mit den Ängsten der Bürger beschäftigen. Nur so ließe sich herausfinden, welche von ihnen begründet sind und nicht auf krankhaften Ursachen oder einer menschenverachtenden Ideologie beruhen. Sie nicht zu beachten hieße, die Menschen in die Arme von Radikalen zu treiben oder Panik auszulösen. Dresden zeigt, dass es das Volk satt hat, sich für blöd verkaufen zu lassen. Die Dresdener haben Erfahrung darin. Sie wissen durchaus, wann das Maß voll ist.
Endlich ein ernsthafter Kommentar zur Sache bei der Achse. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Zeitgleich scheint man sich auch in der hohen Politik schlagartig von seiner übergreifend angeekelten Empörung gegenüber Pegida erholt zu haben: “Gabriel wirbt für Dialog mit Pegida-Anhängern” Lammert warnt vor “unappetitlicher Schmutzkampagne” [gegen Pegida] Der Wind scheint leicht gedreht worden zu sein.
Das sind vermutlich keine “Angstbürger” und keine “Wutbürger”, sondern eher “Mutbürger”. Es braucht eine Menge Mut sich derartig gegen die öffentliche Meinung zu stellen.
In anderen Bereichen wird Angst von Presse und Politik durchaus ernst genommen, wie z. B. bei Elektrosmog, Gentechnik, Klimawandel usw. usf. Es kommt halt immer darauf an wer Angst hat und warum.
Dieser Artikel bringt es auf den Punkt!
Endlich mal was Unaufgeregtes und Verständliches zum Thema.
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