Der Aktivist ist neu im Kanon der modernen Berufe. Aber er ist in aller Munde. Der Aktivist kommt in den Medien inzwischen fast so häufig vor wie „der Raab“ und die Dings, die Lola oder so ähnlich. Allerdings singt der Aktivist keine Liedchen, er lässt sich auch nicht schlagen. Aber er scheut keine Gefahr.
Der Aktivist ist überwiegend im Nahen Osten tätig. Sein Spezialgebiet ist Israel. Seine Aufgabe sieht er darin, Israel zu Handlungen zu provozieren, die dem Land international großen Schaden zufügen.
Der Aktivist entspricht keinem nationalen Berufsbild, wird also auch nicht von der deutschen Industrie- und Handelskammer geführt. Es handelt sich um einen freien internationalen Beruf. Er wird seit etwa einem Jahrzehnt unter diesem Namen ausgeübt, bis vor kurzem weitgehend unbemerkt. Die Aktivisten kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen, viele sind Türken, aber auch ein Schriftsteller skandinavischer Herkunft hat sich zum Aktivisten umschulen lassen, und einige deutsche Politiker der Linken nennen sich inzwischen auch Aktivisten. Früher hießen sie anders.
Ihren medialen Durchbruch erzielten die Aktivisten auf tragische Weise. Ihr Versuch, Israel mit einer Schiffsflotte voller Aktivisten und humanitärer Güter für Gaza politisch vorzuführen, endete blutig. Israelische Militärs schossen um sich und es gab viele Tote. Die Tragödie hat die Aktivisten schockiert, sie hat zugleich aber eine nachhaltige Wirkung in ihrem Sinne erzielt. Israel steht nun in weiten Teilen der Welt als Schurkenstaat da. Und es hat in der Türkei einen raren islamischen Freund verloren und einen Gegner gewonnen.
Damit entfällt fürs Erste die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen des Vorgangs. Man muss nicht mehr darüber reden, dass Israel selbst und auch Ägypten angeboten hatten, die humanitären Güter an die Menschen im Gazastreifen zu übergeben. Die Frage, warum die Aktivisten trotzdem darauf bestanden, mit ihrer Flotte Gaza direkt anzusteuern, erübrigt sich ebenso. Man muss auch nicht mehr darüber reden, dass sich die Lage im Gazastreifen deutlich verbessern ließe, indem man dort das Existenzrecht Israels anerkennt und aufhört, Raketen auf den nicht anerkannten Nachbarn abzuschießen. Dies wiederum würde auch den Verdacht entkräften, dass auf dem Wasserwege nicht nur Humanitäres sondern auch Explosiveres nach Gaza befördert werden könnte. Aber, wie gesagt, das alles steht jetzt nicht mehr zur Debatte. Jetzt steht anderes an. Die Aktivisten tragen Trauer und Israel ist voll damit beschäftigt, seinen ramponierten Ruf schrittweise wiederherzustellen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der neue Beruf des Aktivisten einerseits gefährlicher ist als zunächst gedacht, andererseits aber auch von großer politischer Wirkungskraft. Ein interessanter Beruf also für alle, die Israel nicht mögen und eine herausfordernde Tätigkeit im Nahen Osten suchen.