Es gab einmal eine Zeit, als alle verantwortlichen Politiker Stein und Bein schworen, dass es in Deutschland keine No-go-Areas gäbe und man es auch nicht zulassen würde, dass solche Gebiete entstünden. Man hörte dieses Versprechen auch noch zu der Zeit, als Katrin Göring-Eckardt sich freute, dass die Deutschen so viele „Menschen geschenkt“ bekämen und gleichzeitig bedauerte, sich selbst um keines der Geschenke kümmern zu können.
Heute klingt das alles irgendwie anders. Katrin Göring-Eckardt macht erklärtermaßen nun lieber Politik für Bienen und Schmetterlinge und die Deutschen durften kulturelle Neuerungen in ihren Alltag aufnehmen. Vor zwei Jahren hätten sie sich bei dem Wort Taharush noch gefragt, ob es sich um ein exotisches Gericht handelt. Heute reicht das Alltagsarabisch der meisten immerhin schon so weit, zu wissen, dass damit der Angriff einer Gruppe junger Männer auf eine Frau gemeint ist.
Der Angriff dient vor allem sexueller Triebbefriedigung und Machtdemonstration, doch in Abwandlung der heimatlichen Tradition wurde es auf deutschen Straßen und Plätzen praktischerweise auch noch mit der Umverteilung von Hab und Gut verbunden. Seit der Silvesternacht vor zwei Jahren gehört die alljährliche Frage, ob und wo speziell Frauen noch sicher und unbeschwert im öffentlichen Raum feiern können, so fest zum Jahreswechsel, wie einst das Bleigießen.
Seit einige der mit viel Naivität, wohlmeinender Blindheit und Kuschelgetier aufgenommenen vermeintlich Schutzsuchenden zeigten, dass sie im Namen Allahs und seines Propheten Ungläubige umbringen möchten, bereicherten Beton-Sperranlagen um Rummelplätze und Weihnachtsmärkte unser Leben. Und jetzt kommt noch das Frauenfestzelt hinzu, also das Zelt, in dem Frauen bei open-Air-Veranstaltungen vor sexuellen Übergriffen geschützt sind. Diese Sicherheitszonen werden gerade für die Silvesterparty am Brandenburger Tor in Berlin aufgebaut und hier ist die sogenannte „Women´s Safety Area“ eben in großen Zelten.
Es ist kein Aufschrei hörbar
Welch ein gesellschaftlicher Fortschritt. Während vor zwei Jahren in Köln die Frauen, die von Gruppen junger Männer arabischer und nordafrikanischer Herkunft überfallen, belästigt, vergewaltigt und ausgeraubt worden sind, nirgends Schutz fanden, gibt es für sie heutzutage extra Sicherheitszonen. Die Zelte sind extra bewacht, drinnen kümmern sich Helfer und die Polizei wartet für eventuelle Anzeigen direkt nebenan. Hinter der Zeltwand ist es für Frauen sicher, auch wenn draußen bestimmte Gruppen junger Männer gerade ihre Kultur auszuleben versuchen.
So sieht sie aus die neue Welt, daran können auch notorische Nörgler, wie der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, nichts ändern. Der Einwand, dass der Staat mit der Einrichtung solcher Sicherheitszonen eingesteht, dass er außerhalb dieser Schutzbereiche nicht mehr hinreichend für die Sicherheit aller Bürger sorgen kann, ist natürlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Allerdings verfängt das nur bei Menschen, die sich noch an den Anspruch des Staates erinnern, für die sichere Bewegungsfreiheit aller seiner Bürger im gesamten Hoheitsgebiet zu sorgen.
Dies gehörte zwar bis vor nicht allzu langer Zeit noch zum Selbstverständnis des hiesigen Gemeinwesens, aber wirkt dennoch wie aus einer anderen Zeit. Sonst müsste es doch einen Aufschrei geben, dass heutzutage Sicherheitszelte für Frauen nötig sind und dieser Aufschrei müsste doch mindestens so laut sein, wie der von 2013, als es darum ging, dass ein alternder Minister zuerst zu tief ins Glas und dann zu tief in den Ausschnitt seiner Barhockernachbarin geschaut hatte. Aber es sind nur die üblichen Nörgler an der schönen neuen Willkommenswelt zu hören.
Vielleicht hätte man den Zelten auch den schönen Namen „#metoo-area“ geben können, um auch jene einzubinden, die Frauen vordringlich vor weniger handfesten Bedrohungen schützen möchten.
Doch müssen wir ja mit den jungen Männern mit ihren Prägungen aus der islamischen Welt leben. Sie sind ja nun mal da, wie es die Kanzlerin, die sie willkommen hieß, einst sagte. Es kommen auch immer mehr und keiner will wieder gehen. Kaum einer wird auch dazu gezwungen. Also müssen wir doch Lösungen finden.
Politik lässt eine Schutzzelt-Konjunktur erwarten
Das Schutzzelt, das sicheres Feiern unter blickgeschützten Textilien bietet, ist nur eine Lösung. Das Prinzip ist richtig. Aber warum sollte nicht jede Frau ihr eigenes Schutzzelt nehmen? Man könnte es ihr an den Zugängen zu heiklen Plätzen anbieten. Dass es in der Form einem Niqab gliche, wäre in diesem Falle auch keine Unterwerfung. Es wäre nur eine Form der kultursensiblen Kommunikation, weil die jungen Männer so verstehen würden, dass die Frau unter dem Individualzelt kein Freiwild ist. Diese Bereitschaft zur aktiven Deeskalation würde das Zusammenleben doch enorm erleichtern, oder?
Das Schlimme ist, dass ich die letzten Zeilen satirisch gemeint haben kann. Dass sie einem bald auch als ernstgemeinte Textbausteine wiederbegegnen könnten, ist leider nicht ausgeschlossen. Der Weg ist so kurz, wie der von der Leugnung von No-go-areas zur Notwendigkeit spezieller Schutzzonen.
Also schauen wir nach vorn und entdecken die Chancen, so wie es sich am Anfang eines neuen Jahres gehört. Es könnte schließlich der Anfang einer Schutzzonen-Konjunktur sein. Schließlich müssen ja nicht nur Frauen geschützt werden. Ungefähr dort, wo zum Jahreswechsel die Frauenschutzzelte stehen, haben arabische junge Männer in der Adventszeit unter Anrufung Allahs Davidsterne verbrannt und den Juden den Tod gewünscht. Vielleicht würden sich auch für Juden Schutzzelte anbieten? Auch Schwule, die beispielsweise gern als sichtbar liebendes Pärchen öffentlich feiern möchten, müssen ja in bestimmten Gegenden um ihre körperliche Unversehrtheit fürchten. Hier böten sich Schutzzelte an geeigneter Stelle ebenfalls an. Auch bekommen sicher immer mehr Menschen in Deutschland ein besonderes Schutzbedürfnis, weil sie beispielsweise die Ehre einer traditionellen Großfamilie befleckt oder den Propheten mit einem zu lockeren Spruch beleidigt haben.
Die Schutz-Textilien haben sicher eine große Zukunft. Denn es ist nicht zu sehen, dass demnächst in Deutschland eine Politik gemacht wird, die einer Schutzzelt-Konjunktur entgegensteht.
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