Hervorragend das Problem auf den Punkt gebracht!!! Ein gewisser Wilhelm Hankel hat die genannte Problemlösung (Deutschlands Austritt aus der Eurozone) schon vor Jahren vorgeschlagen!
Einfachere Lösung: Deutschland exportiert per Gesetz nur noch zu Preisen, die Gewinne deutlich über dem für die nächsten 10 Jahre wahrscheinlichen (gemittelten) Euro-Wertverlust enthalten. Also mal ganz grob über den Daumen und mit einer gewissen Milde betrachtet: 25%.
Und dann kriegen wir wieder die Mark? Aber damals hat man uns doch in den Euro gezwungen (als Preis für die Wiedervereinigung), damit alle etwas von unserer starken Mark haben. Nun haben alle eine starke Währung, aber das ist auch wieder nicht gut. Verrückte Welt.
Das Problem des Herrn Bernanke besteht in dem Problem, das die offizielle Politik der EU-Mitgliedsländer und der EU zunehmend bestimmt und davon abhält, zum Wohl der EU-Länder und ihrer Bürger zu wirken. Es besteht in dem Denkverbot, das sich diese Herrschaften aus ideologischer Verblendung auferlegt haben. Wenn sie sich von diesem Denkverbot freimachten, müssten sie sehr schnell zugeben, dass die Warnungen vor der EURO-Einführung mehr als berechtigt und nicht der Ausfluss einer ewiggestrigen Geisteshaltung waren. Nur ist noch alles viel schlimmer gekommen, als es sich die Warner ausgemalt haben. Ihnen fehlte es nämlich an der Phantasie sich vorzustellen, dass die Politik die selbst auferlegten Regeln bei erstbester Gelegenheit über den Haufen schmeißen könnte.
Ich stimme zu: a) Der deutsche Handelsbilanzüberschuss ist ein riesiges Problem, und zwar für die europäischen Nachbarländer, besonders die Eurokrisenländer, die genau deshalb in der Krise sind. Der deutsche Außenhandelsüberschuss stellt, weltwirtschaftlich gesehen, ein wirklich schlechtes und zerstörerisches Benehmen Deutschlands im internationalen Umfeld dar. b) Ein deutscher Euro-Austritt wäre absolut sinnvoll. Aber hier bin ich, mit Begründung, anderer Meinung: Entgegen der Meinung des Autors, Deutschland könne doch nicht durch Regierungsanweisungen die Löhne erhöhen, wäre - solange Deutschland im Euro bleibt - genau das sinnvoll und möglich. Was die Agenda 2010 geschafft hat, nämlich eine durch die deutsche Konsenskultur herbeigeführte Lohnzurückhaltung, kann eine ähnliche Agenda selbstverständlich in umgekehrte Richtung ebenfalls herbeiführen: eine durch deutsche Konsenskultur bewirkte allgemeine kräftige Lohnsteigerung (die natürlich auch mit den entsprechenden Preissteigerungen verbunden wäre, was ebenfalls notwendig ist, wenn die Eurozone nicht auseinanderbrechen soll). Auch eine Erhöhung der Staatsverschuldung wäre möglich und sinnvoll. Das Argument, dass Staatsverschuldung zukünftige Generationen belaste, ist wegen des Mackenroth-Theorems nicht korrekt. Wer etwas für die zukünftigen Generationen tun will, hinterlässt ihnen eine hingegen phantastische Infrastruktur. Und davon abgesehen: die deutschen Handelsbilanzüberschüsse werden mittelfristig die deutschen Staatschulden ebenfalls stark steigen lassen, da sie in großem Ausmaß durch Kredite der Öffentlichkeit an das Ausland finanziert werden (zum großen Teil versteckt in Schattenhaushalten); da das Ausland diese Kredite niemals zurückzahlen wird, sind sie korrekterweise als Schulden anzusehen und zu buchen. (Davor hat sich Herr Schäuble bisher gedrückt, vielleicht aus Unkenntnis/Unfähigkeit oder um die Gefährlichkeit seiner Wirtschaftspolitik zu verschleiern. Das wird aber mit Sicherheit kommen; Griechenland ist nur ein Vorgeschmack.) Da wäre es doch wirklich besser, als Gegenwert für diese Staatsschulden eine gute Infrastruktur an die nächsten Generationen vererben zu können - anstatt GAR NICHTS. Kurz und gut: Will Deutschland den Euro erhalten, so muss es kräftige Lohnerhöhungen haben und entsprechende Preissteigerungen in Kauf nehmen; auch eine höhere Staatsverschuldung wäre sinnvoll. Will es diese Dinge nicht, so muss es logischerweise auf ein Ende der Eurozone hinarbeiten. Tut es beides nicht, so fährt es den Wirtschaftskarren so richtig an die Wand. Im Moment tut die deutsche Politik das Letztere. Ich bin, wie Autor Hartwich, für eine Auflösung der Eurozone. Ein Austritt Deutschlands wäre nicht das Schlechteste.
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